Wo sich Huhn und Ziege gute Nacht sagen

Der QuarTierhof Höngg ist kein gewöhnlicher Bauernhof: Er wird von einem Verein geführt, steht dem ganzen Quartier zur Verfügung und mitmachen können alle, die Lust und Zeit haben. Im Juni feierte er sein zehnjähriges Bestehen.

In Reih und Glied: Für den Besuch des «Hönggers» anlässlich des Hoffestes im September stellte sich das Team vom QuarTierhof Höngg gut gelaunt vor unsere Linse. (Foto: Daniel Diriwächter)

Bier brauen, Ponyreiten, Hühner füttern, mal wieder die ausgebüxten Ziegen einfangen, Obstbäume schneiden oder die Gartenbeete pflegen? Wer Lust hat, sich in seiner Freizeit gemeinsam mit anderen landwirtschaftlich zu betätigen, Tiere und Pflanzen zu versorgen oder handwerklich ein gewisses Geschick aufweisen kann, der ist auf dem QuarTierhof an der richtigen Adresse.

Das ehemalige Bauerngehöft ist im Besitz der Stadt und hat eine bewegte Geschichte. Einst wurde es von Pfarrer Ernst Sieber als «Sunnehöckli» für Suchtbetroffene verwendet. Dann übernahm der Allgemeine Kaninchen- und Geflügelzüchterverein Zürich die Verantwortung über das Grundstück und begann mit der gemeinsamen Tierhaltung. Es wurden Hühner gehalten, deren Eier via Abonnement verkauft wurden. Weiter hatten Kinder die Gelegenheit, auf dem Hof Kaninchen zu halten.

Als sich der Kaninchenzüchter-Verein im Jahr 2014 schliesslich zurückzog, übernahm eine Gruppe engagierter Eltern die Gesamtverantwortung über den Hof. Erfahrung mit den Tätigkeiten auf einem Bauernhof hatten sie bis dahin wenig – einzig die Tatsache, dass ihre Kinder seit einigen Jahren dort mit grosser Begeisterung ihre Kaninchen pflegten, verband sie mit dem Ort.

Die Aufgabe, die sie übernahmen, war nicht klein: Es galt, die Betreuung der rund 40 Hühner, fünf Ziegen, vier Ponys, zwei Pferde und zahlreichen Kaninchen zu organisieren – neben der Verantwortung über Hof, Garten und Umschwung.

Eine Dekade voller Action

Damit wurde aus dem «Höckli», wie der Hof damals genannt wurde, der «QuarTierhof». Mittlerweile kann der Verein auf eine ganze Dekade Erfahrung zurückblicken – und von sich behaupten, die Herausforderungen erfolgreich bewältigt zu haben. Dabei ist in den letzten Jahren neben dem normalen Alltagsbetrieb noch so einiges passiert: Nicht nur eine Kaninchenseuche, auch Corona und ein umfangreiches Umbau- und Sanierungsprojekt der Stadt Zürich wollten gemeinsam bewältigt werden.
Aber nun sind die Pandemien passé und der Umbau ist fertiggestellt.

Der Verein erfreut sich an sanierten Gebäuden mit neuen Stallungen für die tierischen Mitbewohner. Fast 200 Mitglieder partizipieren hier mittlerweile, viele Familien mit Kindern sind in den Gruppen aktiv und kümmern sich gemeinsam um das Tierwohl. Doch nicht nur Vereinsmitglieder dürfen den Hof nutzen: Mittwochs und Samstagnachmittags ist der Hof für alle im Quartier zugänglich und Veranstaltungen wie das Eierfärben vor Ostern oder das Hoffest im Herbst sind im Quartier bereits fixe Grössen.

Auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Und all dies musste auch einmal gefeiert werden. Am 14. Juni trafen sich die Vereinsmitglieder zu einem gemütlichen Beisammensein mit ein paar feierlichen Worten und allerhand Leckereien vom Grill, zu denen alle etwas beigetragen hatten. Wer in Erinnerungen schwelgen wollte, der hatte in der ehemaligen guten Stube des Bauernhauses die Gelegenheit dazu: Dort waren auf einer Wäscheleine Bilder und Artikel der vergangenen zehn Jahre aufgehängt – ein farbenfroher Überblick über die Vereinsgeschichte. Und angesichts all der jungen Familien, die an diesem Abend den Hof bevölkerten, scheint auch die Zukunft des Vereins gesichert zu sein.

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