Neue Wege in der CO2-Speicherung

Am 17. Januar hat der Stadtrat den ­Beschluss gefasst, in der Kläranlage Werdhölzli aus der Klärschlammverbrennung CO2 ab­zuscheiden. Am 29. Januar stellte die Stadt das Projekt den Medien vor. Gemeinderat und Stimmbevölkerung müssen dem Vorhaben noch zustimmen.

Stadträtin Simone Brander und Jürg Solèr, designierter neuer Direktor ERZ, informieren die Medien. (Fotos: das)

Rund 100 000 Tonnen Klärschlamm werden alljährlich in der Klärschlammverwertungsanlage (KSV) Werdhölzli verbrannt. Aus dem gesamten Kantonsgebiet wird der aus der Abwasseraufbereitung entstehende Klärschlamm hier verarbeitet, rund ein Drittel stammt aus der eigenen Anlage im Werdhölzli.

In der Anlage wird der Schlamm zunächst getrocknet und anschliessend im Ofen verbrannt. Mit der entstehenden Wärme werden nicht nur die Gebäude im Werdhölzli selber geheizt, die Energie wird auch über die Fernwärmeleitungen in die Haushalte in Höngg geleitet. Das entstehende Klärgas findet als Biogas Verwendung.

Bei der Verbrennung entstehen notgedrungen Emissionen wie CO2, die über den Kamin der Anlage an die Umwelt abgegeben werden. Um diese Emissionen aufzufangen und verarbeiten zu können, hat Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) nun ein Projekt entwickelt, welches von Stadträtin Simone Brander und Jürg Solèr, dem designierten neuen Direktor von ERZ, am 29. Januar den Medien vorgestellt wurde.

Städtisches Pilotprojekt

Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein Projekt, mittels dessen das CO2 aus dem Rauchgas der Anlage herausgefiltert werden soll. Bei diesem Prozess soll das CO2 gebunden und anschliessend verflüssigt werden. Daraufhin folgt der Transport und die Endlagerung.

Für diese Arbeitsschritte wurde mittels Submission ein lokales Unternehmen gefunden. Dieses hat sich verpflichtet, 50 Prozent des verflüssigten CO2 in Recyclingbeton einzuarbeiten. Die verbleibenden 50 Prozent werden per Lastwagen und Schiene an die Nordsee transportiert und sollen getreu dem letztjährigen Bundesratsbeschluss voraussichtlich in Dänemark im Meer gelagert werden.

Das Vorhaben hat Pilotcharakter und wird bis anhin in keiner Schweizer Stadt angewandt. Es soll nach dem Willen der Stadt bereits 2028 zur Anwendung kommen.

Negativemissionen für das Klimaschutzziel

Wie Brander, Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, erläuterte, sei es zur Erreichung des städtischen Klimaschutzziels «Netto-Null 2040» nicht nur nötig, den Ausstoss von CO2 zu verringern, sondern auch, die unvermeidlichen Emissionen, die nicht eingespart werden können, durch Kompensationen auszugleichen. Dies könne durch «Negativemissionen» erreicht werden, indem CO2 abgeschieden und gespeichert werde.

In der Klärschlammanlage im Werdhölzli sowie in der Kehrichtverbrennungsanlage Hagenholz biete sich grosses Potenzial hierfür, so Brander weiter. Denn das CO2, das bei der Klärschlammverbrennung entstehe, sei biologischen Ursprungs und gelte somit als klimaneutral.

Mit der Abscheidung dieses Kohlendioxids entstünden so negative Emissionen. Während es bei der Kehrichtverbrennung rund 180 000 Tonnen CO2 pro Jahr seien, die abgeschieden und gespeichert werden könnten, seien es bei der Klärschlammanlage rund 20 000 Tonnen pro Jahr, insgesamt also rund 200 000 Tonnen Kohlendioxid. In punkto Kehrichtverarbeitung sei der Weg für den Ausbau der Anlage inklusive Vorbereitungsarbeiten für die CO2-Abscheidung nach der im letzten Herbst erfolgten Abstimmung frei. Jetzt gehe es darum, über das Projekt der Klärschlammverwertungsanlage zu entscheiden.

Nutzen rechtfertigt hohe Kosten

Das ist allerdings nicht ganz kostenlos: Die neue Anlage erfordert eine einmalige Aufwendung von rund 35 474 000 Franken und wird in Zukunft jährlich wiederkehrende Kosten von rund 14 212 000 Franken generieren. Den Entscheid über den Kredit für den Bau der Anlage hat der Stadtrat dem Gemeinderat weitergereicht, eine Volksabstimmung wird voraussichtlich noch in diesem Jahr erfolgen.

«Das Verfahren ist ein effizientes Vorgehen zur raschen Senkung der Treibhausgasbelastung», erläuterte Brander den anwesenden Medienschaffenden den Standpunkt des Stadtrats. «Wir brauchen die Negativemissionen, um unser Klimaziel zu erreichen», so Brander weiter. Der Bau der Anlage sei zwar teuer, aber notwendig.

Von den Erfahrungen, die mit der Klärschlammverwertung gemacht würden, könnte anschliessend auch die Kehrichtverbrennungsanlage profitieren, die mit einer analogen Technologie CO2 abscheiden und binden würde. Ab 2035, so das Ziel, sollen dann mit beiden Anlagen gemeinsam die besagten 200 000 Tonnen CO2 abgeschieden werden können.

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