Von der Schneeschleuder bis zum Deko-Säbel

«Ab go chrömle!» hiess es vergangenes Wochenende im reformierten Kirchgemeindehaus. Die reformierte Kirche und die Pfarrei Heilig Geist hatten zum traditionellen Flohmarkt geladen, an dem es 1001 Dinge zu kaufen gab. Wer einkaufte, unterstützte gleich noch vier gemeinnützige Projekte im In- und Ausland.

Dieses Paar musste zweimal nach Hause laufen, um alles tragen zu können: Nebst einem Retro-Plattenspieler hat sich der Herr ein Damenvelo gekauft, die Dame trägt dafür eine ganze Ikea-Tasche voller Neuerwerbungen.
Fredy Haffner
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Schon auf dem Weg zum reformierten Kirchgemeindehaus an der Ackersteinstrasse merkte man, dass Flohmarkt angesagt war: Schwer bepackte Frauen und Männer jeden Alters kamen einem entgegen. Ein jüngeres Paar, welches sich gleich mit Vintage-Plattenspieler, Bilderrahmen, einer ganzen Ikea-Tasche voller Sachen und zu guter Letzt einem Damenvelo eingedeckt hatte, war voll des Lobes: «Den Plattenspieler durften wir ausprobieren, und das Velo fährt sich auch tipptopp», so die beiden zufrieden.

Auf dem Liegestuhl den Cervelat essen

Auf dem Vorplatz des Kirchgemeindehauses gab es Liegestühle, Bürostühle und sonstige Sitzgelegenheiten zu kaufen, und wer nicht auf der Treppe seinen Cervelat verzehren mochte, setzte sich gleich auf einen Liegestuhl und machte eine kleine Verschnaufpause vom Einkaufs-Marathon. Im grossen Saal lockte das Eldorado: Schön sortiert nach den Sparten Antiquitäten und Raritäten, Boutique, Bücher, Büro, Elektro, Kleinmöbel und Bilder, Textilien, Geschirr, Glas, Schmiedeisen, Spielwaren, Sport, Hobby und Freizeit sowie Taschen, Koffer und Körbe konnte man nach Herzenslust stöbern. Ein Herr kaufte eine ganze Tasche voller Bücher und meinte augenzwinkernd: «Jetzt muss ich noch ein neues Regal kaufen!»

150 Helfende, unzählige Waren aller Art

Am Flohmarkt, der alle drei Jahre stattfindet, und an dem rund 150 Helfende beteiligt sind, waren die meisten mit Feuereifer dabei. Ausführlich wurde die Kundschaft beraten, Funktionsweisen von unbekannten Artikeln erklärt und Preise verhandelt – dafür ist ein Flohmarkt schliesslich da. «Leider gibt es unter vereinzelten Standbetreuenden aber den Sport, möglichst viel einzunehmen. Da die Kassen separat abgerechnet werden, sieht man so, welche Stände am meisten eingenommen haben. Wir vom Organisationsteam finden jedoch, dass die Freude an der Sache zählt, und nicht, ob jetzt der eine Stand ein paar Franken mehr als der andere eingenommen hat», sagt Rahel Aschwanden, Sozialdiakonin der Reformierten Kirchgemeinde Höngg. Je mehr Artikel verkauft werden, desto weniger Aufwand verrechnet die Brocki Land AG, welche die übrig gebliebenen Sachen am Montag abholen kam.

Flohmarkt gehört seit über 40 Jahren zu Höngg

Der Höngger Flohmarkt findet schon seit mindestens 43 Jahren statt, ganz zu Beginn jeweils im Haus Sonnegg. Rund sechs Monate Vorbereitungszeit braucht die Organisation. Gesammelt werden die gespendeten Waren, die dann an den rund 13 Ständen verkauft werden, fünf Tage vor dem Flohmi-Start. «Am Montag vor dem Flohmarkt standen hier im Saal schon alle Tische bereit, damit die Helfenden die bei uns abgegebenen Waren gleich an den richtigen Ort bringen konnten», so Rahel Aschwanden. Auch ein Antiquar komme jeweils vorbei, um eventuelle Kostbarkeiten zu schätzen, damit sie nicht für einen Spottpreis über die Theke gehen.
Unterstützt mit dem Reinerlös – dieses Jahr rund stolze 45000 Franken – werden die folgenden vier Projekte: die Kinder-Spitex Kanton Zürich, welche schwer kranke Kinder und ihre Angehörigen unterstützt, und die Arche Kinderbegleitung, die Kinder und Jugendliche mit Sprach-, Schul- oder Integrationsproblemen hilft. Diese beiden Projekte sind in der Schweiz angesiedelt. Im westafrikanischen Togo wird das Togo-Projekt unterstützt, welches Kleinkredite vermittelt, so dass Kleinbetriebe wie etwa Schneidereien oder Marktstände gegründet werden können, damit sich eine Familie ernähren kann. In Madagaskar wird das Trinkwasserprojekt «aqua pura» unterstützt, welches zeigt, wie man schnell, effizient und kostengünstig bakteriologisch reines Trinkwasser vor Ort selbst herstellen kann.
«Wir danken allen, die uns Waren vorbeigebracht haben, den vielen Leuten, die Sachen gekauft haben und natürlich allen Helfenden – und freuen uns schon jetzt auf den Höngger Flohmarkt 2017», so Rahel Aschwanden.

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