Schöner leben

Viele Personen haben sich schon auf verschiedene Arten im Verschönerungsverein für das Quartier eingesetzt. Alle und alles aufzuzählen ist nicht möglich, aber ein kurzer Blick zurück lohnt sich alle mal.

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Der Vorstand des VVH im Jahre 1946. In der hinteren Reihe Präsident Heinrich Rutschmann (zweiter von rechts) und Alfred Mürset (rechts), sein Vorgänger.
Die Wettersäule, wie sie auf dem Schulhausplatz Bläsi zu stehen kam.
Schaggi III Heusser war 48 Jahre im Vorstand und immer für eine Überraschung gut.
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Wer schon einmal auf dem Hönggerberg war, kennt den Verschönerungsverein. Die roten Bänke sind ihr Kennzeichen, und damit keine Zweifel aufkommen können, sind sie auch noch entsprechend beschriftet. Denn es gibt in Zürich noch einen anderen Verschönerungsverein. Mit Betonung auf «einen». Doch dazu später.
2004 feierte der Höngger Verschönerungsverein (VVH) sein 100-Jahre-Jubliäum mit einem Fest, dass drei Tage dauerte. Überliefert ist, dass Sekundarlehrer Konrad Frei von der Mittwochsgesellschaft den entscheidenden Anstoss zur Gründung gab und erster Präsident wurde. Als eine der ersten Aktivitäten wurden in der Umgebung des Dorfes Höngg – damals noch nicht eingemeindet – sechs der erwähnten Ruhebänke aufgestellt. Als 1906 die erste Bundesfeier «im grossen Stil» in Höngg durchgeführt wurde, richtete der junge Verein das Fest aus. Bis 1937 blieb das so, danach konzentrierte er sich auf das Feuermachen und die Bewirtschaftung der Gäste wurde vom Turnverein übernommen.

Grosszügiger Grossmann

Heinrich Grossmann der Zweite (1866-1944), der bis 1924 dem Vorstand angehörte, schenkte dem Verein sein Grundstück im Kappenbühl, wo ein Kinderspielplatz eingerichtet wurde und heute der Findlingsgarten angelegt ist, der am 2. September 1994 eingeweiht wurde. Grossmann war ausserdem Initiant der Erschliessung des Holderbachgebietes. Dort erstellte der VVH eine Bank- und Tischgruppe und nannte den Ort zu seinen Ehren «Heinrichruh». Später wurde der Tisch durch einen Schachbretttisch ersetzt. Der Sohn, Dr. Heinrich Grossmann der Dritte (1895-1984), engagierte sich ab 1924 erst als Aktuar und später auch als Präsident für den Verein. Er war ausserdem einer der Gründer der Ortsgeschichtlichen Kommission. 

Schon früher gab es Ärger mit Vandalen

Eine aussergewöhnliche Anschaffung war die Wettersäule um 1912 herum: Für 1300 Franken stellte der Verschönerungsverein das Modell «Tourist», bestehend aus einem Gehäuse mit Glastüren, Windrose und Farbanstrich auf dem Schulhausplatz Bläsi auf. Die Säule war mit einem Wettertelegrafen, einem Polymeter-Taupunktmesser mit Thermometer, einem Normal-Quecksilberbarometer sowie einem Barografen ausgestattet. Leider sind davon keine Originalfotos überliefert, dafür fand sich noch die Quittung für den Kauf im Archiv (siehe Abbildung). Weiter ist den Protokollen zu entnehmen, dass früher doch nicht alles besser war, denn 1932 steht da: «Immer werden wieder (sic!) von Bubenhand Bänke und Stege zerstört, (…). Ebenso möchten wir die Unsitte geisseln, Abfälle, altes Geschirr, Pfannen, Töpfe, Blech ja sogar ganze Betten einfach am ersten besten Waldrand abzuwerfen (…) ».

VVH bleibt unabhängig

1936 verstarb Paul Zweifel, der zu dieser Zeit als Präsident des Vereins amtete. Zu seinen Ehren wurden auf dem Müseli drei Eichen gepflanzt und ein Findlingsstein aus dem Holderbach aufgestellt. Die daran anschliessende Anlage Hönggerblick wurde vor der Eingemeindung vom VVH aus dem Bestand des Verschönerungsvereins Zürich übernommen. Im selben Jahr wurde Höngg eingemeindet und die Stadt Zürich übernahm die Besorgung der Anlagen im bewohnten Gebiet Hönggs, dazu gehörten auch 30 Bänke. Im Aufgabenbereich des Verschönerungsverein Höngg verblieb zur Hauptsache noch der Hönggerberg. «Eine Verschmelzung unseres Vereins mit dem Verschönerungsverein Zürich ist vorläufig noch nicht in Aussicht genommen worden», ist einem Protokoll zu entnehmen. «In Höngg besteht der Wille, solange als möglich selbstständig zu bleiben», heisst es dort weiter.

