Alles wie seit über 120 Jahren?

Verändern sich die Aufgaben und Abläufe in einem Samariterverein über die Jahre? Wenn man die Fotos vergleicht, haben sich Kleidung und Material stark verändert. Der primäre Auftrag zur Ersten Hilfe durch die Samariter bleibt derselbe.

Feldübung der Höngger Samariter, undatierte Aufnahme.
7. Mai 2018, Kollision zwischen Fussgänger und Person auf Mini-Trottinett: Samariter trainieren die korrekte Beurteilung der Verunfallten.
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Am 2. März fand die 124. Vereinsversammlung des Samaritervereins Zürich-Höngg (SVH) statt. Der Vereinsvorstand sieht sich manchen Herausforderungen gegenüber, die es zum Beispiel zur Zeit des zweiten Weltkriegs nicht gab: Welche Rolle haben die Samariter in der Stadt Zürich heutzutage nebst allen Gesundheitsprofis im Rettungsdienst und im Spital? Wie macht man im elektronischen Zeitalter auf sich aufmerksam? Wie gewinnt man neue Aktivmitglieder für den Sanitätsdienst? Wie lebt man den Vereinsalltag auf attraktive Weise mit Jung und Alt?

Mit der Zeit gehen

Einige Antworten sind gegeben. Die Sanitätsdienste an Veranstaltungen sind weiterhin gefragt: 500 Einsatzstunden waren es im letzten Jahr für die Samariter aus Höngg, überaus oft an Sportveranstaltungen für Jugendliche. Dank grosszügigen Spendengeldern konnten zwei topmoderne Defibrillatoren angeschafft werden. Die SVH-Internetseite wird laufend technisch und inhaltlich überarbeitet und seit einigen Monaten findet man die Höngger Samariter auch auf Twitter. Viele Kursteilnehmer kommen von weither angereist und sind darum für den Verein als Aktivmitglieder nicht verfügbar. Zu einer abendlichen Samariterübung kann man hingegen Leute aus dem Quartier einladen – vielleicht bleiben sie aus Interesse an medizinischen Themen hängen? So hörten im Februar 20 Gäste den Vortrag eines engagierten jungen Arztes über Sportverletzungen. Zwei Übungen gestalten die Höngger dieses Jahr mit den Nachbarvereinen aus Altstetten/Albisrieden und Unter-/Oberstrass. Im Herbst ist eine Übung mit den Pfadfindern St. Mauritius-Nansen im Wald geplant. Herzlich eingeladen sind auch Einzelgäste, die Übungsdaten werden im Internet publiziert. Wer sich als Verein austauscht, bleibt länger jung. Wer sich in der Öffentlichkeit zeigt, wird nicht vergessen.

Aufbruch in die Zukunft

Zusammen mit der nationalen Samariterbewegung haben die Höngger Samariter eine Vision: In jedem Haushalt ist eine Person in Erster Hilfe geschult. Sie kann Bagatellverletzungen behandeln und betreut, wenn nötig, die Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Unermüdlich führen die neun Kursleiter Schulungen durch, letztes Jahr kamen 340 Teilnehmer zu den diversen Kursen. Doch einige Herausforderungen bleiben: Die stetige Professionalisierung fordert die Flexibilität aller Mitglieder. Die teuren Zertifizierungen von Kurs und Kursleiter durch den Interverband für Rettungswesen (IVR) strapazieren das Vereinsbudget. Auch scheint die Generation Y weniger interessiert an langfristiger Freiwilligenarbeit. Im Samariterwesen gibt es eben viele Vorgaben und nur begrenzt Platz für spontane kreative Ideen. Trotzdem bewegt sich etwas: Langjährige Vorstandsmitglieder konnten ihr Amt in neue Hände übergeben. Priska Bader als Sanitätsdienstverantwortliche und Mike Nielsen als Materialwart starten jetzt mit neuem Elan in ihre Aufgaben. So bleibt der Verein auch weiterhin lebendig. Nächstes Jahr kann das stolze Jubiläum von 125 Jahren Vereinstätigkeit gefeiert werden.

Eingesandt von Andrea Nüesch

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