Höngger Fauna
Tierische Wintervorsorge
Gerade jetzt vor den Festtagen verspüren die meisten von uns den Drang, sich mit Unmengen von Lebensmitteln einzudecken. Man kann das einfach als «angekurbelten Konsumrausch» abtun. Aber vielleicht ist bei uns doch etwas vom Wintervorratsverhalten unserer Vorfahren übriggeblieben.
12. Dezember 2018 — Marianne Haffner
Die meisten Säugetiere unserer Breitengrade sorgen für den Winter vor. Die einen fallen in einen Winterschlaf und erwachen erst im Frühling wieder. «Super einfach», mögen manche etwas neidisch denken. Aber auch Winterschläfer sorgen vor. So frisst ein Murmeltier im Sommer soviel, dass es täglich bis zu 25 Gramm zunimmt, um über genügend Winter-Fettreserven zu verfügen. Nicht nur Murmeltier, Igel und Schläfer wie Siebenschläfer oder Haselmaus, sondern auch die 30 einheimischen Fledermausarten überdauern die nahrungsarme Jahreszeit mit ihren Fettreserven. Somit hält also rund ein Drittel der einheimischen Säugetierarten Winterschlaf. Ein Erfolgsrezept, das allerdings auch Risiken birgt, denn wer nicht genügend Fettreserven hat, für den gibt es kein Frühlingserwachen. Die Wintersterblichkeit ist vor allem bei Jungtieren hoch. Schafft es ein diesjähriger Igel nicht, sein Geburtsgewicht von 15 auf 600 Gramm, also um das 40-fache zu erhöhen, überlebt er den Winter kaum. Doch es gibt Alternativstrategien. Anstelle von Fettreserven legen einige wenige Säugetiere Nahrungsvorräte an. Klassisch ist das Eichhörnchen, das im Herbst Nüsse im Boden vergräbt. Der Biber findet zwar auch im Winter genügend Nahrung, trotzdem lagert er ein paar Zweige vor seinem Baueingang, der sich unter Wasser befindet. Bildet sich auf dem Wasser eine Eisschicht, muss der Nager im Bau bleiben und zehrt von seinem Unterwasservorrat. Der Maulwurf legt sich Wurmvorratskammern an. Dazu beisst er Regenwürmern den Kopfteil ab, damit diese lebendig und frisch bleiben, aber nicht mehr fliehen können.
Viele Säugetiere wechseln im Herbst ihr Fell. Das Winterfell mit viel Unterwolle aus gekräuselten Haaren, in denen sich eine stehende Luftschicht bildet, isoliert wunderbar. Weiss ist das Winterfell des in Höngg leider sehr selten gewordenen Hermelins. Gut getarnt kann es im Schnee nach Wühl- und Schermäusen Ausschau halten. Fehlt der Schnee, muss das weisse Hermelin in der grünen Wiese jedoch aufpassen, dass es nicht selber zur Beute von Katzen oder Greifvögeln wird. Und wie überwintern Sie? Vielleicht wie das Eichhörnchen – nur noch morgens aktiv und selbst das gemütlich. Oder wie der Dachs – die kältesten Wochen in Winterruhe in ihrem «Bau».
Wie auch immer: Zusammen mit dem Fotografen und der Höngger Fauna wünsche ich Ihnen frohe und geruhsame Festtage.
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