Stadt
Was sich im «Verkehr Kreis 10» bewegt
In einem Schreiben vom 17. September an die Teilnehmenden des Workshops «Verkehr Kreis 10» informierten die Dienstabteilung Verkehr und das Tiefbauamt der Stadt Zürich über den Stand der ersten internen Abklärungen. Der «Höngger» betrachtet die aus Höngger Sicht relevanten Punkte.
23. Oktober 2013 — Fredy Haffner
Seit August letzten Jahres hatten sich rund 30 Mitwirkende – Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien, Quartier- und Gewerbevereine, Interessengemeinschaften, Kirchgemeinden und Einzelpersonen aus Höngg und Wipkingen – an drei Veranstaltungen zum Thema «Verkehr Kreis 10» getroffen und über Brennpunkte und Lösungsansätze diskutiert. Am 9. April 2013 überreichten sie Stadtrat Daniel Leupi das 17 Punkte umfassende Dokument «Empfehlungen des Kreises 10 an die Stadt». Am 17. September informierten die Behörden über den Stand der Dinge.
Viel Platz nimmt im vierseitigen Schreiben die Achse Am Wasser/Breitenstein ein – wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich die gleichnamige Interessengemeinschaft (IGAWB) im Workshop besonders engagiert hatte. Eine ihrer Anregungen hatte verlangt, die heute als regional eingestufte Achse in eine kommunale abzuklassieren. Die Stadt schreibt dazu nun: «Im Rahmen der Gesamtrevision des regionalen Richtplans aus dem Jahr 2000 wird gegenwärtig die Klassierung der überkommunalen Strassenabschnitte beurteilt. Die Bedeutung der Achse Am Wasser – Breitensteinstrasse – Hönggerstrasse – Wasserwerkstrasse bis Kornhausbrücke wird derzeit detailliert untersucht. Die Festsetzung des neuen regionalen Richtplans ist zum Jahresbeginn 2015 vorgesehen.» Es wird sich also zuerst zeigen müssen, was der Kanton von einer Abklassierung hält − oder eben nicht.
Engpass bleibt, Tempo 30 nachts wird getestet
Eine weitere Empfehlung wollte den Engpass beim Haus Am Wasser 108 vorzeitig beseitigen und die Trottoirlücke schliessen, was im Rahmen eines Sanierungsprojektes eigentlich bereits für 2012 vorgesehen, dann aber auch im Hinblick auf die Ergebnisse der nun laufenden Abklärungen verschoben worden war. Die möglichen Varianten, so die Stadt, würden zurzeit auf ihre Vor- und Nachteile überprüft. Dabei würden auch unkonventionelle Lösungen für die Engpassbehebung untersucht und anschliessend eine Kosten- und Terminabschätzung vorgenommen. Auch sei auf der ganzen Achse, am besten Tag und Nacht, Tempo 30 zu signalisieren, hatten die IGAWB und ihre Mitstreiter angeregt. Hier scheint sich etwas zu bewegen: «Zurzeit ist ein Pilotversuch in Vorbereitung. Vorbehältlich der Einsprachen sollte er im Jahr 2014 durchgeführt werden können. Die Strecke Am Wasser ist als Pilotstrecke vorgesehen.» Ob dabei auch die Breitensteinstrasse miteinbezogen wird, war laut Martin Zahnd, Präsident der IGAWB, nicht in Erfahrung zu bringen. Er findet: «Ein Tempo 30 nachts ohne Breitensteinstrasse wäre eine Alibiübung, denn der grösste Teil Am Wasser ist bereits Tempo 30.» Schlechte Karten für neue Busverbindung Schon länger wird auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel in einem Mitte 2012 eingereichten Postulat der Gemeinderäte Guido Trevisan (GLP) und Florian Utz (SP) gefordert, eine neue Buslinie durch die Achse AWB einzurichten, denn geht es nach der IGAWB, ist das Gebiet denkbar schlecht durch den öV erschlossen. Doch da sieht es schlecht aus, wie dem Zwischenbericht der Behörden auszugsweise zu entnehmen ist: «Im Rahmen der ‹Netzentwicklung 2030› haben die VBZ festgestellt, dass sich mit einer Entlastungslinie ab Rütihof via Frankental–Am Wasser keine schnelleren Verbindungen zum Hauptbahnhof realisieren lassen. Stattdessen soll das Angebot der Linie 46 zum Beispiel mit Eilbussen ab Meierhofplatz zum Hauptbahnhof, nur noch mit Halt in Wipkingen, ausgebaut werden.» Dies hat auch die SVP unlängst im Gemeinderat angeregt. Die Stadt weiter: «Aufgrund der Erfahrungen aus dem Quartierbusbetrieb Am Wasser (Linie 71 bis Dezember 2008, Anm. d. Red.) sehen die VBZ in Absprache mit dem ZVV zurzeit keine Möglichkeit, ein sinnvolles und wirtschaftliches Angebot für die Achse AWB einzurichten.»
