So wurde «Madame Frigo» im Rütihof empfangen

149 gab es bisher in der Schweiz, nun steht das 150. Exemplar seiner Spezies im Rütihof: Die Rede ist von «Madame Frigo», einem öffentlichen Kühlschrank. Ende Juni wurde die Eröffnung zelebriert.

Das muss gefeiert werden: der 150. öffentliche Kühlschrank von «Madame Frigo». (Foto: das)

Im Rütihof steht ein Kühlschrank. Das ist zunächst keine besonders interessante Schlagzeile. Doch dieser Kühlschrank ist aussergewöhnlich. Und das liegt nicht nur an der leuchtend gelben Farbe und der Tatsache, dass er unter freiem Himmel steht. Vielmehr ist es seine Aufgabe, die ihn zu etwas Besonderem macht: Er ist dabei behilflich, den Foodwaste im Quartier zu verringern.

Dieser fällt praktisch in jedem Haushalt an – und in nicht zu knappen Dimensionen. Rund 30 Prozent der eingekauften Nahrungsmittel finden nicht zu ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Verzehr, sondern verderben in den privaten Kühlschränken von Herrn und Frau Schweizer.

Das entspricht, so eine Studie der ETH, in der Schweiz jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen Lebensmitteln, oder 330 Kilogramm vermeidbarem Lebensmittelverlust pro Person und Jahr. Für Umwelt und Klima bedeutet das nach Berechnungen des Bafu eine Belastung, die ungefähr halb so gross ist wie diejenige durch den motorisierten Individualverkehr.

Und zu der Umweltbelastung kommt noch der moralische Aspekt: Ist es nicht verwerflich, so viele Nahrungsmittel zu produzieren und dann einfach in den Müll zu werfen?

150 Kühlschränke

Diesem Problem widmet sich der Verein «Madame Frigo» seit 2018. Er hat eine ebenso einfache wie bestechende Idee entwickelt, wie Abhilfe geschaffen werden könnte: durch das Aufstellen von Kühlschränken im öffentlichen Raum, in dem überzählige Lebensmittel abgegeben und abgeholt werden können.

Mittlerweile ist «Madame Frigo» in der ganzen Schweiz tätig: Im Rütihof konnte Ende Juni der 150. öffentliche Kühlschrank eröffnet werden. Das ist einer Initiative von Quartierbewohnenden, dem GZ Höngg und «Dialog im Quartier», einem Projekt der Universität Zürich, der ETH und dem Ernährungsforum zur Förderung nachhaltiger Ernährung, zu verdanken. Der gelbe Kühlschrank steht an der Hurdäckerstrasse 6 vor dem GZ unter dem Vordach der alten Scheune, geschützt vor Wettereinflüssen.

Er ist jederzeit und für alle frei zugänglich. Damit finden sich in Höngg bereits zwei derartige «Mesdames»: Auch in der Siedlung Riedhof der Baugenossenschaft Sonnengarten steht ein öffentlicher Kühlschrank.

Ein Festessen

Die Einweihung im Rütihof wurde am 28. Juni im Quartier gebührend gefeiert. Mit einer festlichen Schleife und einem grosszügigen Buffet aus lauter geretteten Speisen. Dazu gehörten beispielsweise ein Bohnendip, Salat aus rohem Brokkoli und Knoblauchbrot.

Auch die ersten Lebensmittel-Rettungsaktionen haben bereits stattgefunden: Täglich finden sich im Kühlschrank neue Produkte, die noch gut geniessbar sind. Wer sich darauf einlässt, kann immer wieder Neues entdecken. Fast wie bei einer Schatzsuche: Zum Kühlschrank laufen, die Türe öffnen und sich davon überraschen lassen, was wohl darin liegt. Das fördert die Kreativität: Was könnte man aus den darin angebotenen Lebensmitteln wohl alles zaubern?

Umgekehrt kann auch das Befüllen des Kühlschranks einen befreienden Effekt haben: Die Lebensmittel erhalten so die Chance, in einem anderem Heim ihre Aufgabe zu erfüllen.

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