Politik zur Jugend

Die beiden Jugendlichen Leah Ros (15) und Samuel Scheidegger (15) erarbeiteten gemeinsam mit dem Jugendarbeiter Jan Lell Interviewfragen. Besonders interessant waren für die Jugendlichen zwei Themen, welche sie selbst betreffen. Das waren zum einen die Diskussion um das Wahl- und Stimmrecht ab 16, sowie die momentanen Kürzungen im Bildungsbereich. Die erarbeiteten Fragen stellten Leah und Samuel danach Politikern und Politikerinnen aus Höngg. Die Antworten verarbeiteten sie anschliessend zu diesem Beitrag.

AL Alternative Liste

Interview mit Judith Stofer, Kantonsrätin AL

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Wenn jemand mit einer Idee zu uns kommt, haben wir immer ein offenes Ohr.
Bei Entscheidungen, welche die Jugend betreffen, versuchen wir diese natürlich so gut wie möglich zu berücksichtigen. Wir legen grossen Wert darauf, Freiräume für Jugendliche zu schaffen. Von Zeit zu Zeit engagieren sich bei uns auch Junge in einer eigenen Gruppe. Zudem unterstützt die AL auch Jugendparlamente.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Ich unterstütze das Stimmrecht 16 eindeutig. Durch die Einführung von Stimmrecht 16 kann die Stimmbeteiligung von der jungen Generation sicher zunehmen. So könnte die Dominanz der älteren Generation in Zukunft abnehmen.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Ich finde es total daneben, dass man in der Bildung so stark spart.
Es wird bestimmt wieder zu neuen Kürzungen kommen. Leider ist in der Bildung momentan kein Ausbau in Sicht. Seit meiner eigenen Schulkarriere haben Kosten für Studium usw. massiv zugenommen. Man könnte ebenso gut bei der Gesundheit und dem Strassenbau sparen. Sehr schockiert hat es mich, dass die bürgerliche Mehrheit im Kantonsrat kürzlich beschlossen hat, die Lehrwerkstätte für Schreiner- und Schreinerinnenlernende nach 125 Jahren erfolgreicher Tätigkeit zu schliessen.

CVP Christlichdemokratische Volkspartei

Interview mit Marc Mathis, Präsident CVP Kreis 10

Was macht ihre Partei für die Jugend?

Wir unterstützen Abstimmungen und Petitionen, welche der Jungendförderungen zugutekommen. Dies geschieht durch die CVP Stadt Zürich mittels Parolenfassung und Publizierung der entsprechenden Parole.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Jugendliche, die sich bereits mit 16 für die Politik interessieren sind sehr vorbildlich und dies sollte man fördern und nicht blockieren.

Was halten sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Bildung ist eines der wichtigsten Güter respektive der Grundstein für eine positive Entwicklung der Schweiz. Wenn Kürzungen nötig sind, dann gehört für mich Bildung zu einem der letzten Kürzungspositionen. Die CVP ist eine Partei, die sich bei Familien und Wirtschaftsthemen stark engagiert. Entsprechend gehört zu beiden eine Förderung der Jugend, die das Fundament unserer Zukunft ist.

EVP Evangelische Volkspartei

Interview mit Claudia Rabelbauer, Präsidentin EVP Kreis 6/10

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Die Evangelische Volkspartei setzt sich für Jugendvereine wie Cevi und Blauring oder Kirchliche Lager und Freiwilligenarbeit ein. Ausserdem ist jeder willkommen, der JEVP (Jungpartei) beizutreten. Bei dieser können sich Jugendliche auf allen möglichen Gebieten politisch engagieren.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Ich stehe total hinter der Idee, dass man ab dem sechzehnten Lebensjahr abstimmen kann. Unsere Demokratie lebt von der Partizipation. Allerdings halte ich es für einen guten Vorschlag, dies kommunal einzuführen. Im Weiteren müsste man in der Schule mehr Staatskunde sowie den kritischen Umgang mit den Medien unterrichten.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Die EVP ist in Sachen Bildung eher konservativ. Reformen müssen zwingend praxistauglich sein. Die Schweiz hat eine gute Grundbildung. Die Angebote für die höhere Fachausbildung sind in der Schweiz jedoch sehr teuer. Für die permanente Fortbildung braucht es bessere Anreize. Ich denke nicht, dass es in der Schule weitere Kürzungen geben wird. Aber es muss ständig überprüft werden, ob die Ressourcen auch bestmöglich eingesetzt sind. Dabei sollen Klassen-Lehrpersonen gestärkt werden, da sie die Hauptverantwortung für die Klasse tragen. Das Ansehen des Lehrerinnen- und Lehrerberufs soll erhöht und die Attraktivität gesteigert werden, damit auch in Zukunft hervorragende Persönlichkeiten den Schuldienst wählen.

