Quartierleben
Neue Höngger Taxistandplätze – ist mehr besser?
Die Taxis warteten in Höngg über Jahrzehnte immer an den gleichen beiden Orten am Meierhofplatz. Nun ist plötzlich vieles anders. Warum und ob es besser ist, wirft Fragen auf.
6. Mai 2015 — Fredy Haffner
Im Tagblatt vom 11. Februar war sie ausgeschrieben, die Änderung der Taxi-Standplätze: Aufgehoben wurde jener am Meierhofplatz direkt vor dem Kiosk, als Ersatz ausgeschrieben wurden zwei Plätze bei der Socar-Tankstelle und zwei am Zwielplatz. Davon Notiz nahm niemand − bis die Änderungen kürzlich realisiert wurden. Und dann tauchten die Fragen auf.
Warum wurde der Standplatz aufgehoben?
Der Standplatz am Meierhofplatz, wo die Taxis direkt vor dem Kiosk an der Bushaltestelle auf Kundschaft warteten, wurde aufgehoben.
Gemäss Heiko Ciceri, Kommunikationsverantwortlicher der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich (DAV), deshalb, weil sich eine der Ausstiegstüren des haltenden 46ers jeweils direkt auf der Höhe eines Baumes befand («Höngger» vom 21. März 2013). «Dieser Zustand wurde sowohl von den VBZ als auch von den ÖV-Passagieren als störend empfunden», hält Ciceri fest, und weiter: «Zwei Lösungen standen im Vordergrund: Die Fällung des Baumes oder die Verlegung des Taxistandplatzes.» Verwaltungsintern wurde dann die Verschiebung favorisiert.
Wie kam man auf die Ersatzstandorte?
An zwei Orten wurden je zwei neue Taxistandplätze geschaffen: 100 Meter Richtung Stadt wurden bei der Socar-Tankstelle an der Limmattalstrasse 159 die Markierungen für die Blaue Zone abgeschliffen und durch gelbe für Taxis ersetzt. Verwunderlich ist, dass sich niemand aus jenen Kreisen gegen diese Umwandlung gewehrt hat, die sonst immer gegen Aufhebungen von Parkplätzen protestieren.
Am Zwielplatz wiederum, an der Limmattalstrasse 229, wurden zwei weisse Parkfelder zu Taxistandplätzen. Dies wirft insofern Fragen auf, da an derselben Stelle im Zuge der Strassensanierung 2013 drei Parkplätze zugunsten von vier neuen Bäumen hätten aufgehoben werden sollen. Dagegen hatten sich Gewerbetreibende erfolgreich mit dem Argument gewehrt, man sei auf die Parkplätze angewiesen. Nun sind trotzdem zwei verschwunden. Ob die Taxis so viel Kundenfrequenz bringen wie die Parkplätze, ist abzuwarten. Heiko Ciceri zur Güterabwägung: «Wie so oft ist es schwierig, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Doch das Taxigewerbe hat ebenso wie das lokale Gewerbe und dessen Kundschaft Ansprüche. Da dem Taxigewerbe ein Standort entzogen werden musste, war es ein Bestreben der Verwaltung, ihm einen Realersatz anzubieten.»
Auf die beiden neuen Standorte sei man übrigens in Absprache mit dem Taxigewerbe gekommen, schreibt Ciceri weiter: «Die Verwaltung schilderte die Problematik am Meierhofplatz in der Taxikommission (diese besteht aus Vertretern der Verwaltung und des Taxigewerbes. Anm. d. Red.) und erbat vom Taxigewerbe Vorschläge, wo Ersatz-Taxistandplätze explizit aus Sicht des Taxigewerbes sinnvoll wären.» Und diese Taxi-Vertreter schlugen dann eben die beiden neuen Standorte vor.
Werden die neuen Standorte akzeptiert?
Nicht repräsentative Augenscheine vor Ort zeigten, dass die Parkplätze am Zwielplatz kaum von Taxis genutzt werden. Vielleicht müssen auch sie sich zuerst an die neue Situation gewöhnen. Bei der Socar-Tankstelle nachgefragt, berichtet man auch nicht von reger Benutzung.
