Profifussballer oder Pilot?

Die Arche Zürich ist bekannt für das betreute Wohnen oder das Brockenhaus. Der gemeinnützige Verein bietet aber auch Begleitungen für Kinder an. Ursula Merz aus Höngg erzählt.

Eine bereichernde Aufgabe: die Begleitung von Kindern und Jugendlichen. (Foto: Arche Zürich)

Wir sind rund 15 Kinderbegleitende jeden Alters, die sich Anfang Oktober zu einem Workshop in der neuen Pädagogischen Hochschule hinter dem Hauptbahnhof einfinden. Vom Standort Grünau bin ich die Einzige, die anderen Frauen und Männer kommen aus den Standorten Langstrasse, Affoltern und Seebach. «Mit digitalen Medien Kinder und Jugendlichen beim Lernen unterstützen» steht heute Abend auf dem Programm.

Der Dozent stellt uns «Schabi», die Schule am Bildschirm, eine Webplattform für Primarschulen, vor − ein Programm, das beim Erlernen von Grundfertigkeiten helfen kann. Spielerische Lernformen, multimediale Inhalte und ein unmittelbares Feedback sind typische Merkmale für die digitalen Übungstools. «Zuerst müssen die Kinder aber verstehen, bevor sie üben können», betont er.

Wir probieren die Learning Apps aus, memorieren die Namen von Waldtieren, die Achterreihe, erraten Berufe und schmunzeln beim Rap über die Liebesabenteuer Alexanders des Grossen, anhand dessen man die Verben ins Präteritum setzen muss. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, schon packen wir unsere Laptops wieder ein und überlegen, wie wir das Gelernte bei unseren Kindern anwenden können.

Wünsche und Ziele

Zurzeit begleite ich den 14-jährigen E., der die 2. Sekundarklasse besucht und sich für die Gymiprüfung vorbereitet. Ich kenne ihn seit der vierten Klasse, treffe ihn einmal pro Woche für eineinhalb Stunden in der Arche und begleite ihn bei den Hausaufgaben, meist in Deutsch oder Französisch, ab und zu auch in Mathe, wobei es dabei mehr darum geht, die Aufgabe sprachlich richtig zu verstehen.

Seine Eltern kommen aus Sri Lanka und Deutsch ist nicht die Familiensprache. Manchmal spielen wir auch Scrabble und, wenn er gewinnen will, Yatzi. E. ist höflich, umgänglich und hilfsbereit, was auf einen Beruf im medizinischen oder sozialen Bereich hindeuten könnte. Er aber will unbedingt Pilot werden.

Der andere Junge, den ich bis zum Beginn der Lehre und darüber hinaus begleitete, kam aus Afghanistan. Auch A. war ein gefreuter Junge, der gut in Mathematik, schwächer in den Sprachen, jedoch fleissig und leistungsbereit war. Als er sich allmählich von seinem Traum, Profifussballer zu werden, löste und sich für andere Berufe zu interessieren begann, besuchten wir zusammen die Berufsbildungsmesse in Oerlikon, studierten mögliche Lehrporträts und schrieben Bewerbungen.

Bei einem Sanitär- und Heizungsfachmann in Höngg durfte er schnuppern. Diese Erfahrung beeindruckte ihn so sehr, dass er sich für den Beruf als Sanitärmonteur entschied, bei einer grossen Zürcher Firma die vierjährige Lehre absolvierte und diese heuer mit Erfolg abschloss. Nun bildet er sich zum Planer weiter. Ich bin stolz auf ihn.

Mich fasziniert es, diese Jugendlichen aufwachsen und sich entwickeln zu sehen, sie zu fördern und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Nicht nur ich versuche ihnen etwas mitzugeben, auch sie geben mir viel und bereichern mein Leben.

Kinderbegleiter*in werden

Die Arche sucht laufend motivierte Menschen mit Herz und Köpfchen, die Kinder bei den Schulaufgaben unterstützen und ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung weitergeben.

Anmelden: www.archezuerich.ch/freiwilligenarbeit

0 Kommentare


Themen entdecken