FDP die Liberalen

Interview mit Claudia Simon, Gemeinderätin FDP

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Einer der Schwerpunkte der FDP ist die Bildung. Die FDP setzt sich auf allen Schulstufen für eine starke Schule ein. In der Schweiz ist eine gute Schulbildung nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängig, das soll auch so bleiben. Aber es braucht auch den Einsatz der einzelnen Lernenden und die Unterstützung der Eltern. Vor ein paar Jahren hat die FDP im Gemeinderat einen Vorstoss eingereicht, damit in der Stadt Zürich Tagesschulen eingeführt werden. Versuche sind nun im Gang. In der FDP gibt es auch eine Gruppe «Jungfreisinnige», der junge Leute, wenn sie lieber unter sich politisieren wollen, beitreten können. Ab 16 Jahren kann man der FDP oder bei den Jungfreisinnigen beitreten. Man kann dann zwar noch nicht wählen und abstimmen, aber man kann mitdiskutieren und sich eine politische Meinung bilden.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Ich persönlich würde das Stimmrechtsalter bei 18 belassen. Mit 18 wird man auch volljährig, die meisten haben die Schule hinter sich und Fragen wie Steuererklärungen und Militärdienst werden aktuell. Würde das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre gewechselt, müsste auch die politische Bildung in Schule und Elternhaus früher beginnen. Ob sich viele 13- und 14-jährige bereits für politische Fragen interessieren, ist meiner Meinung nach fraglich, schön wäre es natürlich. In der FDP gibt es Pro- und Contra-Meinungen. Wenn das Thema (wieder) einmal zur Abstimmung kommt, wird die FDP das sicher interessiert diskutieren, und die Delegierten werden eine Abstimmungsparole fassen. Schlussendlich würde ich auch mit Abstimmungsalter 16 leben können, in der Hoffnung, dass die Jugendlichen dann auch wirklich Gebrauch davon machen und die jetzt tiefe Stimmbeteiligung anheben.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadt Zürcher Schulen?

Die Schulen müssen genügend Geld haben, um die Jugendlichen gut auszubilden. Wenn Kanton und Stadt Zürich aber sparen müssen, weil auch zum Beispiel die Sozial- und Gesundheitskosten steigen, muss auch in der Bildung darauf geachtet werden, dass das Geld noch effizienter eingesetzt wird. Ich hoffe nicht, dass weitere Kürzungen nötig sind. Aber das hängt von der finanziellen Situation des Kantons und der Stadt Zürich ab. Auch beim Staat spricht man von Haushaltskosten, wie zu Hause. Auch eine Familie muss manchmal in allen Bereichen sparen, wenn plötzlich weniger Geld zur Verfügung steht.

GLP Grünliberale Partei

Interview mit Lukas Rich, Präsident glp Kreis 6 & 10

Was macht ihre Partei für die Jugend?

Bei Initiativen wie der Fremdspracheninitiative, über die wir erst gerade abgestimmt haben, welche die Jugend ganz klar betrifft, nehmen wir natürlich immer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Jugend. Ausserdem sind alle Jugendlichen herzlich willkommen, den jungen Grünliberalen beizutreten. Bei diesen kann man Erfahrungen sammeln und Verantwortung übernehmen.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee. Da die ältere Bevölkerung gegenüber der jüngeren mehr politischen Einfluss hat, macht es durchaus Sinn, das Stimmrechtsalter 16 einzuführen. Allerdings ist die aktuelle Situation rechtlich einheitlich. Da fast alles wie zum Beispiel Autofahren oder einen Kredit aufzunehmen auch erst ab dem achtzehnten Lebensjahr erlaubt ist.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Kürzungen bei der Bildung machen meiner Meinung nach wenig Sinn. Es gibt jedoch Ausgaben wie zum Beispiel Schulhausbauten, die enorm viel kosten. Man sollte eher daran sparen, als Klassen zu vergrössern und Wahlfächer zu streichen. Ich denke, dass man in der Zukunft eher wieder mehr für Bildung ausgeben wird. Bildung ist eine zu wichtige Ressource der Schweiz, als dass man sie einfach vernachlässigen könnte.

