Quartierleben
Renaissance der Col-Art
Im Centro Cultural Hispanoamericano sind zurzeit Werke einer 50 Jahre alten Kunstbewegung zu sehen, die in Zürich gegründet wurde und seit einigen Jahren eine kleine Renaissance erlebt.
30. August 2017 — Redaktion Höngger
Im zweigeschossigen Eingangsbereich des Centro Cultural Hispanoamericano an der Riedhofstrasse empfängt Marta Elizondo die kunst- und kulturbegeisterten Gäste auf Spanisch und Deutsch. Fächer werden gezückt – das Glasdach lässt viel Licht ins Gebäude, heizt es aber auch auf – und schnell ist man mitten im lebhaften Gespräch. Zu Gast in Höngg sind die mexikanische Künstlerin Rossana Durán und ihr Ehemann und Begründer der internationalen Col-Art-Bewegung Marc Kuhn. Kommendes Jahr feiert diese «Koordinierte Kollektivkunst» ihr 50-Jahre-Jubiläum. Zu Beginn ihrer Entstehung fand Col-Art weltweit viele Anhänger, auch Richard Paul Lohse und Josef Beuys wirkten an Werken mit. Die zentrale Idee dieser Kunstgattung ist es, möglichst verschiedene Stile und Ansichten in einem Gemeinschaftswerk zusammen zu bringen, «dies entspricht einem demokratischen Gedankengut», erklärt Marc Kuhn, «jeder ist frei, seine persönliche Sicht beizutragen und bleibt dabei dennoch ein Teil eines grösseren Ganzen».
Bei den Jungen beliebt
In den Siebzigerjahren verschwand die Bewegung etwas aus der Kunstszene und wurde vermehrt als therapeutische und pädagogische Methode eingesetzt. Vor etwa zehn Jahren begann sich Kuhn, nach diversen Auslandaufenthalten und unzähligen geleiteten Seminaren zum Thema, wieder intensiver mit dem Malen zu beschäftigen. Er besuchte seinen Bruder in Mexiko und lernte dort seine heutige Ehefrau und Künstlerin Rosanna Durán kennen. Es folgten Ausstellungen in Mexico, Spanien und Deutschland, wo er feststellte, dass besonders die jüngeren Kunstschaffenden ein grosses Interesse für diese Kunstart zeigen. Er spricht von einer kleinen «Wiedergeburt» der Col-Art. Auch Rosanna Durán arbeitet jeweils an Col-Art-Werken mit, ist aber mit einer eigenen Austellung im Centro Cultural vertreten. Die zarten, aber leuchtenden Bilder der eigenständigen Künstlerin sind im 1. Stock der Galerie zu bewundern. Sie beschäftige sich mit den fünf Elementen, erzählt sie den Besuchern der Vernissage, das fünfte Element sei für sie der Raum, in dem sich die Lebewesen bewegten. Marta Elizondo, die Leiterin des Kulturzentrums, hatte Duráns Werke anlässlich einer Ausstellung in der Mexikanischen Botschaft entdeckt. Relativ schnell war klar, dass sie die Künstlerin auch nach Höngg holen wollte. Als Durán ihr von ihrem Mann Marc Kuhn erzählte, beschlossen sie, dass es eine gemeinsame Ausstellung geben würde. Die gebürtige Mexikanerin Elizondo, die schon seit 40 Jahren in der Schweiz lebt, ist ein Energiebündel und vielseitig engagiert. Neben der Leitung des Centro Cultural Hispanoamericano ist sie auch Buchautorin und Sprachlehrerin. 1999 hat sie das Kulturzentrum aufgebaut und bringt hiesigen Interessierten und eigenen Landsleuten im Exil die zeitgenössische lateinamerikanische Kunst näher. In der aktuellen Ausstellung sind im 1. Stock auch einige wenige Werke von befreundeten Künstlern aus Teneriffa zu sehen.
Ausstellung mit Rossana Durán, Marc Kuhn und weiteren Gästen aus Teneriffa. Col-Art International. Centro Cultural Hispanoamericano, Riedhofstrasse 354. Öffnungszeiten: Bis 23. September, Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung.
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