Quartierleben
«Sex mit Röschti – das isch s’Gröschti!»
Das Forum Höngg, die Kulturkommission des Quartiervereins Höngg, lud letzten Sonntag die Schauspielerinnen von «Die Exfreundinnen – musikalische Therapie mit Nebenwirkungen» auf die Bühne des Restaurants Desperado ein. Ein Abend, der es in sich hatte!
23. März 2016 — Redaktion Höngger
Schon nur der Titel des Comedy-Programmes scheint anziehend zu wirken: «Die Exfreundinnen – musikalische Therapie mit Nebenwirkungen» lockt gut 100 Besucherinnen und Besucher an, der Saal ist ausverkauft. Christian Schmidt, Präsident des Forums, bemerkt: «Es hat schon bedeutend mehr Frauen als Männer hier.» Diese amüsieren sich denn im Laufe des Abends auch köstlich, während dem einen oder anderen Mann doch das Lachen im Hals stecken bleibt, so direkt, unverblümt und bis unter die Gürtellinie teilen die drei «Exfreundinnen» aus.
Begnadete Schauspielerinnen, enttäuschte Exfreundinnen
Anikó Donáth, Isabelle Flachsmann und Martina Lory, rot-, schwarzhaarig und blond, sind nicht nur begnadete Schauspielerinnen und Komikerinnen, sondern sind auch herausragende Sängerinnen. Musikalisch begleitet Sonja Füchslin, engelsblond, das bitterböse Exfreundinnen-Trio. Die Musikerin bringt sich mit keinem einzigen Wort, aber mit präzisen, lieblichen und auch mal dominanten Tastenschlägen auf ihrem Piano ein. Bringt sie nicht die weissen und schwarzen Tasten des Pianos zum Erklingen, so spielt sie Akkordeon und Geige – und zwar so schön, zum Beispiel beim Guggisberglied, dass Anikó Donáth mit bitterböser Stimme, kaum ist der letzte Ton verklungen, ruft: «Und jetzt mache mer die wunderschöni Stimmig wieder kaputt!»
Ganzes Programm mit Stöckelschuhen durchgetanzt und -gehüpft
Die drei Frauen, alle mit Top-Figur, in High Heels und erst kurzen, später langen Abendkleidern, tanzen und keifen sich mit vollem Körpereinsatz durch das Programm. Ob sie ihren Ex-Freund auffordern, sie in die «Ex-cel-Tabelle» einzutragen oder «einen Tumor am Ohr» haben vor lauter Handystrahlen, weil sie das Handy mit ins Bett nahmen, man kann sie immer wieder verstehen – zumindest ein bisschen – und herzhaft lachen.
Isabelle Flachsmann etwa erzählt, dass sie den ganzen Winter lang krank gewesen sei: «Der Handyempfang war miserabel, ein Strichli, wenn ich das Telefon an den Fensterrahmen hielt. Man stelle sich das vor: Ein Strichli!» So sei sie, kaum habe ihr Freund angerufen, «in Socken und Pyjama» durch den Schnee zum Apfelbaum im Garten gerannt, weil es dort sage und schreibe «drüü Strichli Empfang» hatte. Pro Nacht stand die Gute um die drei Stunden dort und plauderte – das gab ganz sicher heisse Ohren und kalte Füsse.
Goldenen Mittelfinger gezeigt
Dass die Ex-Freunde nicht immer gut wegkommen, kann man sich denken. So singen die drei Sirenen «Goldfinger» und zeigen ihren Verflossenen goldbehandschuhte Mittelfinger. Zur Fernsehserie «Bachelor» haben sie ebenfalls einiges zu sagen: «Welchen Bachelor meinst du? Den mit der Schreibschwäche oder den mit der Leseschwäche?», rätseln sie über die Namen der vergangenen Bachelors. Als Vujo-Gavric-Double wird Martin Sturzenegger, Forum-Vorstandsmitglied, auf die Bühne beordert und dort von den drei gefährlichen Ladys in Beschlag genommen – sie setzen sich gar abwechslungsweise auf seinen Schoss, was anscheinend nicht so schlimm ist, denn in der Pause sagt er dazu cool: «Ich wusste von nichts, und das war mir auch lieber so, sonst wäre ich vor meinem Bühnenauftritt noch nervös gewesen!»
