Rücktritt nach stolzen 24 Jahren als Präsident

Paul Zweifel trat nach 24 Jahren als Präsident des Verschönerungsvereins Höngg zurück. Wie dieser wirkte er gezielt, aber bescheiden im Hintergrund und wurde nun dafür zum Ehrenmitglied ernannt.

Drei VVH-Präsidenten: Dr. Peter Trautvetter, 1973 bis 1989, Paul Zweifel, 1989 bis 2013 und, neu gewählt, sein Sohn Ruedi Zweifel – ob er wohl auf dem Weg ist, die Amtszeiten seiner Vorgänger zu egalisieren?

Der Verschönerungsverein Höngg (VVH) wirkt im Stillen und trotzdem nicht im Verborgenen – das weiss, wer sich auf einer der zahlreichen Sitzbänke ausruht, eine der von ihm betreuten Feuerstellen auf dem Hönggerberg benutzt oder dank ihm trockenen Fusses über den Holderbach kommt − und so einiges mehr. Dass die Allmend Hönggerberg nicht restlos zugebaut wurde, ist auch dem VVH zu verdanken – doch davon später. Am Donnerstag, 23. Mai, trafen sich rund 50 der über 400 Mitglieder des VVH im Ortsmuseum Höngg, quasi ihrem Vereinshaus, denn das Ortsmuseum wird von der Ortsgeschichtlichen Kommission des VVH geführt. Man war vor allem zur Hauptversammlung gekommen, um Präsident Paul Zweifel nach sage und schreibe 24 Jahren zu verabschieden. Die Grossmannstube im ersten Stock war also bis auf den letzten Platz gefüllt, die Luft entsprechend warm und die Stimmung tat es ihr gleich. So begrüsste denn kurz nach 20 Uhr ein sichtlich gut gelaunter Paul Zweifel die Gäste zu seiner letzten als Präsident geleiteten Versammlung, unter den Ehrengästen besonders den 93-jährigen Schaggi Heusser III., der seit 65 Jahren Vereinsmitglied ist und unter anderem im Namen des VVH bereits 57 Mal für das Aufschichten des 1.-August-Feuers verantwortlich war – was zu Heussers gerne zitierten alten Dragonerspruch passt, den er natürlich zum Besten gab: «Einem guten Ross lädt man auf − und ein gutes Ross stirbt im Geschirr.» Besonders zu begrüssen, da der VVH eine gute Zusammenarbeit mit ihnen pflegt, waren auch der abtretende Staatsförster Peter Greuter und sein Nachfolger Daniel Damen, deren städtisches Pendant Revierförster Emil Ryner sowie Dr. Hanspeter B. Stutz vom Verbund Lebensraum Zürich (VLZ).

Wie der Vater, so der Sohn – oder sogar besser?

Nach der an Hauptversammlungen üblichen Abnahme der Rechnung, des Revisoren- und Jahresberichtes und einigen Ausblicken auf das kommende Vereinsjahr und seine Aktivitäten leitete Kassier Jürg Reutemann die Wahl des neuen Präsidenten. Vorgeschlagen war Ruedi Zweifel, der Sohn des abtretenden Präsidenten. Man habe heute eben noch festgestellt, meinte Reutemann schmunzelnd, dass Vater Paul länger im Vorstand des VVH sei als Sohn Ruedi (*1964) auf der Welt. «Wenigstens war es dasselbe Jahr», hielt Paul Zweifel dazwischen. Die Wahl ging per herzhafter Akklamation vonstatten und der Frischgewählte bedankte sich schlicht für das Vertrauen und bekräftigte zur Heiterkeit der Anwesenden, dass er es sich also schon zum Ziel nehmen wolle, es gleich gut oder besser zu machen als sein Vater. Wäre er nicht selbst bereits gestandener Familienvater, man müsste über den Optimismus, «das Vorrecht der Jugend », schmunzeln – und so war es vom neuen Präsidenten augenzwinkernd auch gemeint. Als das Gelächter im Raum verklungen war, wandte sich der eben zurückgetretene Paul Zweifel an Aktuar und Kassier Jürg Reutemann, der ebenfalls seinen Rücktritt beschlossen hatte. Seit 2001 war er im Vorstand des VVH, letzten Sommer bereits übergab er das Amt des Kassiers an Paul Meier und nun sollte und wurde auch noch Michael Stäheli zum neuen Aktuar gewählt. «Jürg hatte immer super Ideen und eine positive Einstellung», würdigte Paul Zweifel, «ich hatte mit ihm nicht nur ein gutes Vorstandsmitglied an meiner Seite, sondern fand in ihm auch einen guten Freund.»

