Tierische Geburtstage

Am 25. Dezember feiern wir ein ganz besonderes Wiegenfest. An diesem Tag haben ebenso unzählige Menschen Geburtstag. Doch auch an jedem anderen Tag im Jahr kommen Menschen zur Welt. Bei vielen Säugetieren ist dem nicht so, denn ihre Geburtstermine sind an die Umweltbedingungen angepasst.

Der Winter ist vorüber, die Igel wachen auf. (Foto: Archiv Höngger)
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Der Winter ist für die meisten Tiere eine harte Zeit. Es gibt wenig zu essen und es gilt, sparsam mit den eigenen Ressourcen umzugehen. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt also, um Junge auszutragen, zu gebären und zu säugen, denn all das braucht sehr viel Energie. Ideal wäre es, den Geburtstermin im Frühling oder Sommer zu haben. Dann ist genügend Nahrung für die Mütter vorhanden, um Milch zu produzieren und auch für die selbstständig werdenden Jungen, um sich vor dem nächsten Winter ausreichend Reserven anzulegen. Deshalb paaren sich viele Säugetiere im Frühjahr oder Frühling – sie «spüren den Frühling» im wahrsten Sinne des Wortes. So gebären dann beispielsweise die Igel ab Mai, die Biber ab April und die Siebenschläfer ab Juli. Wildschweine und Füchse hingegen mögen es richtig «cool», sie paaren sich ab Dezember. Als Allesfresser finden sie offenbar auch im Winter genügend Nahrung, um sich eine Schwangerschaft leisten zu können. Aber auch ihre Jungen kommen erst in der wärmeren Jahreszeit zur Welt. Bei Tieren, die sich im Herbst paaren, stellt sich die Frage, wie sie es trotzdem schaffen, dass die besonders kräftezehrende späte Schwangerschaftsphase und die Jungenaufzucht nicht während der kalten Jahreszeit stattfinden. Dazu haben sie unterschiedliche Strategien entwickelt. Bei den Mardern nistet sich die im Herbst befruchtete Eizelle erst im Januar ein. Beim Reh setzt 14 Tage nach der Befruchtung der Eizelle eine Keimruhe ein, das heisst, das Embryo entwickelt sich bis im Dezember nicht weiter. Fledermäuse – das heisst ein Drittel unserer Säugetierarten – gehen noch einen Schritt weiter. Die Weibchen speichern die Samen der Männchen den Winter über im Uterus. Erst nach dem Winterschlaf reifen im Frühling ihre Eizellen heran, werden von den gespeicherten Spermien befruchtet und die Schwangerschaft beginnt. Viele Säugetiere legen ihren Geburtstermin also in den Frühling und Frühsommer, wenn genügend Ressourcen vorhanden sind, um die Jungen aufzuziehen. Geburtstermine während des ganzen Jahres können sich neben uns Menschen nur wenige einheimische Säugetiere leisten. So etwa die Hausmaus, denn sie lebt in Menschennähe und findet deshalb jahrein jahraus Fressbares. Ausser Menschen und Hausmäusen hat bei uns also kaum ein Säugetier am 25. Dezember Geburtstag. Nun wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und einigen von Ihnen alles Gute zum Geburtstag.

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