Mit Fackeln und Worten den Wald erleuchten

Zugegeben, das Weihnachtsfest ist mittlerweile Schnee von gestern. Dennoch verdient die sehr gut besuchte Wald­weihnacht auf dem Hönggerberg noch eine Erwähnung: Hans-Peter Wydler trug ein letztes Mal eine Geschichte vor.

Hans-Peter Wydler beim Erzählen einer Weihnachtsgeschichte. (Foto: das)

Ein Samstagabend, Mitte Dezember, kurz nach dem Eindunkeln. Der Schauplatz: eine Lichtung mitten im Wald auf dem Hönggerberg. Ein grosses Feuer ist hier aufgeschichtet, warm lodern die Flammen. Blasmusik ertönt, altvertraute Weihnachtslieder werden angestimmt. Durch den Wald nähert sich eine schier endlose Prozession von Fackelträgerinnen der Lichtung. Was ist hier los? Kein Zweifel, es ist die Waldweihnacht, die Quartier- und Vogelschutzverein Höngg gemeinsam organisieren.

Beim Parkplatz auf dem Gelände des Sportvereins Höngg haben sich die Teilnehmenden zuvor versammelt und anschliessend gemeinsam den rund zehnminütigen Spaziergang durch den dunklen Wald zurückgelegt – beleuchtet einzig von den Fackeln, die der Natur- und Vogelschutzverein Höngg (NVV) gratis zur Verfügung gestellt hat.

Rund 150 Gäste, vom Baby im Tragetuch bis zur Seniorin, zählen die Organisatorinnen an diesem Abend. So viele Leute habe er noch kaum je bei diesem Anlass gesehen, freut sich Alexander Jäger, der Präsident des Quartiervereins Höngg, während er die Ankommenden sanft nach links und rechts dirigiert, um einen möglichst gleichmässigen Kreis rund um das Lagerfeuer bilden zu können.

Eine letzte Geschichte

Nach einer kurzen Begrüssung ist Zeit für die Weihnachtsgeschichte. An diesem Abend übernimmt Hans-Peter Wydler vom NVV diese Aufgabe – wie bereits unzählige Male zuvor. Wann genau er das erste Mal zum Einsatz kam, kann er gar nicht mehr sagen. Es müsse wohl Anfang der 1990er-Jahre gewesen sein, erklärt er. Doch nun ist Schluss. Er sei nicht mehr der Jüngste, und, «wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören».

Zum allerletzten Mal also erfreut er sein Publikum im Wald mit einer fantasievollen und nicht alltäglichen Weihnachtsgeschichte, die von frechen, aber liebenswürdigen Buben, Schneemännern und einer gemeinsamen Feier im Dorf handelt.

Aufmerksam hört ihm das Publikum zu und selbst die Kleinsten tauchen voll in die Erzählung ein, die so einmalig und vergänglich ist wie der Abend selbst. Sie existiert nämlich nur in der Fantasie des Erzählers und lässt sich nirgends nachlesen: «All meine Geschichten habe ich mir stets selber ausgedacht und dabei immer auch ein wenig meine eigenen Erlebnisse verarbeitet», erklärt Wydler. Das Publikum wird sie vermissen.

Fehlt nur der Schnee

Anschliessend werden die klassischen Weihnachtslieder gesungen. Liedtexte werden verteilt, für all diejenigen, die in den Strophen nicht ganz sattelfest sind. Die vier Blasmusiker des Musikvereins stimmen an, das Publikum singt aus voller Kehle mit. Und dann gibt es warmen Tee und Punsch.

Wer will, kann auch auf dem Feuer sein eigenes Würstchen braten, lange Holzspiesse sind extra schon vorbereitet. Oder einfach durch den stillen und nun, so ohne Fackelbeleuchtung, ganz dunklen Wald wieder nach Hause spazieren.

Fehlt eigentlich nur noch der Schnee zum perfekten Weihnachtserlebnis. Aber das ist ein anderes Thema.

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