Stadt
Nachbarschaftshilfe auf Augenhöhe
Die im letzten November gegründete Genossenschaft KISS Zürich Höngg-Wipkingen hat eine Geschäftsleiterin gewählt. Natasa Karnath hat ihre Arbeit am 2. Mai aufgenommen.
30. Mai 2018 — Patricia Senn
Frau Natasa Karnath, Sie sind seit anfangs Mai Geschäftsleiterin der Genossenschaft KISS Zürich, Höngg-Wipkingen. Wo waren Sie vorher tätig?
Ich komme aus dem Personalbereich und war die letzten fünf Jahre bei der Bildungsdirektion als Personalberaterin tätig. In diesen Jahren ist der Wunsch in mir gewachsen, mich bei meinem nächsten beruflichen Schritt einem sozialen Zweck zu widmen.
Was hat Sie dazu bewogen, sich in der Nachbarschaftshilfe zu engagieren?
Ich war bereits vor einigen Jahren Freiwillige bei der Nachbarschaftshilfe und habe einem türkischen Mädchen Nachhilfeunterricht gegeben. Dies war eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung und weckte in mir den Wunsch, im Bereich der Nachbarschaftshilfe tätig zu sein. Heute ein Teil von KISS zu sein und somit Möglichkeiten zu schaffen, dass sich die richtigen Menschen finden und gegenseitig im Alltag unterstützen, freut mich ungemein.
Was sind die Vorteile der Zeitgutschriften im Vergleich zu den früheren Formen der Nachbarschaftshilfe?
Die Zeitvorsorge kann Anreiz geben, dass sich Menschen verschiedenen Alters unterstützen. Zusätzlich begegnen sich Unterstützende und Unterstützte auf Augenhöhe, beide geben etwas. Die Unterstützenden geben Zeit, indem sie jemandem helfen, die Unterstützten geben Zeitgutschriften für die Zeitvorsorge.
Was erhoffen Sie sich von der neuen Genossenschaft?
Dass viele Menschen aller Generationen neugierig sind auf dieses Zukunfts-Modell der gegenseitigen Unterstützung und sich so für andere und das Quartierleben engagieren. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ein Miteinander entsteht, sich die Leute füreinander interessieren, ihre Fähigkeiten einbringen, zusammen zum Beispiel regelmässige Treffen organisieren und auch einfach gemeinsam Spass haben. Das soll mithelfen, die Gemeinschaft in den Quartieren Wipkingen und Höngg und gesamthaft im Kreis 10 zu fördern.
Wie ist das Projekt angelaufen?
Die Vorbereitungen laufen zurzeit auf Hochtouren, damit wir die Menschen, die aus den Quartieren Höngg und Wipkingen mitwirken möchten und sich bei uns melden, ab Juni optimal empfangen können. Bereits haben sich im Vorfeld rund dreissig Personen gemeldet, die als Freiwillige dabei sein möchten oder Unterstützung brauchen. Ich nehme ein grosses Interesse und auch Neugier auf das wahr, was kommen wird. Wie immer, wenn etwas neu aufgegleist wird, melden sich auch kritische Stimmen, wir hoffen jedoch, dass wir auch sie mit unserer Begeisterung für die Idee von KISS anstecken und für die Mitwirkung gewinnen können.
Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe besonders?
Etwas aufzubauen, das für die Zukunft sehr wichtig ist und mit vielen Menschen daran zu arbeiten. Die Quartierbewohner von Höngg und Wipkingen werden das KISS-Modell zu ihrem eigenen machen und durch die Dynamik und den Einsatz der Beteiligten kann viel Neues, Schönes entstehen. Würden Sie selber auch Hilfe annehmen, wenn Sie welche bräuchten?
Hilfe geben kann manchmal leichter sein als Hilfe annehmen. Ich habe zwei kleine Kinder und arbeite daran, mehr Hilfe anzunehmen, wenn sie angeboten wird – schliesslich weiss ich ja von mir selber, wie hilfreich das ist und dass es Freude bereitet, zu helfen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg!
Genossenschaft KISS Zürich Höngg-Wipkingen. Wer Hilfe braucht oder anbieten möchte, kann sich via E-Mail an zuerich@kiss-zeit.ch oder unter 077 538 49 93 bei Frau Karnath melden. Montag, 9 bis 11 Uhr, Dienstag, 14 bis 16 Uhr, Donnerstag, 9 bis 11 Uhr.
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