Höngger Fauna
Vorferienstimmung dank Grillensaison
Warme Abende, feurige Sonnenuntergänge, das Meeresrauschen wird übertönt vom Gesang der Zikaden – Sommerferien am Mittelmeer. Doch: Warum bloss in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
7. Juni 2019 — Marianne Haffner
Im Juni herrscht in den Höngger Wiesen das grosse Schweigen. Die meisten Heuschrecken sind erst als kleine, stumme Larven unterwegs. Trotzdem kann man bei uns – gewusst wo – jetzt schon Zirpkonzerte geniessen. Bei den wunderschönen Wildblumenwiesen im Friedhof und am Ruggernweg versetzen einen Feldgrillenmännchen geradezu in Vorferienstimmung. Schon aus 50 Metern Entfernung ist ihr Rätschen zu hören. Dieses wird immer lauter, je näher man einem einzelnen Männchen kommt. Kaum glaubt man sich genug nahe der Schallquelle um die Grille zu sehen, verstummt diese und flüchtet blitzschnell in ihre selbst gegrabene Wohnröhre. Doch wer regungslos vor der Höhle wartet, sieht das Männchen schon bald mit dem Hinterleib voran wieder hervorkrabbeln. Dann dreht es sich, plustert die Deckflügel ballonartig auf und bewegt sie flirrend gegeneinander. Dabei streichen die 140 Zähnchen der Schrillader des rechten Flügels wie ein Kamm mit hoher Geschwindigkeit über eine glatte Kante am Rand des linken Flügels. Das Zirpen ertönt und dies mit bis zu 100 Dezibel Lautstärke. Der Lockgesang wird von den Weibchen gehört und zwar mit den Vorderbeinen, auf denen bei Grillen je zwei Trommelfelle sitzen. Gefällt einem Weibchen der Gesang und ist es paarungswillig, braucht nur noch der Abstand zum Sänger zu stimmen. Befindet sich dieser in Gehdistanz, also maximal 10 Meter entfernt, nimmt das Weibchen den Weg auf sich. Fliegen kann es nicht, denn wie alle hiesigen Feldgrillen hat auch das Weibchen verkümmerte Hinterflügel. So krabbelt es im Zick-Zack-Kurs durch die Wiese. Unterbricht das Männchen seinen Gesang, hält es inne, bis das Zirpen die Zielrichtung wieder angibt. Ist das Weibchen genügend nahe, wechselt das Männchen zum Werbegesang, der recht diskret und leise ist. Ein paar Tage nach der Begattung legt das Weibchen mit seiner rund 1 cm langen Legeröhre die Eier einzeln in die Erde. Die geschlüpften Larven häuten sich mehrmals und überwintern im Boden. Im April oder Mai des nächsten Jahres sind sie nach der zehnten Häutung erwachsene Grillen und geschlechtsreif. Die Männchen werden genauso schön singen, wie es die jetzige Grillengeneration gerade tut. Wer aber noch in den Genuss eines Grillenkonzertes kommen will, muss sich beeilen, denn irgendwann im Juni verstummen die Wiesen und erklingen erst wieder mit dem Gezirpe anderer Heuschreckenarten im Juli.
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