Kirchen
«Mehr Ranft» – auch in der ökumenischen Fastenwoche
Viel Bewegung an der frischen Luft, weniger Termine, Ruhepausen unter dem Tag: So ist es im Prinzip jedem gesunden Menschen möglich, für eine bestimmte Zeit zu fasten und mit blosser Aufnahme von Flüssigkeiten den Körper zu entschlacken.
29. März 2017 — Eingesandter Artikel
Die 40-tägige Fasten- und Passionszeit vor Ostern ist eine ideale Gelegenheit, um eine Woche auf feste Nahrung zu verzichten. Dem jährlich wiederkehrenden Angebot der Höngger Kirchen folgte vom 13. bis 18. März denn auch eine fröhliche Zahl von Fasten-Begeisterten. Geleitet wurde die Woche von Pia Föry, Pastoralassistentin in Heilig Geist. In der Gruppe und unter Anleitung zu fasten ist einfacher, waren alle erfahrenen Fastenden überzeugt. Und auch der «Neuling» konnte erleben, wie ein Austausch über die kleinen «Nöte» und Hindernisse hinweg beim Fasten motivierend wirkt. Wichtig sind in jedem Fall die Fastenvorbereitungen: So müssen vor dem eigentlichen Fasten Entlastungstage eingehalten werden, Kaffee- und Alkoholkonsum werden eingestellt. Die gründliche Darmentleerung ist der Startschuss der eigentlichen Fasttage, damit der Darm ohne verdauende Betriebsamkeit auch keine Hungersignale mehr ans Hirn leitet. Das löst ein sehr angenehmes Gefühl von Leichtigkeit aus.
Körperübungen
Als Menschen sind wir ganz Körper. Beim Fasten ist dies vielleicht noch stärker erlebbar als sonst. Diesem Träger unseres Seins, diesem Körper, besondere Zuwendung zu schenken, ist denn auch ein wichtiges Ziel der Fastenwoche. Maria Kolek-Braun leitete die Meditation und die Übungen des achtsamen Yogas vorzüglich an, so dass körperliche Entspannung erreicht und vertieft werden konnte.
Das «doppelte Ja» von Dorothee Wyss
Die Abendtreffen am Montag und Dienstag sowie am Donnerstag und Freitag waren inspiriert von dem grossen fastenden Eremiten der Schweiz, Bruder Klaus, dessen 600. Geburtstag in vielen Anlässen übers ganze Jahr 2017 gefeiert wird. Über Niklaus von Flües‘ Ehefrau Dorothee Wyss weiss man wenig Gesichertes, aber immerhin so viel, dass sie ihrem Ehemann und Vater ihrer zehn Kinder ein «zweites Ja» geschenkt hat: Niklaus trennte sich nach intensivem Ringen von seiner Familie, aber nicht ohne die Zustimmung seiner Frau und seiner beiden ältesten Kinder. Wie kam es zu diesem Ja? Wie rang Dorothee mit dem Ruf ihres Mannes, welche Gespräche fanden wohl zwischen dem Ehepaar von Flüe Wyss statt? Die Fastengruppe ging den Fragen in doppelter Weise nach: Entlang des Hörspiels «Ganz nah und weit weg» von Klara Obermüller und inspiriert durch die szenischen Darstellungen der Figuren von Béatrice Zimmermann.
Nähe und Distanz
Es ging letztlich um die Frage, wie ein Paar oder eine Partnerschaft ihr Verhältnis von Nähe und Distanz gestaltet und was möglich ist an Freiheit im Zwischenraum von Beziehungen. Bestimmt hätte Bruder Klaus nicht als «Friedensstifter» für die Schweiz angesehen werden können, wenn er im Unfrieden von seiner Familie gegangen wäre. «Fried‘ ist allweg in Gott», wird er später den Bernern schreiben. Wohl nur ihr gemeinsamer Blick auf «das Dritte», auf Gott in ihrer Beziehung, konnte Dorothee Wyss veranlassen, ihrem Partner ein «Ja» zu seinem Weg als Eremit zu schenken.
Eingesandt von Pia Föry, Pastoralassistentin
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