Schwierige Zeiten erfordern etwas mehr Fantasie

Vergangenen Montag hat die erste Etappe des Monsterprojekts Limmattal-/Hönggerstrasse begonnen. Für Familien mit Kinderwagen, Betagte oder Menschen mit Gehbehinderung wird es mühsam.

Auch der Kempfhofsteig wird zur Hürde. (Foto: pas)

Das Bauvorhaben Höngger- und Limmattalstrasse ist eines der grössten Bauprojekte der Stadt Zürich überhaupt. «Bei keinem anderen aktuellen Strassenbauprojekt in der Stadt Zürich sind die Einschränkungen für die Anwohnenden so massiv wie bei diesem», schreibt der Gesamtprojektleiter Christian Meier in der letzten Baustelleninformation vom April.

Keine befriedigende Lösung

Am 26. Januar reichten die früheren Gemeinderät*innen Michael Kraft und Simone Brander eine «Schriftliche Anfrage» ein. Im Zentrum stand die Einstellung der Tramlinie 13 ab Juli und die damit einhergehenden Folgen für die Anwohner*innen der Ackerstein- und Limmattalstrasse. «Diese Lösung [die Ersatzbusse über die Ottenbergstrasse] führt dazu, dass Menschen mit Gehbehinderung oder anderer Mobilitätseinschränkung, ältere Menschen sowie Familien mit Kinderwagen, welche im Umfeld der Haltestellen <Alte Trotte>, <Eschergutweg> und <Waidfussweg> wohnen, für mehr als ein Jahr faktisch vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten werden», so die Autor*innen. Die Antwort des Stadtrats auf die Frage, welche Lösungen für diese Personengruppen angeboten werden könnten, fällt eher ernüchternd aus: Für die Anwohner*innen des Alterszentrums Sydefädeli werde ein Alternativangebot mit einem privaten Taxiunternehmen erarbeitet, um die Verbindung zwischen Alterszentrum und Escher-Wyss-Platz abzudecken. Für Familien mit Kinderwagen seien hingegen keine speziellen Massnahmen vorgesehen. «Sie müssen längere Umwege längs der Limmattal- und Hönggerstrasse oder über die gut, respektive besser begehbaren Verbindungswege Kempfhofsteig und Waidfussweg zu den Bus-Haltestellen (…) in Kauf nehmen».
Die VBZ hat auch die Variante eines Ersatzbusbetriebs über die Ackersteinstrasse geprüft und verworfen. Dies deshalb, weil die Strasse und in der Fortsetzung auch die Strasse Im Sydefädeli von Juni bis Ende 2022 ab dem Meierhofplatz als Sackgasse eingerichtet wird. «Der Anschluss der Strasse Im Sydefädeli an die Hönggerstrasse muss in diesem Zeitraum gesperrt werden und ist vor und nachher nur erschwert und zeitweise nur mit Personenwagen befahrbar», schreibt der Stadtrat in seinem Beschluss. Für den Fuss- und Veloverkehr können (…) durchgehend Passagen offengehalten werden. Die Abklärungen, inwiefern die bestehenden Treppenwege wie dem Belliker- oder Kempfhofsteig zugänglich gemacht werden können, sind noch am Laufen. Einzig der Waidfussweg scheint bereits jetzt als Verbindung für Kinderwagen und Velos gut geeignet.

Unkonventionelle Lösungen gefragt

Offensichtlich hat die Stadt keine wirklich befriedigende Lösung für einen nicht kleinen Teil der Anwohnerschaft an der Ackerstein- und Limmattalstrasse bereit. Obwohl es nicht die Aufgabe der Bevölkerung ist, solche fremdverursachten Probleme zu lösen, wäre angesichts der Situation vielleicht Zeit für etwas ziviles Engagement, zum Beispiel in Form eines nachbarschaftlichen Fahrtendienstes oder ähnlichem. Dazu könnten die Solidaritätsnetzwerke der frühen Coronaphase reaktiviert werden. Sicher ist: Es werden ein paar unangenehme Monate auf Höngg zukommen, auch an der Ottenbergstrasse wird es mit einer Drei-Minuten-Takt-Bus-Verbindung eher ungemütlich. So oder so: Kreative Ideen und Geduld sind gefragt.

Sperrung der Höngger- und Limmattalstrasse

Die Stadt Zürich sperrt wegen Strassen- und Werkleitungsbauarbeiten bis Ende November 2023 eine der wichtigsten Strassen Hönggs. Konkret sind die Limmattal- und Hönggerstrasse im Abschnitt Ottenbergstrasse bis Wipkingerplatz für den motorisierten Verkehr bis am Donnerstag, 30. November 2023, 17 Uhr, gesperrt. Der Zubringerdienst ist gestattet, die Zufahrt erfolgt vom Wipkingerplatz her. Vom 16. Juli 2022 bis zum 18. August 2023 ist die Strecke auch für den Trambetrieb gesperrt. Ein Ersatzbus fährt vom Escher-Wyss-Platz über die Rosengarten-, Nord- und Ottenbergstrasse via Meierhofplatz bis nach Frankental und zurück zum Escher-Wyss-Platz.

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