«Schleichende Angleichung» als weibliches Problem
Anikó Donáth erzählt, dass «schleichende Angleichung» eine typisch weibliche Krankheit sei: «Mein Ex-Freund liebte es zu klettern. So ging ich halt alle zwei Tage in die Kletterhalle mit, obwohl ich nicht schwindelfrei bin. Dass ich danach in der Garderobe kotzen ging, weil mir schlecht war, habe ich ihm natürlich nicht gesagt.» Wer im Publikum einen empfindlichen Magen hat, dem wird erklärt «dass es hier eine Türe hat, die man auch von aussen schliessen kann». Doch niemand verlässt den Saal, im Gegenteil, es wird weiterhin eifrig geklatscht, wenn die Verschmähten singen, schreien, tanzen und reimen. Beim mitreissenden Song «Sex mit Röschti – das isch s’Gröschti» etwa meint ein Mann raunend zu seiner Frau: «Chunnt druf ah, wie d’Röschti gmacht isch!»
Aus Versehen auf Gay-Parship gelandet
Auch das Eintragen auf der Partnersuche-Plattform Parship sei eine Krux: Da kreuze man drei Stunden lang Fragen an, etwa: «Magst du Horrorfilme? Oder bist du selber der Horror?» Oder: «Sollen Homosexuelle heiraten dürfen? Sollen Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen?» «Ich also brav alles eingetöggelet, dabei interessiert mich doch nicht, was Schwule alles sollen und dürfen! Naja, am Ende des Fragebogens habe ich dann gemerkt, dass ich auf der falschen Seite gelandet war: Nämlich auf Gay-Parship…», so die «falsch gelandete» Anikó Donáth.
Schwanger oder nur gespielt schwanger?
Über Isabelle Flachsmann rätselt das ganze Publikum: Ist die attraktive Schauspielerin nun so hochschwanger, wie sie aussieht, oder ist das nur Teil des Kostüms? Man ist sich einig: Die Schauspielerin ist schwanger. Als Auftakt nach der Pause durchbricht Kindergeschrei das Geplauder im Publikum. «Rita! Nöd schreie! Riiita! Riiitaliiin!» – und es ist allen klar: Der Bauch war nicht echt. Baby Rita, Kosename Ritalin, ist zur Welt gekommen. Ohne Bauch, aber auch ohne Rita, tritt Isabelle Flachsmann wieder auf die Bühne und man trifft sich zum Song «Er lauft in Hammer». Wie da Männer gemordet werden, ins Messer laufen und Arsen zum Trinken bekommen haben, will man gar nicht so genau wissen.
Samichlaus-Finken, darunter Pumps
Köstlich auch Martina Lory in Samichlaus-Finken über den Pumps und mit Samichlaus-Mantel: Sie trauert ihrem «Kollegen» nach, mit dem sie ein florierendes Samichlaus-Unternehmen aufgebaut hat: «Nachdem ich ihm das Buch ‹Meditieren für Dummies› geschenkt hatte, wanderte er nach Indien aus!»
Schlimm sei auch das Schlussmachen, «vor allem, wenn man gemeinsame Kinder oder gemeinsame CDs hat», wissen die drei bitterbösen Ladys. Zum Abschluss gibt es noch ein paar harte Sprüche mit auf den Weg, welche die Damen per SMS erhalten haben: «Du warst mein Stern, jetzt bist du mir Schnuppe.» Oder: «Heiraten? Das ist, wie wenn man nur ein Glas Milch trinken will, aber die ganze Kuh kaufen soll.» Ups, das sitzt. Und gefällt dem Höngger Publikum: Das Klatschen ist so anhaltend, dass die Exfreundinnen gar noch eine Zugabe singen.
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