Walter Andreas Müller bringt alle zum Lachen

Der grosse Saal in der Tertianum-Residenz Im Brühl war bis auf den letzten Platz besetzt, als Schauspieler, Parodist und Radiomoderator Walter Andreas Müller, bestens bekannt als WAM, am vorletzten Mittwochnachmittag das Mikrofon ergriff.

Walter Andreas Müller im Gespräch mit Besuchern des Anlasses.
WAM parodiert da wen? Genau, Christoph Blocher. 
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Die rund 100 Gäste, meist Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz, waren von der ersten Minute an begeistert und voll dabei, denn WAM versteht es bestens, seine Zuhörenden sofort in den Bann zu ziehen. Unkompliziert in Jeans, Hemd und Windjacke gekleidet, erzählte WAM, dass es Technikprobleme gäbe, seine mitgebrachte DVD funktioniere hier nicht. «Das Lustige ist, dass ich vor einem Jahr im Pflegezentrum Käferberg war, und auch dort gab es ein technisches Problem. Nun frage ich mich fast, ob es an Höngg und Wipkingen liegt oder an mir.»

«Scherz beiseite, es geht kurz und schmerzlos!»

Er wolle aus seinem Leben erzählen, dies dauere von halb fünf Uhr nachmittags bis halb neun Uhr abends, dann würden Sketches bis um halb elf geschaut, und dazwischen gäbe es als «Znacht» ein Sandwich, so WAM. «Scherz beiseite, natürlich dauert es nicht so lange, wir machen dies kurz und schmerzlos.» Der als Walter Andreas Müller in Wollishofen aufgewachsene Bub, geboren «Neunzehnhundertschnee, also 1945», sei eine Jungfrau, schon das ganze Leben lang und auch immer geblieben, am 3. September sei er zur Welt gekommen. Sein «Bape» sei Typograf, damals sagte man noch Maschinenschriftsetzer, bei der NZZ gewesen, welche täglich dreimal erschien, seine «Mame» habe bei Lindt & Sprüngli in Kilchberg gearbeitet. «Leider starb sie, als ich knapp fünf war.» Um seinem Vater bei der Erziehung des Buben zu helfen, zog WAMs Grossmutter nach Wollishofen zu den beiden. «Sie wissen, dass Enkel rabiat, böse und unangenehm sein können. Ich war ein richtiger ‹Saugoof›, ein klassischer ‹Schnudderbueb›.» Zum Glück habe der Vater wieder geheiratet, als WAM elf gewesen sei. «Meine Stiefmutter war mein Glück und Segen, denn sie erzog mich, wollte, dass ich mir in der Schule Mühe gab und etwas aus mir werde.» So absolvierte er bei Musik Hug am Limmatquai eine kaufmännische Verlagslehre, wusste aber, dass sein Traum Sänger oder Schauspieler kein Traum bleiben sollte. «Ich sang schon als Sechsjähriger im Sandkasten so, dass die Leute stehenblieben und mir zuhörten», weiss er noch ganz genau.

Schauspieler ohne Doktortitel

Mit einer Körpergrösse von «1,62 Metern und en halbe Zentimeter» sei es aber schwer bis unmöglich gewesen, ein gefeierter Opernsänger zu werden, da die gewichtigen Sängerinnen oft recht gross gewesen seien. So ging er an die Schauspielschule in Zürich, welche damals schlicht Bühnenstudio hiess, und bestand die Aufnahmeprüfung. «Ich lernte genau dasselbe wie die Schauspielschüler heute, nur habe ich keinen Doktortitel und keinen Bachelor – das brauchte ich auch nie», so WAM mit einem Augenzwinkern. Wie die meisten Schweizer Schauspieler sei er nach Deutschland gegangen, um richtig Hochdeutsch zu lernen. Man durfte nicht hören, dass da ein Schweizer spielte und sprach. «Redete aber ein Österreicher mit seinem Dialekt Hochdeutsch, so war das dann Kunst . . . » sagte er in astreinem Österreicher Dialekt. Wieder zurück in der Schweiz war er am Theater an der Winkelwiese engagiert. «Wir probten wie verrückt, und im Durchschnitt hatten wir zwischen zehn und zwölf Zuschauer pro Vorstellung . . . Da ich wenig verdiente, bewarb ich mich als Radiosprecher.» Er erhielt den Job, weil er von seiner Lehre in der Musikbranche gute Kenntnisse über klassische Musik hatte, und arbeitete so als Schauspieler und Radiosprecher: «Ich habe somit ‹Figgi und Mühli› gehabt, lief das eine nicht so gut, verdiente ich dank dem anderen etwas dazu.»

Moderator war kein passender Job für WAM

Von Fernsehmoderator Kurt Felix wurde er für den Moderationsjob des Quiz «Banco! Ein Spiel um Sackgeld» angefragt. «Fernsehen war aber nichts für mich. Vor meinem Auftritt titelte ‹Die Tat›: ‹WAM, der neue Mäni Weber›, nach dem Auftritt schrieb man, ich hätte mich wie ein beflissener Staubsaugervertreter bewegt.» Und dies habe auch gestimmt: Er habe den Moderator nur gespielt, und sei nicht echt gewesen. Weiter ging es in seiner bis heute über 40 Jahre andauernden Karriere als Schauspieler und Parodist: Ob als Adam des «Traumpaares» Adam und Eva Chifler mit Ursula Schäppi, oder in der Serie «Fascht e Familie», wo WAM den Kellner Hans Meier spielte. 28 Jahre lang hatte er am Radio zusammen mit Birgit Steinegger die Sendung «Zweierleier» – so kam WAM mit Viktor Giacobbo in Kontakt, in dessen Sendung «Giacobbo/Müller» er regelmässig Gastauftritte hat.

Ob Globi oder Christoph Blocher – WAM hat die Parodie im Griff

Wie schnell er in verschiedenste Figuren und Dialekte schlüpfen kann, zeigte er einmal mehr dem begeisterten Publikum in Höngg – und das, obwohl er immer in seinem Freizeit-Outfit war. Für ihn genügt es, Gesten, Mimik, Sprechweise und bestimmte «Ticks» der Parodierten nachzumachen, und schon steht entweder Christoph Blocher oder Doris Leuthard vor dem lachenden Publikum. Spielt er «richtig», so dauert es zweieinhalb Stunden, sich etwa eine Glatze kleben oder eine andere Nase befestigen zu lassen. «Wenn sich dann eine parodierte Person bei mir meldet, freut mich das besonders. So etwa Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger, der ja oft ‹äh› sagte in seinen Reden. Er kam zu mir und sagte: ‹Seit Sie mich, äh, parodieren, sage ich, äh, viel weniger dieses Äh.›» Das Gelächter unter den Anwesenden zeigte, dass man sich Moritz Leuenbergers Sprechweise bewusst ist. Auch eine andere Bekanntheit lebt durch WAM auf: Globi. Seit über 35 Jahren ist er die Stimme der lieblichen Komikfigur, und das ganz ohne Stimmveränderung mittels Technik. Dass einem so auch lustige Begegnungen passieren, ist klar: «Eine Mutter sah mich und sagte zu ihrem kleinen Sohn: ‹Lueg det, de Globi!› Der Bub sprang umher und suchte Globi. Als die Mutter wiederholt zu mir zeigte, sagte er ganz fassungslos: ‹Waas? De alt Maa isch de Globi?›»

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