Stadt
Wenn Dornen den Weg zum Herzen finden
Die Hönggerin Gabriela Wyss hat einen «dornigen» Arbeitsplatz: Seit Anfang 2010 leitet sie die renommierte Sukkulenten-Sammlung Zürich am Mythenquai.
31. Mai 2012 — Redaktion Höngger
«Meine ersten Erinnerungen an die Sukkulenten-Sammlung Zürich reichen bis in die Kindheit zurück. Zwischen der vierten und sechsten Klasse habe ich mit dem Pro-Juventute-Ferienplausch die Sammlung besucht und wurde damals richtiggehend ‹angesteckt›», erzählt Gabriela Wyss. Fortan hegte sie daheim Pflanzen aller Art, aber mit Vorliebe Sukkulenten, deren farbige Blüten sie besonders erfreuten. «Sukkulenten sind nicht nur Kakteen, sondern allgemein wasserspeichernde Pflanzen, wie zum Beispiel die Aloe vera oder die Agave. Es gibt auch sukkulente Orchideen. Sukkulenz kommt übrigens vom lateinischen Succus, also Saft», erklärt die 46-jährige Doktorin der Biologie mit Vertiefungsgebiet Botanik. Sukkulenten speichern Wasser je nach Art in der Wurzel, in den Blättern oder im Stamm. Im elterlichen Schrebergarten am Käferberg habe sie in jungen Jahren so richtig in die Natur eintauchen können: «Gerade bei Dämmerungseinbruch kann man die Natur sehr schön hören – die Tierlaute, aber auch Gerüche von der Erde oder dem Gras, zum Beispiel nach einem Gewitter, kommen dann richtig zur Geltung.»
Laufbahn im naturwissenschaftlichen Bereich eingeschlagen
So war es für die junge Frau klar, dass ihre berufliche Zukunft etwas mit der Natur und der Umwelt zu tun haben sollte. Nach dem Gymnasium studierte Gabriela Wyss Biologie und schrieb die Doktorarbeit zum Thema «Bekämpfung von Unkräutern mittels schwächenden Pilzerkrankungen» – sozusagen einem Vorläufer der biologischen Bekämpfung, wie sie heute oft mit Nützlingen, wie zum Beispiel Marienkäfern gegen Blattläuse, angewendet wird. Nach einem beruflichen Aufenthalt in Amerika arbeitete sie zehn Jahre beim FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau. Als Fachgruppenleiterin Lebensmittelqualität und -sicherheit erlebte die naturverbundene Frau eine spannende Zeit. «Doch ich wollte mich weiterentwickeln und besuchte Führungskurse. Als ich entdeckte, dass die Sukkulenten-Sammlung Zürich eine neue Leitung suchte, war der Fall für mich klar!»
Weltweit einzigartige, vielfältige Sammlung an Sukkulenten
Gabriela Wyss will die seit 1931 bestehende Sammlung vermehrt ins Gespräch bringen, schliesslich seien in den sechs Gewächshäusern, dem Kastenareal sowie im Steingarten rund 25 000 Sukkulenten von etwa 6500 verschiedenen Arten zu entdecken. Auf gut 700 Quadratmetern Fläche könne man eine weltweit einzigartige Sammlung besichtigen: «Wir sind in der ganzen Welt vernetzt, tauschen Wissen und Samen aus und geniessen ein hohes Ansehen.» Wissenschaftlich interessierte Personen können nach Voranmeldung das Herbar besichtigen, in welchem viele der bekannten Sukkulenten getrocknet und eingeordnet vorliegen. In der Fachbibliothek kann man zudem vor Ort alles zum Thema lesen. «Wir sind ein Ort des ‹Grünen Wissens›, zu unserem Auftrag gehört das Vermitteln von Pflanzenphänomenen», so Gabriela Wyss über die Sammlung, die zu Grün Stadt Zürich gehört. Um mehr als die heutigen 50 000 Besucher pro Jahr ansprechen zu können, organisiert das «Sukki»-Team Führungen, Workshops und Veranstaltungen, verkauft Sukkulenten, Samen und spezielle Kakteenerde und vermietet zu guter Letzt ihre Gewächshäuser und den Inforaum für Anlässe – dass diese Innovationen der 80-jährigen Sammlung Zulauf bringen, ist gewiss.
Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 16.30 Uhr, der Eintritt ist kostenlos. Sukkulenten-Sammlung Zürich, Mythenquai 88.
Weitere Informationen: www.stadt-zuerich.ch/sukkulenten, www.foerderverein.ch
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