Kirchen
Vom «Plundermeitli» dank Mut zur Grosswesirin
400 Kinder und Eltern wollten Andrew Bonds Musical «Ladina und d Plunderlampe» im reformierten Kirchgemeindehaus sehen – und sie wurden nicht enttäuscht. Nebst einem aufregenden Musical gab es feinen Kuchen und am Schluss ein Treffen mit den Darstellerinnen und Darstellern.
17. Februar 2015 — Redaktion Höngger
Der Name Andrew Bond ist ein Erfolgsgarant – so erstaunt es nicht, dass am Mittwoch, 4. Februar, kurz vor 14 Uhr, der grosse Saal im reformierten Kirchgemeindehaus rappelvoll war und es dementsprechend klang: Hunderte Kinder plapperten aufgeregt durcheinander, rutschten nervös auf ihren Stühlen herum und fieberten dem Anfang des Musicals «Ladina und d Plunderlampe» entgegen, das vom MärliMusicalTheater gespielt wird, welches dem Kindermusik-Star Andrew Bond gehört. Er selbst spielt im Musical jedoch nicht mit, dafür junge, sympathische Darsteller.
Prächtige Gewänder und ein eitler Gockel
Sultan Suleiman begrüsst die Kinder in wallenden Gewändern und prächtigem Hut mit einem «Salem! Saleem!» und liefert sich gleich zu Beginn ein Versteckspiel mit der jungen Frau Ladina, welche die Nacht auf einer Sitzbank vor des Sultans Palast verbracht hat. Dort wird bald ein Bazar aufgebaut, der es in sich hat: Ali Macha Schick – auf Deutsch zu lesen –, der sich selbst natürlich der Schickste von allen findet, räumt die glitzerndsten, pompösesten Hüte vor seinen Marktstand und lockt einen in seinen «Modesüpermarkt», während Zoffira bin Borschti, die bärbeissige Besenverkäuferin, und Yasmina al Flechti, die Korbverkäuferin, sich um den besten Platz streiten. Die alte Frau Fatima abdel Pfuuz kommt mit ihren «weichsten, kuscheligsten» Kissen, auf welchen es sich gut «pfuusen» lässt, und schliesslich haben irgendwann alle ihren Platz gefunden – ausser Ladina, die in einem alten Körbchen ebenfalls Sachen verkaufen will, was sie den anderen Verkäufern zu verstehen gibt, als diese sie fragen: «Was machsch dänn am Basar, wännd kei Gäld häsch?» Als sie die alten Waren zeigt, die sie verkaufen möchte, erntet sie nur Spott: «Mir sind doch nöd imene Brockehuus, Plundermeitli!» Sie poliert ihre Sachen und merkt dabei, dass beim Reiben des alten Lämpchens die Gedanken der anderen hörbar werden – so will sie die Lampe natürlich gar nicht mehr verkaufen, denn wie gut kann man handeln, wenn man weiss, was das Gegenüber wirklich von einem denkt… Die Lampe ist ab jetzt immer ihre Begleiterin.
Eine Giraffenzahnbürste für den Sultan
Die Aufregung ist gross, als Sultan Suleiman aufkreuzt und ihm die Kissenverkäuferin vorflunkert, er bekomme zu seinem baldigen Geburtstag eine Giraffe geschenkt. Rasch wird aus dem langen Besen eine Giraffenzahnbürste, aus einem grossen Korb ein Giraffen-Fresskorb und aus einem weichen Kissen ein «Giraffen-Nuscheli» – und alles kauft der Sultan leichtgläubig und ahnungslos.
Schon fast politisch wird es, als die kratzbürstige Besenverkäuferin Ladina anschnauzt: «Wer keinen Platz hat, der muss weg! Geh doch zu deinen Eltern!» Auf Ladinas Antwort «Ich bin ein Waisenkind!» folgt ein gehässiges «Dann geh ins Kinderheim, du Dingsda!». Ladina wehrt sich: erstens heisse sie nicht Dingsda, und zweitens sei sie zu alt, um zurück ins Kinderheim zu gehen – darum verkaufe sie ja die Sachen, um für sich sorgen zu können. Der eitle Mode-Gockel Ali Macha Schick, nie ohne seinen Handspiegel unterwegs, sagt dazu nur «Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt – ist doch ganz logisch, oder?!»
«Echli Fudelischwänk und echli Kopfverränk»
Immer wieder werden Lieder eingeflochten, bei welchen die Kinder zum Mitsingen und Mittanzen animiert werden, so etwa zum Storchen-Tanz: «Drüü Schritt nach links, mach echli Schritt nach rächts, mach e chli Fudelischwänk, mach e chli Kopfverränk» – was die Kinder dann auch mehr oder weniger synchron tun und einen Heidenspass dabei haben.
Als das geplante, grosse Geburtstagsfest jedoch wegen dem Tod des Beraters des Sultans, des Grosswesirs Wais Allas («Weiss alles»), abgesagt wird, und zudem noch die edle Kette des Verstorbenen gestohlen wird, geht es noch aufregender zu und her. Ein Gaukler – der verkleidete Sultan, den keiner erkennt, ausser natürlich dem Publikum – erzählt, er habe in der Wüste einen Löwen gesehen, der die wertvolle Kette um den Hals trage. Wer die Kette dem Sultan bringt, erhält 1001 Juwelen, der Dieb 1001 Nächte im Gefängnis …
Pause? Aber sicher nicht!
Nun geht es ab in die Wüste, doch zuvor gibt es eine Pause, was die Kinder mit einem hundertstimmigen «Neiiiin!» quittierten. Mit unzähligen Kuchenstücken, Butterbrezeli und Getränken wurden sie besänftigt und im zweiten Teil in die Wüste «entführt». Dort trug der Löwe tatsächlich die gesuchte Kette, welche ihm die Basarleute und Ladina mit allerlei listigen Umgarnungskünsten zu entwenden versuchten – ob mit Tanz oder getarnt als Palme, es misslang. Nur Ladina verstand dank ihrer Plunderlampe, dass der Löwe doch so gerne gekrault werden wollte: «Chraule statt brülle und jaule» hiess die Devise, bei welcher der Löwe einschlief und Ladina so die Kette an sich nehmen konnte.
Einige Kinder im Publikum hatten schon zu Beginn des Löwen-Auftritts keine Angst: «Du bisch nöd emal gfürchig!» tönte es aus dem Saal, was wiederum andere Kinder zum Lachen brachte. Ob «gfürchig» oder nicht, das Happy End kam, und Ladina wurde zur Grosswesirin ernannt – mit dem schmusebedürftigen Löwen zu ihren Füssen. Der tosende Applaus von Kindern und Eltern zeigte, dass das Musical gut angekommen war. Und als Zückerchen standen alle Darstellerinnen und Darsteller nach dem Musical für Fragen und Autogramme zur Verfügung, was für einen riesigen Andrang im Foyer sorgte. Ein rundum gelungener Anlass mit zufriedenen Gesichtern und leuchtenden Augen.
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