Was Taxikunden zu den neuen Standplätzen meinen, ist ebenfalls noch offen. Bedenkt man aber, dass die ehemaligen Standplätze im Hinblick auf die Topographie (es geht überall bergauf) und die Demographie (ältere Leute sind eher auf Taxis angewiesen) so eingerichtet worden waren, dass sie möglichst direkte Umsteigemöglichkeiten von und zu den öffentlichen Verkehrsmitteln boten, dann ist nun eine Verschlechterung eingetreten: Der einzige offizielle Standplatz an gleichwertiger Stelle ist jener bei der Bushaltestelle 46 stadtauswärts, vor Foto-Peyer. Dort warten auch regelmässig Taxis.
«Dass der ehemalige Standort attraktiver war, ist nicht von der Hand zu weisen», gibt auch Ciceri zu, «aber das Ein- und Aussteigenlassen am alten Standort ist für Taxis nach wie vor möglich: Entweder auf der Haltestellenfläche oder auf der Einfahrt zum Privatgrund», fügt er an.
Jung profitiert und zeigt sich kulant
Doch halt, einer wäre da noch: Bei den Parkfeldern neben dem Kiosk am Meierhofplatz, dort wo man früher auch parkierte, um bei Beck Baur einzukaufen, hat die Firma Taxi Jung nach eigenen Angaben einen seit vielen Jahren privat gemieteten Standplatz. Vermieterin ist die Eigentümerin des Grundstücks, die Stadt Zürich, Liegenschaftenverwaltung. Das wirft die Frage auf, ob hier nicht infolge eines langjährigen Mietverhältnisses nun plötzlich ein Taxihalter einen Vorteil geniesst?
Doch aus Sicht der DAV ist dieses Grundstück nicht öffentlich: «Die Stadt tritt hier als Vermieterin privatrechtlich auf. Der Platz darf nur von den entsprechenden Mietern genutzt werden», so Ciceri, die DAV aber müsse Taxistandplätze auf öffentlichem Grund zur Verfügung stellen.
Im Zusammenhang mit der oft kritisierten Situation im Zürcher Taxigewerbe – verschiedene Seiten monieren zu viele Taxis, zu wenig Standplätze und eine umstrittene Tarifordnung – stellt sich hier die Frage, ob da nun nicht ein auswärtiges Unternehmen von den neuen Umständen übervorteilt wird? Taxi Jung ist in Höngg nach wie vor sehr bekannt, doch unterdessen ist die Firma in Dällikon beheimatet und betreibt nicht nur Taxis mit Bewilligung der Stadt Zürich, sondern auch andere, sogenannte «Landtaxis». Auch sie warten oft auf besagtem Parkplatz.
Gemäss städtischer Taxiverordnung aber dürfen nur Taxis mit Betriebsbewilligung der Stadtpolizei auf Kunden warten oder solche aufnehmen, sowohl auf öffentlichen wie privaten Standplätzen. Die Jung-Landtaxis dürften auf ihrem Parkplatz am Meierhofplatz also gar nicht Kunden aufnehmen – für die Kundschaft jedoch ist Taxi gleich Taxi, denn Landtaxis sind kaum von anderen zu unterscheiden. Das Nachsehen haben die anderen Taxihalter.
Heinz Schärer von Taxi Jung schreibt auf die Anfrage des «Hönggers», er sei von der Veränderung am Meierhofplatz auch überrascht worden: «Wir bemerkten es erst, als die Markierungen entfernt wurden, eine Mitteilung seitens der Taxibehörde fand nicht statt.» Es hätten gemäss Schärer, auch keine Gespräche zwischen ihm und Vertretern der Taxikommission stattgefunden, wie im Zuge der Recherchen für diesen Artikel immer wieder angetönt worden war. «Einzig Stefan Löble (Einfach-Pauschal Taxi, Anm. d. Red.) kontaktierte mich und ich sagte ihm zu, dass er unseren Taxiplatz, wenn er frei und jener vor Foto-Peyer schon besetzt ist, benutzen kann bis einer unserer Wagen Bedarf anmeldet. Diese Regelung bietet meiner Ansicht nach mehr Garantie, dass Kunden weiterhin zuvorkommend bedient werden.» Allgemein sieht Schärer die Sache für die Taxifahrer positiv: «Dass wir nun insgesamt drei Taxistandplätze mehr haben in Höngg freut uns, und es entlastet für uns die Zufahrten zum Meierhofplatz, vor allem im Stossverkehr.»
4 Kommentare