Stadt
Sechseläuten
Ganz klar: Der Sommer wird warm und schön – so sagt es jedenfalls der Böögg, der am Sechseläuten-Montag bereits nach neun Minuten und 56 Sekunden das Zeitliche gesegnet hat.
3. Mai 2017 — Eingesandter Artikel
In Höngg wird der Sommer aber nicht nur warm, sondern er kommt auch früher als anderswo. Nicht anders lässt sich jedenfalls das Faktum interpretieren, dass das Extra-Tram, das die Zunft ins Stadtzentrum fahren sollte, irrtümlicherweise bereits 20 Minuten zu früh am Zwielplatz einfuhr. Dass der Wagenführer dann eine Sonderrunde via Escher-Wyss-Platz einschieben musste, um schliesslich korrekt um 15.05 Uhr einzufahren, lässt nichts Negatives erahnen – im Gegenteil. Auch dieses Jahr hatte der Zunftmeister Daniel Fontolliet namhafte Ehrengäste in den grossen Saal des «Desperado/Mülihalde» eingeladen: Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch, Kariem Hussein (Europameister 2014 im 400-Meter-Hürdenlauf), Diego Wellig, Walliser Bergführer und Landeshauptmann und Richard Bertini, Journalist und offizielles Zigermanndli des Gastkantons Glarus. Mit Zürichdeutsch sowie Thurgauer, Walliser und Glarner Dialekt war somit Viersprachigkeit angesagt, und es zeigte sich sofort: Ungeachtet ihrer Idiome, konterten die Gäste ihre humorvolle Vorstellung des Zunftmeisters mit brillanten Repliken auf höchstem Niveau. Corine Mauchs Erinnerungen an die Widerstände des Dorfs Höngg gegen die Eingemeindung 1934 und ihre Rückschau auf die Hirsebreifahrt 2016 wie auch der frech-launige Verweis des Glarner Zigermanndli darauf, dass die Schweiz ohne Zürich wie ein Urwald ohne Affen sei, sollen hier als kleine Beispiele aus grossartigen Reden erwähnt werden. Sechseläuten bedeutet immer Statistik, manchmal geschönt (Böögg-Brenndauer!), aber häufig auch ohne Manipulationen. Und daher soll diesmal ein Lob ungeschönter Höngger Zunft-Auswertungen stehen. Gemäss der Höngger Stubenmeister-Statistik folgten der Einladung der Zunft heuer total 150 Gäste: Vier Ehrengäste, ein Gast der Zunft – oder vielmehr eine «Gästin»: Julia Zimmermann, Lehrerin der 4. und 5. Klasse vom Rütihof – 98 Zünfter, 13 Zunft- und Küfergesellen, drei Gäste im Küfergewand, fünf Zunftanwärter, drei Zunftinteressenten und 20 persönliche Gäste, darunter im Zunftornat der neue Luzerner Wey-Zunftmeister René Najer, begleitet von seinem Weibel Stefan Imwinkelried.
Der Zug der Zünfte
Für den Umzug am Nachmittag wies die bereits vorgängig gerühmte Stubenmeister-Statistik namhaften Zuwachs im Höngger Harst auf: Total 293 Personen, Tiere und Wagen, darunter 22 Zunftkinder (davon 19 Schulkinder des Schulhauses Rütihof, welche sich trotz Schulferien von ihrer Lehrerin Julia Zimmermann für eine Teilnahme begeistern liessen), vier Zünfterfrauen, eine zünftige Reiterin, neun Ehrendamen und vier Kinderbetreuerinnen, zehn Reitpferde, sowie von der Zunftmusik «Musikverein Zürich-Höngg» ein Dirigent, 66 Musikantinnen und Musikanten und acht Tambouren. In den Reihen von Höngg besondere Beachtung erzielten Stadtpräsidentin Corine Mauch und Kariem Hussein, welche von der Presse einhellig als wohl elegantestes Duo im Zug der Zünfte bezeichnet wurde. Ob es auch derjenige Zuschauer am Limmatquai ernst meinte, der im von zahlreichen Frauen umschwärmten Hussein den «Bachelor in den Höngger Reihen» zu erkennen glaubte, liess sich beim Vorbeimarschieren nicht genau verifizieren.
Zunftbesuche am Abend
Nach dem Nachtessen im «Au Premier» im Zürcher Hauptbahnhof machte sich der Höngger Harst mit brennenden Zünfterlaternen und angeführt vom Zunftspiel auf den traditionellen nächtlichen Auszug, um drei andere Zünfte zu treffen. Der erste Besuch galt der Zunft zur Waag, wo Sprecher Marcel Aisslinger dem mit nachhaltigen Höngger Wurzeln ausgestatteten Zunftmeister Philippe O. Welti verbal einheizte. Anschliessend marschierte der Harst bei klingendem Spiel zur Zunft zur Letzi, wo sich der Sprecher Ueli Brunschweiler mit dem Zunftmeister Jürg Vogel mass. Nach einem letzten Besuch im Belvoir-Park, wo Sprecher Roger Scherer dem neuen Zunftmeister Hansruedi Strasser die Grüsse des Höngger Zunftmeisters überbrachte, kehrte der Auszug ins «Au Premier» zurück, wo zwischenzeitlich Zunft-Auszüge von Wiedikon, Schwamendingen und Wollishofen ihre Aufwartung gemacht hatten. Nach der obligaten mitternächtlichen Mehlsuppe endete das offizielle Höngger Sechseläuten 2017 gegen 1.30 Uhr. Notorische Spätheimkehrer liessen es sich aber auch diesmal nicht nehmen, nachher Freunde und Bekannte auf anderen Zunftstuben zu treffen und bei einem Absacker-Bier bis in den frühen Morgen zöiftig-freundschaftlich zu diskutieren.
Eingesandt von Ueli Friedländer.
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