Mit Volldampf durchs Grünauquartier

Bereits zum zwölften Mal lud der Dampfmodellclub der Schweiz vom 9. bis 12. Mai zu den Dampfmodellbahntagen in der Tüffenwies ein. In der grosszügigen Anlage konnten Alt und Jung eine Fahrt mit den Modellzügen wagen.

Kein Zug war zu klein, um Klein und Gross zu transportieren.

Schnaubend und rauchend fuhr die kleine Lokomotive in den Bahnhof ein und kam dort zum Stehen. Begeistert eilten die Kinder auf sie zu und suchten sich auf einem der Anhänger einen Sitzplatz, während der Lokomotivführer geduldig Kohlen nachlud und den Wasserkessel wieder auffüllte. Ein kurzer Pfiff, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Unzählige Male wiederholte sich diese Szene an den vier Tagen, an denen der Dampfmodellclub der Schweiz seine Tore für die Öffentlichkeit aufsperrte und die Gäste einlud, eine kleine Reise mit den Dampf- und Elektro-Loks zu unternehmen.

Starke Lokomotiven und begeisterte Fahrgäste

An interessierten Besuchern mangelte es den Modellbahnbauern nicht. Dabei waren es nicht nur Kinder, sondern fast ebenso viele erwachsene Eisenbahnfreunde, die sich von den Dampfmaschinen in den Bann ziehen liessen. Und obwohl das Wetter an allen vier Tagen Kapriolen schlug und immer wieder dichte Wolken aufzogen und heftige Regenschauer über den Gleisanlagen niedergingen, waren zumindest während der sonnigen Abschnitte die Modellbahnen stets gut besetzt. Sie bewiesen, welch erstaunliche Kraft der kleine Kessel der Lokomotiven entwickeln kann: bis zu zwanzig Personen, Erwachsene und Kinder, vermochten die Dampfmaschinen problemlos durch die Anlage zu chauffieren. Unterwegs bekamen die Fahrgäste einiges zu sehen. Quer durch eine hügelige Landschaft, vorbei an Biotopen mit quakenden Fröschen ging die Fahrt, über mehrere Brücken, wovon drei originalgetreue Nachbildungen real existierender Eisenbahnbrücken sind, durch einen Tunnel und in einem grossen Bogen schliesslich wieder zurück zum Eingang. Die kleineren der Fahrgäste konnten hier von ihren Eltern wieder in Empfang genommen werden – in den meisten Fällen nur, um gleich wieder zum Bahnhof zu eilen und auf die nächste Fahrt zu warten.

Samstags wird gebaut

Hinter dem Fahrspass steckt jedoch auch eine Menge Arbeit. Die ganze Anlage wurde von den Mitgliedern des Dampfmodellclubs in ehrenamtlicher Arbeit selbst errichtet. «Der Dampfmodellclub existiert schon seit 1971. Er wurde in Winterthur gegründet und hat dann während über zwanzig Jahren eine kleine Anlage in der Nähe von Schaffhausen betrieben. 1998 konnte schliesslich das rund 12 500 Quadratmeter grosse Gelände an der Tüffenwiesstrasse von der Stadt Zürich in Pacht übernommen werden», erklärte Norbert Toldo, der Präsident des Vereins, in einer kurzen Verschnaufpause am Sonntagnachmittag. «Das gesamte Gelände wurde von den Vereinsmitgliedern selber ausgehoben, die Biotope angelegt, 1600 bis 1700 Meter Schienen verlegt, der Tunnel und die Brücken gebaut.» Auch ein Vereinslokal sowie Remisen und Werkstätten für die Lokomotiven gehören zum Gelände. Diese immense Arbeit leisten die Vereinsmitglieder in der Regel jeweils am Samstag – an diesem Tag wird nicht gefahren, sondern nur gebaut. Fahren dürfen die Mitglieder dafür an den anderen Tagen der Woche, wobei sie entweder ihre eigenen Dampf- oder Elektrolokomotiven ausfahren oder die zwei vereinseigenen Loks. Auch diese Maschinen und ihre Anhänger sind in den meisten Fällen selbst gefertigt und in liebevoller Kleinarbeit detailgetreu ihren grossen Vorbildern nachempfunden.

Alle Jahre wieder zu Auffahrt

Für die Öffentlichkeit ist die Anlage jedoch nur einmal jährlich, an den vier Tagen über Auffahrt, geöffnet. «Zu den Vertragsbedingungen mit der Stadt Zürich gehört, dass wir einmal im Jahr einen öffentlichen Anlass gestalten», erläuterte Norbert Toldo. Für den kleinen Verein, der insgesamt rund 50 Aktiv- und Passivmitglieder aufweist, ist dieser Grossanlass mit Ausstellung, Fahrbetrieb und Festwirtschaft alleine unmöglich zu bewältigen. «Glücklicherweise werden wir bei der Organisation und Durchführung der Modellbahntage von einem befreundeten Dampfmodellbahnclub aus Mainz unterstützt, der jeweils mit rund zehn Mitgliedern anreist», so der Präsident weiter. Die Mainzer Kollegen leisten dabei nicht nur personelle Unterstützung, sondern bringen auch gleich noch ihre Lokomotiven mit, die sie auf der Anlage zur Schau stellen und ausfahren können. Angesichts dieser Vielzahl an Modellen und Fahrgelegenheiten erstaunt es nicht weiter, dass die kleinen und grossen Modellbahnfans in der Tüffenwies jeweils regelrecht ins Schwärmen geraten und so mancher Besucher fast das gesamte Wochenende auf der Anlage verbringt. Gross war denn auch diesen Sonntagnachmittag wieder das Bedauern, als die Modellbahnen gegen 17 Uhr zu ihrer letzten Runde ansetzten. Für alle traurigen Besucherinnen und Besucher gilt es nun, auf den 29. Mai 2014 zu warten: dann ist endlich wieder Auffahrt und die nächsten Dampfmodellbahntage beginnen.

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