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Tore im Minutentakt am 64. Martincup
Besseres Wetter kann man sich kaum wünschen, und so war das grosse Höngger Grümpelturnier fussballerisch ein Erfolg. Auch wenn Organisatoren wie Mannschaften mehr Besucher und Zuschauer verdient hätten: Die Stimmung auf dem «Hönggi» war gut und das Fest für viele ein willkommener Treffpunkt unter Freunden.
30. Juni 2015 — Fredy Haffner
Pünktlich um 17 Uhr wurde am vergangenen Freitag der 64. Martincup angepfiffen. Während die «Schneehühner», die Zweimannband aus Oberstaufen, im grossen Zelt noch ihr Equipment aufbauten, wurde draussen in der Abendsonne bereits in der Kategorie A um den Ball gesprintet. Schnell zeigte sich, was bis am Sonntagabend gleich bleiben würde: Die Tore fielen praktisch im Minutentakt und es ging bei allen Teams mit vollem Einsatz zur Sache. Die Zuschauer kamen nach und nach dazu und bald waren die Bänke vor dem Zelt sehr gut besetzt – im Zeltinnern drückte die Hitze des Sommertages noch zu sehr. Doch der Abend war lanciert und auch das Partyzelt und die Munibar waren einsatzbereit. Im «Oklahoma-Joe» garten behutsam die Braten, auf dem Grill die Würste und alle Getränke lagerten kühl: Wie immer stand die ganze SVH-Familie von den Jüngsten bis zu den Veteranen unermüdlich im Einsatz – ohne sie wäre der Martincup nicht durchführbar.
Für den Abend muss sich der Berichterstatter auf mehrfach gehörte Aussagen verlassen: Es habe Hochbetrieb geherrscht, bestätigten am Samstag mehrere nicht mehr ganz frische Festbesucher. Das Partyzelt, wo sich vornehmlich die Jüngeren aufhielten, sei gerammelt voll gewesen und habe seinem Namen alle Ehre gemacht – und in der altehrwürdigen Munibar wurde erst morgens um sechs Uhr die letzte Runde ausgeschenkt, was wohl für sich spricht. Vielleicht war es ja ganz gut, dass die Kamera des «Hönggers» nicht mehr vor Ort war
Zunftturnier, Verkleidungsturnier und Gewitter
Ob wohl jemand von den Höngger Zünftern am Freitag auch schon gefeiert hatte? Sie wären dann wohl etwas handicapiert gewesen, als es am Samstag unter 24 Mannschaften am 14. Zunftturnier darum ging, wer den Pokal ein Jahr lang auf seiner Zunftstube stehen haben wird. Auch dieser Spieltag blieb weitgehend trocken und heiss – bis auf ein heftiges Gewitter, das am Nachmittag niederging, die Spielverhältnisse kurzzeitig veränderte, aber zumindest eine willkommene Abkühlung brachte.
Die Sechserteams, meistens aus Jungzünftern rekrutiert, kämpften teils verbissen um den begehrten Pokal. Wobei sie quasi einem Ersatz nachrannten, denn das Original war den Jungzünftern der Gesellschaft zur Constaffel, Sieger 2014, nach dem letzten Sechseläuten abhanden gekommen, wie Rolf Gloor bei der späteren Preisverleihung süffisant zu berichten wusste: «Die Jungs hatten den Pokal am Sechseläuten mitgetragen und danach – wohl irgendwo auf dem Weg ins Kaufleuten, wo sie ja immer hingehen −, stehen gelassen, vermute ich », fügte der legendäre Speaker des Zunftturniers an, «andere Zünfter haben die Trophäe an sich genommen und werden sie den Constaffel-Herren am nächsten Sechseläuten, von einem Sprecher mit satten Sprüchen garniert, wieder auf die Zunftstube mitbringen.» Also hatten die «Vergesslichen» ehrenhaft einen neuen Pokal besorgt und den Turnierveranstaltern überreicht. Geht Gloors Theorie auf, werden nächstes Jahr zwei Pokale auf dem «Hönggi» stehen.
Den diesjährigen Sieg trugen die Jungzünfter der Zunft zur Saffran davon, allerdings erst im Penaltyschiessen gegen die Zunft zur Schneidern. Die Zunft Höngg verbesserte sich auf der Rangliste gegenüber 2014 Dank aufopferndem Kampf um zwei Plätze und wurde 16.
