Über Musicals denkt man gemeinhin, dass die Menschen darin aus heiterem Himmel in euphorischen Gesang ausbrechen. Dabei etablierte sich auch das politische oder das dramatische Musiktheater mit Erfolg. Nun bewies der Verein Musicalprojekt Zürich 10, dass sogar ein Werk über das Sterben möglich ist. «Vom Leben des Todes» feierte Anfang März Premiere und die Aufführungen im Reformierten Kirchgemeindehaus waren ein Triumph.
Das Musical entstand in der Pandemie und wurde vom Ensemble wie auch dem Leitungsduo Zoé Piguet und Chris Meier geschrieben. Darin folgt das Publikum dem personifizierten Tod – einmal weiblich, dann wieder männlich – durch verschiedene Situationen an der Schwelle zum Jenseits. Weil Themen wie Suizid oder Krebs für einige Personen belastend sein könnten, gab der Verein auf seiner Website sogar eine Triggerwarnung heraus.

Ein Evergreen beim Suizid

«Vom Leben des Todes» wurde aber meist schwungvoll, kurzweilig und mit einer Prise Humor dargeboten. Und die Musik mit vielen Klassikern der Popmusik hatte es in sich. So wurden etwa der verruchte «Cell Block Tango» aus «Chicago» und der James-Bond-Song «Live and let die» mit Anmut vorgetragen. Elton John war mit «Circle of Life» und «I’m still standing» gleich doppelt vertreten und der bereits erwähnte Suizid ging mit Simon and Garfunkels Evergreen «The Sound of Silence» über die Bühne.
So gesehen war «Vom Leben des Todes» eher eine Musical-Revue, in welcher die Spielfreude des Ensembles deutlich zu spüren war. «In der Regel proben wir für eine Produktion acht Monate», sagte Nicole Meier, Co-Präsidentin des Vereins. Es wurden einige Monate mehr daraus. Ursprünglich sollte das Stück vor einem Jahr aufgeführt werden, was von der Pandemie verhindert wurde. Die Frage, ob das Ensemble gewisse Lieder nach so langer Zeit noch hören, geschweige denn singen wolle, bejahte Meier. «Alle freuten sich darauf, diese Songs endlich dem Publikum zu präsentieren.»

Zitterpartie vor der Premiere

Trotzdem gerieten die Tage vor den Aufführungen zur Zitterpartie, auch wenn drohende Ausfälle einkalkuliert wurden. «Die Leitung hat entschieden, dass wir auch dann spielen, wenn bis zu fünf Personen fehlen», erklärte Meier. Bei einem Ensemble von 21 Personen wäre dies vertretbar, wenn auch bedauerlich gewesen. «Es gab Überlegungen, Songs zu streichen und gewisse Löcher in der Choreografie in Kauf zu nehmen.» Kurz vor der Premiere wurden dann die ersten zwei coronabedingten Ausfälle bekannt, dann waren es plötzlich vier und am Tag der Premiere sassen schliesslich sechs Ensemblemitglieder in der Isolation fest. Hinzu kam ein Krankheitsfall in der fünfköpfigen Band. Das konnte das Ensemble aber nicht mehr aufhalten: Kurzerhand sprangen Zoé Piguet und Chris Meier in die Presche, und auch die Choreografin Joëlle Regli übernahm eine Rolle. Diese Umbesetzungen und weitere Änderungen blieben für das Publikum beinahe unbemerkt. Es zollte der Musicalgruppe Respekt, dass diese in einer solchen Situation überhaupt gespielt hat. Der Applaus war entsprechend gross.