Weiterhin Schleichverkehr via Bäulistrasse?
Hoch vom Wasser Richtung Zentrum Höngg wird leider oft die enge Bäulistrasse als Schleichweg benutzt. Zum Leidwesen der Anwohner. Auch hier waren Massnahmen, zum Teil ganz konkret, angeregt worden. Sieben Varianten prüfte die Stadt näher. Dabei zeigte sich laut Zwischenbericht, dass die Varianten mit gesperrter Bäulistrasse mangels Wendeplätzen nicht machbar sind. Ein Fahrverbot nur an der Bäulistrasse bevorzuge dagegen deren Anwohnende ungemein, während alle anderen grosse Umwege in Kauf zu nehmen hätten. Ein Fahrverbot für die ganze Zone sei kaum durchsetzbar beziehungsweise kontrollierbar und im Sinne einer Gleichbehandlung auch nicht erklärbar. Doch: «Die Stadt ist bestrebt, weitere Lösungsansätze zu suchen.»
Und der Meierhofplatz . . .
Angeregt hatten die Workshopteil nehmer, die Rückstauerscheinungen auf der Limmattalstrasse, die infolge des Lichtsignals am Meierhofplatz entstehen, seien so auf Strecken vorzuverlagern, auf denen vom Tramtrassee unabhängige Spuren für den motorisierten Individualverkehr zur Verfügung ständen. Da seien, teilt die Stadt nun mit, bereits die möglichen Varianten auf allen zuführenden Strassen definiert worden und ein Ingenieurbüro untersuche nun deren Auswirkungen. Zum Thema der unbefriedigenden Situation im öV-Haltestellenbereich am Meierhofplatz ist dagegen noch nichts Konkreteres bekannt: Solche Massnahmen seien stark abhängig von den Möglichkeiten, welche sich aus einer allfälligen Stauverlagerung ergeben. Eine Machbarkeitsstudie könne daher erst erfolgen, nachdem die Resultate dieser Empfehlung sowie jener zum Thema ‹Quartierzentrum aufwerten› vorlägen. Letzteres bezieht sich auf die Anregung, das Quartierzentrum sei mit einer fuss- und veloverkehrsfreundlichen Gestaltung der Strassenräume insbesondere im unteren Teil der Regensdorferstrasse massgeblich aufzuwerten. Derzeit, so die Behörden, werde eine Übersicht zu den aktuellen und geplanten Projekten und politischen Vorstössen erstellt – wie zum Beispiel dem seit Mai 2012 hängigen GLP-Postulat, das eine Begegnungzone mit Tempo 20 im unteren Teil der Regensdorferstrasse verlangt. Erst danach könne man mögliche Lösungsansätze erarbeiten. Dies, so gewinnt man den Eindruck, gilt für die meisten der 17 am Workshop erarbeiteten Anregungen. Aber ein Zwischenbericht ist seiner Natur nach ja auch noch nicht das Ende aller Weisheiten − zumal wenn es um ein so komplexes und kontrovers diskutiertes Thema wie den Verkehr geht.
Berichte im «Höngger»:
www.hoengger.ch/Archiv,
Ausgaben vom 5. Juli 2012,
25. April 2013; Empfehlungen:
10. und 16. Mai 2013.
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