Lego-Männchen gegen Super Mario
Eine knappe Stunde nach der zünftigen Siegerehrung ging es bereits um die nächsten zwei Pokale: Im Verkleidungsturnier – dem eigentlichen Herzstück jedes Grümpelturniers – wurde nicht nur um den Sieg nach Toren, sondern auch um den Sieg für das beste Kostüm gekämpft. Wer das unter sich ausmachen würde, war schon beim Einmarsch der Mannschaften klar: «Super Mario Kart» würden sich wohl mit den «Kolegos» messen. Aber auch «In vino veritas», «Räuber und Poli», «Cervelatpromis» und «Flowerpower» waren herrlich anzusehen. Und die Spiele waren ein Spass für sich: Die «Kolegos» konnten sich kaum bewegen und sahen den Ball vor den eigenen Füssen nicht. Ihr Spiel gegen die «Cervelatpromis», die ebenfalls nichts sahen, fand praktisch in Zeitlupe statt. Für «In vino veritas» wurde jeder Einwurf zur Akrobatikeinlage: Ball finden, mit einer Hand hochheben und werfen – die Traubenballone liessen keinen zweihändigen Ballkontakt zu. «Räuber und Poli» spielten tatsächlich in derselben Mannschaft und nicht gegen, sondern miteinander. «Flowerpower» achteten zumindest im ersten Spiel noch auf ihre kleinen Handsträusschen, waren danach aber die Mannschaft, die den Ball am einfachsten spielen konnte und auch keinen Punkt abgab. Sie gewannen den Pokal knapp, aber ungefährdet im Penaltyschiessen.
Den vom Publikum – und davon hätte dieser Turnierteil viel mehr verdient – vergebenen Verkleidungspreis gewannen, für viele überraschend, «Super Mario Kart». Dies, weil sie nebst den perfekten Kostümen auch die Effekte des Computerspielklassikers bestens umgesetzt hatten. So fuhren sie auf Bobby-Cars vor, verwirrten die Gegner mit allerlei Schreien und Geräuschen oder warfen ihm gar Bananenschalen vor die Füsse oder Konfettis ins Gesicht. Diese Details gaben den Ausschlag gegenüber den sichtbar enttäuschten «Kolegos», deren sensationell nachgebauten Legomännchen-Kostüme ein Highlight waren – und die deshalb, als Trostpreis, diese Titelseite zieren.
Nach der Siegerehrung fanden sich aber alle im Partyzelt zusammen und liessen es krachen. Das grosse Zelt blieb derweil komplett verwaist – die wenigen Samstagsgäste sassen draussen auf den Bänken und die Munibar blieb im Vergleich zum Vorabend praktisch ein leerer Stall – zumindest bis sie der Schreibende um 23 Uhr verliess.
Erster Sieg bei der 30. Teilnahme
Der Sonntag brachte dann wieder einen grösseren Publikumsaufmarsch: Im Zelt begeisterten ab dem Mittag Publikumsliebling Nöggi und die Lucky Boys ihr Stammpublikum mit ihrem ganzen Repertoire, von Schlager bis zu Hardrock, sogar die Tanzbeine wurden geschwungen.
Derweil wurde auf dem Platz in Sechserteams um den grossen Martincup-Pokal gespielt. Trotz der drückenden Hitze wurde den ganzen Tag über um jeden Ball gekämpft. Besonders natürlich in den Finalspielen. Und da gelang den «Poly Rapid Stars» bei ihrer 30. Cup-Teilnahme und nach mehreren Plätzen unter den ersten vier endlich der grosse Coup, und sie durften sich über den «grossen Kübel» freuen. Was sie dann auf dem Platz und im Zelt auch ausgiebig taten. Geschäftsführer Alkis Fotiou freute sich: «Wir haben schon so viele Turniere gewonnen, aber ausgerechnet an unserem Hausturnier mussten wir auf einen Sieg so lange warten.»
Den Junioren gehört die Zukunft
Dass dem Martincup der Fussballernachwuchs nicht ausgehen wird, davon zeugte am Sonntag auch das Turnier der F-Junioren, das auf dem Kunstrasenfeld vor grossem Familienpublikum ausgetragen wurde. An Einsatz und Spielfreude standen die Kleinsten den Grossen in nichts nach – und auch in den zum Fussball gehörenden Showeinlagen nicht, wie immer wieder auch mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen wurde.
Und so neigte sich dann am Sonntagabend ein Martincup-Wochenende dem Ende zu. Die 64. Ausgabe, so war zu vernehmen, war auch die letzte ihrer Art – nein, keine Angst: Schluss ist nicht, aber für die Jubiläumsausgabe im 2016, dem Jubiläumsjahr «75 Jahre SVH», hat sich eine Gruppe zusammengefunden, welche einige Änderungen am Festkonzept umsetzen will. Doch mehr sei jetzt noch nicht verraten, aber freuen darf man sich wohl, wenn neue Ideen wieder für Festbetrieb sorgen und das Turnier wieder mehr Menschen auf den Hönggerberg locken würde.
Grosse Bildstrecke auf www.hoengger.ch
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