Politik
Wie viele Schinkenbrötli braucht der Mensch?
In Zürich lebt der Fachhandel schlecht: Tschau Pastorini, tschüss English Book Shop, see you Jamarico, adieu Seilerei Denzler… ja sogar goodbye McDonald‘s im Niederdorf.
26. Oktober 2016 — Eingesandter Artikel
Es ist ein Mix von widrigen Umständen, die dem KMU das Leben schwer machen. Hohe Mieten sind das Eine, da können die Kleinen einfach nicht mithalten. Bei McDonald‘s geben die Verantwortlichen zu, dass der Trend zum gesunden Essen auf den Umsatz drückt. Aber auch die fehlenden Frequenzen: McDonald‘s Sprecherin Aglaë Strachwitz: «Die Frequenzen waren nicht mehr so hoch. Es gibt heute andere Quartiere in der Stadt, in denen mehr Menschen einkaufen und in den Ausgang gehen». Vielleicht hält man sich heute lieber in Zürich-West auf? Aber auch dort ist KMU-Wüste: Richtig glücklich mit Schlangen an der Kasse ist nur die Migros im Puls 5.
Viele Fachgeschäfte, die verschwinden, werden von internationalen Ketten ersetzt oder als Cafés oder Snackbars umgenutzt. Aber wie viele Schinkenbrötli braucht der Mensch? In der Innenstadt scheinen nur internationale Ketten sowie Banken und Versicherungen zu überleben. Ähnliches sieht man in der «City of London». Die lebendige Szene und die Normalos organisieren sich in der Peripherie. Zürich ist aber bald überall Zentrum, neuerdings gehören Oerlikon und Zürich West, zumindest was die Höhe der Parkgebühren anbelangt, auch dazu. Im Zentrum von Oerlikon sind zudem weitere verkehrsberuhigende Massnahmen geplant, wogegen sich die Gewerbevereine vehement wehren. Flaniermeilen sind gut für Geschäfte mit schöner Auslage. Für den Bäcker oder den Metzger dürfte eher die gute Erreichbarkeit ausschlaggebend sein. Und wenn Sie selber die gute lokale Versorgung schätzen, sollten Sie sie auch nutzen. Wann haben Sie das letzte Mal im Quartier eingekauft? Fussgängerzonen allein sind keine Garanten für guten Umsatz, und Velowege sind nicht die ultimative Antwort auf alle Probleme dieser Welt, vor allem, wenn man zu Fuss oder auf dem Velo kein Geschäft mehr erreicht, weil man sie nur noch in den peripheren Einkaufszentren findet.
Nicole Barandun
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich
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