Die Grünen

Interview mit Roland Hurschler, Co-Präsident Grüne 6/10

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Die Grünen setzen sich für mehr Freiräume ein. Das heisst für Räume, in denen sich Subkulturen entwickeln können oder auch nur Platz und Plätze, wo sich Jugendliche ohne Konsumzwang aufhalten dürfen. Der Grüne Stadtrat Daniel Leupi hat sich dafür eingesetzt, dass nicht-kommerzielle Outdoor-Partys von Jugendlichen wieder möglich sind, wenn bestimmte Vorgaben eingehalten werden.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Ich bin dafür und eine Mehrheit der Grünen ist dies meines Wissens auch.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Indiskutabel! Die Herausforderungen und Ansprüche an die Schule nehmen weiterhin zu und dies lässt keinen Spielraum für Kürzungen, im Gegenteil.
Ich selbst bin kein Spezialist für Bildungsfragen, meine Meinung und diejenige der Grünen Partei sind in dieser Hinsicht aber eindeutig: Keine Kürzungen, sondern die Qualität der Volksschule hochhalten. Bildung ist der wichtigste Rohstoff der Schweiz, und gute Bildung ist die Basis für gleiche Chancen für Kinder und Jugendliche aus allen Bevölkerungsschichten und jeder Herkunft.

SP Sozialdemokratische Partei

Interview mit Mathias Egloff, Gemeinderat SP

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Die SP setzt sich unter anderem stark für die Erhaltung von Plätzen für Jugendliche wie zum Beispiel Jugendtreffs in Höngg ein. Wir versuchen, die Jugend bei all unseren Entscheidungen so gut wie möglich zu berücksichtigen. Neben den «Roten Falken» haben wir auch eine Jungpartei. Dabei wird einem die Möglichkeit geboten, seine Meinung einzubringen und an Events teilzunehmen.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Ich befürworte es ganz klar, das Stimmrecht ab dem sechzehnten Lebensjahr einzuführen. Bei der Umsetzung wird man aber garantiert auf grossen Protest treffen. Deshalb bin ich der Meinung, dass man es zuerst in einem kleineren Rahmen versuchen sollte, um zu zeigen, dass es funktionieren wird.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Die SP steht klar für Investitionen in die Bildung ein. Es ist immer schwierig einzuschätzen, was sinnvolle und was weniger sinnvolle Investitionen sind. Aber wir sind sicher nicht darauf aus, dass man in diesem Bereich spart.

SVP Schweizerische Volkspartei

Interview mit Martin Bürlimann, Gemeinderat SVP

Was macht Ihre Partei für die Jugend?

Die Schweizerische Volkspartei hilft neue Lehrstellen in der Stadt zu schaffen, indem wir versuchen die Steuern und Abgaben tief zu halten. Damit können die Firmen genug Gewinn machen, um neue Lehrlinge einzustellen. Ob Schweizer Bürger oder nicht, jede Person kann der Jungen SVP beitreten und somit den Kontakt mit anderen Mitgliedern aufnehmen und seine Meinung einbringen.

Was halten Sie vom Stimmrechtsalter 16?

Meiner Meinung nach sollte man Dinge wie Stimmberechtigung und das Recht auf einen Führerschein beieinander behalten und nicht auf verschiedene Altersstufen verlegen.
Man sollte nicht alles auf das sechzehnte Lebensjahr verlegen. Das erscheint mir schon zu jung.

Was halten Sie von den Budgetkürzungen an den Stadtzürcher Schulen?

Das Problem liegt daran, dass die Gesamtkosten der Bildung steigen. Ein Schulhaus kann bis zu 90 Millionen Franken kosten. Es sollte doch auch möglich sein, ein Schulhaus für 80 Millionen Franken zu bauen. Mit den restlichen zehn Millionen könnte man ziemlich viel anstellen. Meiner Meinung nach sollte man eher bei Baukosten als bei Personalkosten sparen.

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