Breites Engagement

Während des Krieges, so heisst es an verschiedenen Stellen, sei es nötig gewesen, das «öngg» aus dem Wort «Höngg» auf den Bänken zu überstreichen, um dem Feind jeglichen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu nehmen. Ob das tatsächlich realisiert wurde, oder es sich dabei eher um eine Legende handelt, ist unklar. 1945, so ergab das Inventar, hatte der VVH 69 Bänke aufgestellt. Der Einsatz des VVH beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Bereitstellen von Bänken. Neben der Instandsetzung und Pflege von Spazierwegen ist es auch sein Verdienst, dass seit 1953 auf den Waldstrassen auf dem Höngger- und Käferberg keine Motorfahrzeuge zugelassen sind. Dass sich der Verein für die Erhaltung der Grünzonen einsetzte, ist klar. In die Amtszeit von Heinrich Rutschmann, der die Präsidentschaft nach Alfred Mürset angetreten hatte, fiel die Aufnahme des Kampfes um den Hönggerberg: «Er hat sich mit diesem Anliegen voll und ganz identifiziert und hat – was für uns wichtig war – vor allem bei seinen Turn- und Sportfreunden um Verständnis darum geworben», schrieb sein Nachfolger Peter Trautvetter im Nachruf. Trautvetter selber setzte den Kampf gegen die Sportanlagen zusammen mit der Bevölkerung Hönggs fort (der «Höngger» berichtete am 25. Januar 2018) und wehrte sich ein paar Jahre später auch erfolgreich gegen den Bau von Tennisplätzen im Rütihofquartier.

Gangsterduo im Hönggerberg

Auch «Gfürchiges» gab es auf dem Hönggerberg, daran erinnert sich Hansruedi Frehner noch gut. «In den 50er-Jahren versetzten die beiden Gangster Ernst Deubelheiss und Kurt Schürmann – sie benutzten Waffen mit selber gekürzten Läufen und stahlen sogar Anzüge, nach dem Vorbild amerikanischer Filme – die heile Schweiz in Angst und Schrecken», erzählt der technische Leiter des VVH. Die beiden hatten sich in den 40ger-Jahren in einer Strafanstalt im Kanton Waadt kennengelernt, wo sie wegen Einbruch und Diebstahl sassen. Später trafen sie sich wieder, von Läuterung keine Spur, im Gegenteil: Schürmann bestand darauf, dass sie ohne Waffen keinen Erfolg haben würden. Also brachen sie in der Nacht auf den 24. Juli 1951 ins Zeughaus Höngg ein und raubten 15 Maschinenpistolen und 9685 Schuss Munition. Sie klauten auch Autos, obwohl keiner von beiden fahren konnte. Am 4. Dezember passten sie Armin Bannwart, Teilhaber der Bank Winterstein, vor seinem Haus in Zollikon ab und wollten ihn dazu bringen, den Tresor der Bank für sie zu öffnen. Nachdem der Plan schiefgelaufen war, erschoss Schürmann in Rage den Banker. Sie tauchten aber nicht unter, sondern versuchten wenige Wochen später einen Überfall auf die Post in Reinach, Aargau, der ebenfalls misslang. Es kam zu einer wilden Schiesserei mit der Polizei, sie flohen, wurden aber wenig später verhaftet und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Was das mit dem VV Höngg zu tun hat? «Auf dem Hönggerberg hatten die beiden Schwerverbrecher ihr Waffenlager in einem Ölfass im Boden vergraben. Förster Hans Nikles hat das Strässchen, das an der Stelle vorbeiführt, <Räuberweg> getauft», erzählt Frehner.

Ein bisschen Spass muss sein

Der technische Leiter weiss aber auch lustige Anekdoten zu erzählen, zum Beispiel die über den mittlerweile verstorbenen Schaggi Heusser der Dritte. Dieser wirkte 48 Jahre im Vorstand des Verschönerungsvereins mit. Zu seinem Rücktritt im Jahr 1999 wollte man ihn mit einer «Schaggi Hüsser Bank» überraschen, die ihm zu Ehren aufgestellt werden sollte. «Doch als wir die Stelle rekognoszieren wollten, sass da der Schaggi schon auf seiner Bank, die er selber aufgestellt hatte und begrüsste die Kollegen mit Weisswein und einem schelmischen Lächeln», erinnert sich Frehner lachend. «So war er, immer für einen Scherz zu haben». Es gäbe noch viele Geschichten, zum Beispiel die über die erste Frau im Vorstand oder über den Blumenwettbewerb, doch diese sollen ein anderes Mal erzählt werden. Vielleich noch so viel: Heute zählt der Verschönerungsverein Höngg über 400 Mitglieder, Präsident ist Ruedi Zweifel und ein Ende der Verschönerung ist nicht in Sicht.

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