Expats
Nur wegen des Geldes hier?
Der jährliche «Expats Explorer», eine Studie der HSBC in Grossbritannien, kommt zum Schluss, dass die Schweiz ein attraktives Land sei für Expats. Aber nur wenn es darum geht, mehr Geld zu verdienen.
28. Februar 2018 — Patricia Senn
Die HSBC London publiziert jährlich eine Studie mit dem Namen «Expats Explorer», die erfasst, wo und wieso sich die sogenannten «Expatriates», also die Auswanderer, am wohlsten fühlen. Die Gründe, die eigene Heimat zu verlassen, um in der Fremde eine neue Existenz aufzubauen, sind verschieden, genauso wie die Wahl des Landes, in das man geht. Für den «Expats Explorer 2017»-Bericht liess die HSBC 27’587 Expats aus 159 Ländern ihre Zieldestinationen nach drei Kategorien beurteilen: Wirtschaftliche Möglichkeiten, allgemeine Erfahrungen, Familienfreundlichkeit. Die Schweiz kam auf Platz 11 von 46 zu stehen, in erster Linie verdankt sie dieses gute Resultat der wirtschaftlichen Attraktivität: Laut HSBC verdienen Expats im Alpenland jährlich 193’006 US-Dollar – das weltweite Durchschnittseinkommen liegt bei 99’903 US-Dollar. Damit führt die Schweiz die Rangliste in der Kategorie «Wirtschaftliche Möglichkeiten» an. Obwohl die finanziellen Anreize durchaus entscheidend sind für die Expats, zieht nur rund ein Fünftel von ihnen aus wirtschaftlichen Gründen ins Ausland. Fast doppelt so viele sagen, dass sie auf der Suche nach einer neuen Herausforderung seien oder ihre Lebensqualität verbessern wollten. Die besten Erfahrungen im Kontakt mit Einheimischen, bei der Suche nach einer Wohnung sowie mit dem allgemeinen Wohlbefinden machen Expats in Neuseeland. Bereits zum dritten Mal in Folge belegt die Insel den ersten Platz, gefolgt von Spanien und Portugal. Die Schweiz erreicht in dieser Kategorie nur Rang 28, sogar die Türkei, Bahrain und Oman sind beliebter. Würde der allgemein als gut befundene Lifestyle den Schnitt nicht nach oben drücken, rückte die Schweiz sogar noch weiter nach hinten, da der Kontakt zu den Einheimischen als schwierig empfunden wird. In der dritten Kategorie «Familienfreundlichkeit» schnitt die Schweiz im «Expats Explorer» sogar noch schlechter ab: Sie rangierte nach Russland und gleich hinter den USA auf Platz 35, während Schweden, Norwegen und die Niederlande erwartungsgemäss unter den zehn beliebtesten Zielländern gelistet sind. Was bedeutet dies denn nun? Ist das Geld der einzige Grund, weshalb man in die Schweiz kommt? Sind die Schweizer wirklich so unnahbar und unfreundlich? Wieso bleibt dann eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Expatriates hier hängen? Auf der Suche nach Antworten in Höngg stellte sich schnell heraus, dass es den Stereotypen «Expat» hier so fast nicht gibt. Es ist wie immer ein wenig komplizierter.
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