Eine ereignisreiche Präsidialzeit

Jürg Reutemann seinerseits lobte Paul Zweifel als umsichtigen Präsidenten: Keiner kenne den Hönggerberg, seinen Wald, Brunnen, Wege und Strassen so gut wie er, der seit 1964 Mitglied und Quästor im VVH ist. «Du bist der Inbegriff des Verschönerungsvereins», hielt Reutemann schlicht fest und liess einige Stationen von Zweifels Amtszeit Revue passieren: 1990, Einweihung der Holderbachbrücke. 1994, Taufe des neuen Holderbachbrunnens und Einweihung des Findlingsgartens auf dem Kappenbühl. Auch dank dem grossen Einsatz von Dr. Peter Trautvetter und der Höngger Bevölkerung ist es dem VVH über all die Jahre gelungen, den Erholungsraum auf dem Hönggerberg zu erhalten. 2002 war der VVH Gründungsmitglied beim Verbund Lebensraum Zürich, für den sich Paul Zweifel sehr engagiert. 2004 feierte der VVH drei Tage sein 100-Jahr-Jubiläum. «Immer gut vorbereitet kamst du an die Sitzungen », so Reutemann, «doch gerne kamen auch wir zu dir, denn ebenso zielgerichtet wie gemütlich war es stets in der Bauernstube der Familie Zweifel.» Als Dank und Erinnerung für 24 Jahre Präsidium wurde Paul Zweifel eine persönliche Ratsherrenkanne überreicht – die er wie einen WM-Pokal hochstemmte − und das Modell eines neuen Brunnens beim Holderbach, der am 1. Juni, dem Arbeitstag des VVH, zu seinen Ehren eingeweiht werden wird. «Es war eine spannende Zeit über all diese Jahre. Ich möchte sie nicht missen, bin aber auch froh, dass ich nun aufhören kann», bedankte sich der Geehrte und wünschte dem VVH weiter viel Erfolg.

Viel mehr als «nur» ein «Bänkliverein»

Dass dieser Erfolg für ganz Höngg wichtig ist, betonte in der Schlussrede Dr. Peter Trautvetter, bis 1989 selbst 16 Jahre VVH-Präsident. So habe er zum Beispiel damals, 1971, rechtzeitig erfahren, dass die Stadt auf dem Gebiet «Im Grund» − also gleich neben dem Platz des Turnvereins Höngg − eine Leichtathletikanlage, eine Kunsteisbahn, zwei Fussball- sowie Handball- und Tennisplätze inklusive Garderobegebäude und Tiefgarage für über 300 Autos plante. Das Gelächter heute in der Grossmannstube war gross, als man sich daran erinnerte respektive sich dies alles vorstellte – damals aber bedurfte es eines grossen Einsatzes des VVH, um dieses Grossprojekt mit einem «Kampf um den Hönggerberg» zu verhindern. Der Protest wirkte, das Projekt wurde still und leise begraben – bis 20 Jahre später GC den Trainingscampus realisieren wollte und der VVH erneut erfolgreich einschritt – der Campus steht heute in Niederhasli. «Freier Raum weckt immer Begehrlichkeiten», so Trautvetter, «wenn man sich nicht wehrt wie der VHH, so ist er bald überbaut und für immer verloren. Schaut auch ihr, dass dies weiter so bleibt», gab er dem neuen Präsidenten und seinem Vorstand auf den Weg – auf dass der VVH sein Vereinsziel erfülle: die Erschliessung und Erhaltung der Erholungslandschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Höngg. Und auch darauf stiessen alle anschliessend bei einem Apéro und geselligen Gesprächen herzhaft an.

Information für die Vereine
Höngg hat so viele Vereine, dass der «Höngger» nicht über jede Generalversammlung ausführlich berichten kann, ausgenommen jene des Quartiervereins sowie des Vereins Handel und Gewerbe Höngg. Bei allen anderen müssen wir uns leider auf Berichterstattungen zu wichtigen Ereignissen wie eben Präsidiumswechsel beschränken − auch deshalb, weil wir vieles der an solchen Versammlungen Besprochene wie Rücktritte aus dem Vorstand, Verdankungen und dergleichen als reine Vereinsinterna betrachten, welche in den Vereinsnachrichten gezielter publiziert sind als in einer Zeitung an alle Haushalte. Dafür werden derzeit alle Vereine in einer Portraitserie in loser Folge vorgestellt. Kontaktaufnahme dazu, falls noch nicht erfolgt, über Malini Gloor unter redaktion@hoengger.ch

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