Schlaue Spezies

Unsere Redaktorin Dagmar Schräder schreibt über die grossen und kleinen Dinge des Lebens. Und auch darüber, warum der Mensch die Tiere beneiden sollte.

Dagmar Schräder liebt es zu schreiben. (Foto: Jina Vracko)

Homo sapiens. Oder homo sapiens sapiens? Das sind wir. Die wissenden Menschen. Krone der Schöpfung? Naja. So schlau wir sind, irgendwas machen wir doch ganz entschieden falsch. Nein, nicht nur irgendwas, wir haben da im Laufe unserer Evolution und ganz besonders in den letzten paar hundert Jahren doch so einiges richtiggehend verbockt, da gibt’s nichts schönzureden.

Aber das soll heute nicht das Thema sein. Eine Sache beschäftigt mich besonders. Und zwar unser Umgang mit Ressourcen. Für einmal nicht mit denen des Planeten, sondern unseren eigenen. Unsere Lebensführung. Wenn ich alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten anschaue, führen diese in der Regel ein doch recht geruhsames Leben. Nahrungssuche, soziale Interaktion, körperliche Bedürfnisse, Fortpflanzung und vor allem – Schlaf. Darum dreht sich das ganze Leben. Sobald die körperlichen und sozialen Bedürfnisse befriedigt sind, legen sich alle unsere nahen und entfernteren Verwandten dieser Erde, vom Regenwurm bis zum Elefanten, gemütlich hin und ruhen. Bis zu 20 Stunden am Tag kann etwa ein Hund schlafen. Katzen sowieso, die chillen den ganzen Tag. Aber auch die wilden Tiere scheinen recht viel Zeit für körperliche Regeneration zu haben. Die brauchen sie natürlich auch, sie müssen schliesslich aus eigener Kraft ihr Überleben sichern. Aber solange man dem nächsten Raubtier entkommt, bleibt noch genug Gelegenheit, um zur Ruhe zu kommen.

Nur wir nicht. Zumindest nicht mehr. Wahrscheinlich hatten unsre Urahnen noch eine ähnlich anspruchslose Freizeitgestaltung wie die Tiere. Aber schlau, wie wir sind, haben wir in der Zwischenzeit tausend und abertausend Dinge erfunden, die unser Leben einfacher machen sollen. Nach all der Energie, die wir in diese Erfindungen investiert haben, müssten wir eigentlich gar nix mehr zu tun haben – oder zumindest nur noch Dinge, die uns Spass machen. Oder guttun. Stimmt aber nicht. Unser Leben wird gefühlt immer komplizierter. Der Stress wird immer grösser, wir brauchen digitale Hilfsmittel, um keinen unserer Termine zu vergessen. Wir leiden an Depressionen und Burnouts. Um uns erholen zu können, steigen wir in ein Flugzeug und jetten tausende von Kilometern, bloss weit weg von unserem Alltag. Und während wir im Zeitdruck durch unser Leben hasten, schauen wir neidisch auf unsere Haustiere, die währenddessen gemütlich in der Wohnung rumliegen und einfach abschalten. Wie überaus intelligent wir doch sind.

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