Vom Boliden «grimsel» bis zu gesanglichen Bestleistungen

Bis zum 30. November laufen an der ETH Zürich die «Treffpunkt Science City»-Anlässe. Am ETH Standort Hönggerberg zeigten am Sonntag, 9. November, Studierende, was sie erfunden haben – etwa den Boliden «grimsel», der kürzlich den Beschleunigungsweltrekord für Elektroautos gebrochen hat und nun an der Spitze steht.

Das rasante Beschleunigungsvermögen des Boliden «grimsel» zog die Besucherinnen und Besucher in den Bann.

Ob Familie, Einzelperson oder Pärchen: Die «Treffpunkt Science City»-Reihe will alle ansprechen. Dass dies gelingt, zeigte sich kürzlich an einem eher kühlen Sonntag. Unter dem Titel «Student Power Day» zeigten Studierende einige ihrer Projekte. Im Physikgebäude HPH gab es die geballte Ladung an Innovation zu erleben. So etwa das Tandemrad Cieo, welches auf Schnelligkeit spezialisiert ist. Es ist verschalt, und die Fahrenden sitzen halbliegend übereinander – so wird Platz und also auch Luftwiderstand eingespart. Dies kommt der Aerodynamik zugute. Auf die Bequemlichkeit angesprochen, meinte Timothy Habermacher, Co-Erfinder: «Es muss nicht bequem, sondern schnell sein. Aber eine Polsterung ist natürlich schon da.» 2013 erreichte das Liege-Tandem den Weltrekord im Tandemfahren. Die liegenden Fahrer legten 83 Kilometer in einer Stunde zurück! Studierende des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik standen Interessierten für Auskünfte zur Verfügung.
Aus dem gleichen Departement kommt das Projekt «Formula Student Electric». Vorwiegend Buben und Männer scharten sich um das Elektro-Rennauto, welches, wie alles, berührt werden durfte.

Geschwindigkeit ist das Mass der Dinge

Geschwindigkeit schien am Student Power Day das Mass der Dinge zu sein, denn rasend schnell durch den Eiskanal zu gelangen, ist das Ziel der Studierenden, die das Sportgerät Skeleton präsentierten. Das rund 35 Kilogramm schwere «Liegebrett» mit Kufen machte einen robusten Eindruck. Man durfte sich sogar selbst auf das Skeleton legen, aber ein Eiskanal stand den Besuchern nicht zur Verfügung, man musste sich mit den Ausführungen der Studenten am Stand begnügen, was aber sehr interessant war.

Weltrekordhalter war begehrt

Das grösste Publikum lockte der Elektro-Bolide «grimsel» an: Auf dem ETH-Gelände fanden Testfahrten statt, die reichlich Zuschauer anlockten. Auf einer mit hohen Gittern abgesperrten Strassenstrecke konnte der schnelle Flitzer aus nächster Nähe bestaunt werden. Am 3. November hat der Bolide den bisherigen Beschleunigungsrekord für Elektroautos gebrochen: In 1,785 Sekunden und in weniger als 30 Metern beschleunigte «grimsel» von 0 auf 100 Stundenkilometer! Das Elektrorennauto, nach dem Grimsel-Pass benannt, haben Studierende der ETH Zürich und der Hochschule Luzern entwickelt. Der bisherige Rekord betrug 2,134 Sekunden – ein grosser Unterschied zu «grimsel», der gerade mal 168 Kilogramm wiegt und aus Kohlefasern hergestellt ist. Eine Leistung von 200 PS zeigt, zu was das Elektrorennauto fähig ist. Die Besucherinnen und Besucher waren sprachlos, obwohl auf der Teststrecke nicht mit voller Geschwindigkeit gefahren werden konnte. Beinahe lautlos zischten Bolide und Fahrer an einem vorbei, und man musste gut fokussieren, damit man den Boliden ganz im Bild des Smartphones hatte und nicht nur die Hinterseite des Rennautos.

Brücken gebaut und Sternengeburt erklärt

Etwas gemächlicher ging es beim Stand des Brückenprojektes Colonia Dora des Departements Bau, Umwelt und Geomatik zu und her. In Argentinien bauten Studierende zusammen mit der Nonprofit-organisation Ingenieure ohne Grenzen Schweiz in Argentinien zwei Stahlbetonbrücken, welche der dortigen Bevölkerung nun das Leben erleichtern: Da die zunehmende Menge an Bewässerungskanälen die Bevölkerung von der Aussenwelt abschneidet und zudem das Grundwasser arsenverseucht ist, sind die Brücken notwendig: Das Trinkwasser muss mit Tanklastwagen in die Ortschaften gebracht werden, was dank der stabilen Brücken nun besser möglich ist. Eindrückliche Videos zeigten die Studierenden mit Einheimischen beim Bau der Brücken.
In die Sternenwelt entführte Jenny Held, Teilnehmerin der «Master Scholarship»- Programme am Institut für Astronomie der ETH Zürich. Junge Sterne formten sich ausserhalb des Sonnensystems, erklärte die junge Frau. Mit einer speziellen Methode zeigte sie Interessantes über Sternengeburten.
Musikalisch wurde der Sonntag durch zwei Auftritte der Polyband, welche es bereits fast 30 Jahre gibt, untermalt. Die Musikerinnen und Musiker beeindruckten durch ihr Können und Sängerinnen und Sänger liessen ihren Gesang in allen Tonlagen hören – ein schönes Gegenspiel zum sonst technisch ausgerichteten Anlass, der auch viele Frauen anzog.

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