Mach’s wie der Dachs

Manche von uns haben irgendwann nach Weihnachten genug von Kälte und Schneematsch. Wäre es dann nicht ab und zu schön, an einem kuscheligen Ort eine Winterruhe abhalten zu können?

Hönggerwald: Die Rinne zeugt von reger Grabtätigkeit.
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Genau dies tun Dachse: Ist es länger sehr kalt und schneereich, bleiben sie einfach im Bau. Bei normaler Körpertemperatur, doch niederer Stoffwechselrate dösen sie vor sich hin. Ab und zu erwachen sie, um sich draussen zu versäubern und etwas zu essen. Dann geht’s zurück in ein weitverzweigtes Gangsystem in rund fünf Metern Tiefe. Die Schlafkammern sind mit Laub und Moos ausgepolstert und für Luftzirkulation sorgen die Eingangslöcher. In einer Dachsburg leben bei uns bis zu fünf Familienmitglieder. Sie erweitern laufend und über Generationen hinweg den Bau. Dabei stechen sie mit ihren langen und kräftigen Vorderkrallen die Erde ab und scharren sie mit allen Vieren rückwärts aus dem Bau. Dadurch entstehen lehmige Rinnen, die von der Schwerarbeit zeugen. Trotzdem gehen Dachse stets mit peinlich sauberem Fell in den nächtlichen «Ausgang». Sie verbringen viel Zeit mit Fellreinigung und pflegen sich auch gegenseitig. Die Polstermaterialien der Kammern werden regelmässig ausgewechselt und Kot wird nur draussen in Latrinen, kleinen Bodenmulden, abgesetzt. Dachse sind äusserst «gesprächig». Das Repertoire umfasst 16 Rufe, darunter Bellen, Keckern und Zirpen. In Frühlingsnächten sind durchdringendes Schnurren von Männchen und gellende Schreie von Weibchen zu hören. Jetzt ist Paarungszeit, aber auch Säugezeit zugleich, denn die Weibchen haben zwischen Januar und März Junge geworfen. Jungenaufzucht und bereits wieder trächtig, wie soll das funktionieren? «Keimruhe» heisst das Zauberwort. Indem die befruchtete Eizelle in einem frühen Stadium der Embryonalentwicklung in der Uterushöhle verharrt, ist die Tragzeit hinausgezögert. Die Einnistung und damit der Beginn der 45 Tage dauernden Tragzeit erfolgt erst ab Dezember. So können Dachsweibchen im Frühling gleichzeitig Junge aufziehen und Frühlingsgefühle ausleben. Nach drei Monaten Säuglingszeit gehen auch die Jungdachse auf nächtliche Nahrungssuche. Dabei durchstreifen sie Flächen von mehr als 400 Fussballfeldern. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass mancher Garten in Höngg Dachsbesuch erhält. So hingen eines Sommermorgens an meinem Stachelbeerbusch statt reifer Beeren lauter schlaffe Häute. Mit seinen Schneidezähnen hatte ein Dachs das süsse Beerenfleisch fein säuberlich herausgestreift. Ja, auch Dachse, obwohl zu den Raubtieren gehörend, fressen gerne Beeren und Früchte. Sie haben kein ganz typisches Raubtiergebiss –siehe Höngger vom 7. November – sondern Backenzähne mit Höckern wie wir. Ihre Lieblingsspeise sind jedoch Regenwürmer, aber auch Schnecken, Insektenlarven und Wühlmäuse gehören dazu. Vielleicht machen wir doch lieber nicht alles wie der Dachs.

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