Die Raiffeisenbank ist genau dort am Meierhofplatz eingezogen, wo sich einst eine Filiale der «Sparkasse der Stadt Zürich» befand. An diese fast vergessene Zeit erinnert wurde auch die Bauleitung, als sie die noch immer vorhandene, tonnenschwere Türzarge demontieren musste. Sicherheitsvorkehrungen dieser Art sucht man in den modernen Schalterräumen vergebens und auch kein Panzerglas trennt Kundinnen und Kunden von den Bankangestellten. Hell, offen und freundlich, so strahlen einem die neuen Bankräumlichkeiten entgegen. An einem Welcome-Desk, hinter dem zwei offene Arbeitsplätze zu sehen sind, wird man empfangen und je nach Anliegen auf den offenen Schalter gleich daneben hingewiesen oder in eines der Besprechungszimmer begleitet.

Langer Weg zu «Stadt, Land, Fluss»

Matthias Läubli, Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisen Zürich, erzählte in seiner Rede, dass sich die Raiffeisen bereits vor acht Jahren für diesen Standort interessiert hatte. Damals war er aber noch von einem Textilhändler belegt und dieser Laden habe – was sich für aussenstehende Beobachter ungläubig anhört – so eine gute Rendite abgeworfen, dass die Hausherrin UBS keine Bank einziehen lassen wollte. Doch dann änderte sich die Situation und der Weg wurde frei, um im Juni 2013 einen Architekturwettbewerb auszuschreiben, den das Zürcher Büro Zimmer Schmidt Architekten im November 2013 gewann.
Das junge Team um Daniela Zimmer und Tilmann Schmidt, die einst bei Herzog & de Meuron zusammenarbeiteten, begeisterte mit seinem Projekt «Stadt, Land, Fluss» nicht nur die Baukommission, sondern setzte es auch optimal um. Die drei Gestaltungselemente finden sich auch in der Innenraumgestaltung wieder. Sie nehmen, wie Geschäftsstellenleiter Marcel Merkli in seiner Ansprache bemerkte, einen direkten Bezug zu Höngg: Die Elemente aus Stein verkörpern die Stadt und insbesondere der aus Limmatkieseln geschliffene Terrazzo-Boden gleichzeitig den Fluss; alle Elemente aus Holz – übrigens von der Höngger Schreinerei Berchtold aus einer einzigen, eigens ausgesuchten Eiche gefertigt – verkörpern das Ländliche, und die wellenförmige Textur der Wandelemente aus Gips nimmt erneut das Thema Fluss auf. Man habe, so Merkli, damit auch an die Geschichte Hönggs erinnern und anknüpfen wollen, an die Zeiten, als Höngg noch die zweitgrösste Weinbauregion des Kantons war und an der Limmat die Textilindustrie florierte.

Jede Filiale ist anders

Die Raiffeisen ist genossenschaftlich strukturiert und mittlerweile die drittgrösste Bank der Schweiz, mit 1025 Geschäftsstellen bietet sie das dichteste Bankstellennetz der Schweiz – und plant, weiter zu expandieren. «Anders als andere Banken eröffnen wir Filialen», so betonte Matthias Läubli, «anstatt welche zu schliessen. Wir sind überzeugt, dass sich das auszahlt und dass die Kundinnen und Kunden auf uns warten.» Diese Erfahrung hatten die vier Höngger Mitarbeitenden − Marcel Merkli, Christina Ehrensperger, Senta Schmid und Christoph Bienz – bereits in den Telefonaten, welche sie noch vor der offiziellen Eröffnung mit Hönggerinnen und Hönggern führten, bestätigt gefunden. Dies, so war am anschliessenden Apéro mehrfach zu hören, habe wohl auch mit den nicht enden wollenden Bankskandalen der letzten Zeit zu tun, von denen die Raiffeisen verschont blieb.