Quartierleben
Werden in Höngg Hunde vergiftet?
Der Anruf Anfang letzter Woche klang verzweifelt: Eine Frau erkundigte sich, ob der Redaktion des «Hönggers» Hinweise auf Fälle von vergifteten Hunden vorlägen. Sie selber sei gerade auf dem Polizeiposten gewesen und dort wisse man von nichts – dies hat sich unterdessen geändert.
18. Februar 2010 — Fredy Haffner
«Darüber müsste man doch berichten, die Hundehalter aufmerksam machen», verlangte die besorgte Hönggerin und fügte an, dass vielleicht Angela Beltracchi, Tierärztin aus Höngg, mehr wüsste. Tatsächlich sind dieser fünf Fälle bekannt, alle geschehen im Gebiet zwischen dem Rütihof und dem Friedhof Oberengstringen, innerhalb dreier Wochen im Januar, wie sie dem «Höngger» auf Anfrage Ende letzter Woche bestätigte. Drei Hunde seien gestorben, zwei hätten überlebt. Im Moment wisse sie von keinem aktuellen Fall. «Ob es tatsächlich Gift war oder nicht, ist schwer zu sagen», betont Beltracchi, «denn bis anhin hat niemand einen Köder gefunden.» Die Vermutung sei aber stark, denn die Symptome passen genau auf jene, wie sie der erfahrenen Ärztin von Vergiftungsfällen her, in denen Frostschutzmittel verwendet wurde, bekannt sind: Erbrechen, Schwäche, Zittern, ausbleibender Harnabsatz, eventuell Gleichgewichtsstörung und Durchfall. Auch Dr. Peter Laluha von Bessy’s Kleintierklinik in Watt bei Regensdorf hat entsprechend ähnliche Fälle behandelt und bestätigt die Symptome. Er rät Hundehaltern, welche beobachten, wie ihr Hund etwas Verdächtiges gefressen hat, sofort den Tierarzt anzurufen und abzuklären, ob weitere Massnahmen notwendig sind.
Erste Meldung erfolgte in Engstringen . . .
Dr. Beltracchi erstattete Meldung beim Polizeiposten in Engstringen, wie Esther Surber, Pressesprecherin der Kantonspolizei, am Montag bestätigte. Man habe Kenntnis von diesen Vorfällen, eine entsprechende Anzeige sei jedoch nicht eingegangen, denn die müsste von einem betroffenen Hundehalter direkt kommen. Ohne Anzeige jedoch fehlt der Polizei der Handlungsgrund. Dennoch blieb man nicht untätig: Eine Hundeführerin der Kantonspolizei lief das Gebiet mehrfach ab. Auch beim zuständigen Wildhüter Erwin Nüesch fragte man nach, denn sollten tatsächlich Giftköder ausgelegt worden sein, so wären als Erstes vermehrt tote Füchse aufgefallen, denn diese finden und fressen die Köder meist noch vor den Hunden. Doch weder Nüesch noch sein Hund haben tote Tiere gefunden.
. . . Anzeigen in Höngg folgten kurz danach
Dies könnte sich allerdings ändern, denn alleine seit Montag gingen bei der Stadtpolizei Zürich fünf Anzeigen ein, wie Judith Hödl von der Infostelle der Stadtpolizei Zürich bestätigt. Alle betrafen Hunde, die sich auf unbekannte Art und Weise Vergiftungen zugezogen hatten. Offenbar hatten die Vierbeiner unterwegs etwas Unbekanntes vom Boden aufgenommen und gefressen. Zwei Tiere sind in der Zwischenzeit gestorben. Die angeordneten Autopsien und Abklärungen der Tiermediziner sind noch im Gang. «Aufgrund der aussergewöhnlichen Häufung kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Hunde vergiftete Gegenstände oder Futterstücke gefressen haben», sagt Hödl und fügt an, dass bis jetzt noch keine solchen Stücke gefunden oder sichergestellt werden konnten. Die Patrouillentätigkeit in diesem Gebiet wurde verstärkt.
Flyer machen auf Gefahr aufmerksam
Die Fachgruppe Tierschutzdelikte der Stadtpolizei Zürich ist über die Vorfälle im Rütihof informiert. Ein Flyer wurde erstellt und diesen Montag im betroffenen Gebiet aufgehängt. Darin werden die Hundehalter darauf hingewiesen, dass sie ihre Vierbeiner an Orten, wo sie nicht angeleint sein müssen, gut im Auge behalten. Es ist vor allem darauf zu achten, dass die Tiere keine unbekannten Gegenstände oder Futterstücke aufnehmen. Falls es trotzdem dazu kommen sollte, wird empfohlen, bei plötzlichen, ungewöhnlichen Gesundheitsstörungen wie bereits beschrieben, unverzüglich einen Tierarzt aufzusuchen, da es sich um eine Vergiftung handeln könnte. Falls möglich sollte eine Probe des Erbrochenen in einem verschliessbaren Glas aufbewahrt und dem Tierarzt übergeben werden. Zudem bittet die Stadtpolizei Personen, welche in den letzten Tagen und Wochen im Gebiet Hönggerberg, rund um den Friedhof, beziehungsweise bei der Stadtgrenze zu Oberengstringen, verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sich unter Telefon 044 411 71 17 zu melden. Betroffene Hundehalterinnen oder Hundehalter, die noch keine Anzeige erstattet haben, aber ebenfalls betroffen sind, sollten sich auch mit der Stadtpolizei in Verbindung setzen. Unter den Hundehalterinnen und -haltern geht die Angst um, wie verschiedentlich berichtet wird. Bleibt zu hoffen, dass die vermehrte Aufmerksamkeit weitere Fälle verhindern kann.
Das Strafmass für die Täterschaft – falls denn eine Tat vor Gericht beweisbar ist – liegt laut dem Tieranwalt des Kantons Zürich, Antoine F. Goetschel, und einer mit der Oberstaatsanwaltschaft ausgearbeiteten Strafmassempfehlung bei mindestens 45 Tagessätzen und einer Busse von 1000 Franken. Wünschen würde sich der Tieranwalt 60 Tagessätze und bei besonders tierverachtender Grundhaltung würde er sich für bis zu 80 Tagessätze einsetzen, wie er auf Anfrage bekannt gab.
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