Liebevoll, aber bestimmt

Die baldigen Konzerte des Musikvereins Zürich-Höngg in der Katholischen Kirche Heilig Geist leitet die bekannte Dirigentin Isabelle Ruf-Weber. Das Programm beinhaltet eine Schweizer Erstaufführung von Oliver Waespi.

Die Dirigentin Isabelle Ruf-Weber leitet die kommenden Konzerte des Musikvereins Zürich-Höngg. (Foto: Roman Beer)

Wenn sich am ersten Dezember-Wochenende der Musikverein Zürich-Höngg in der Katholischen Kirche Heilig Geist die Ehre gibt, wird das Publikum eine international renommierte Künstlerin am Pult erleben: Isabelle Ruf-Weber dirigiert die «Hönggermusik» für die traditionellen Konzerte in der Kirche. Ihr befristetes Engagement verbindet zwei Epochen des Vereins: Jene mit Dirigent Bernhard Meier, der sich im Sommer neuen Aufgaben zugewandt hat (die «Höngger Zeitung» berichtete), und jene mit Enrico Calzaferri als neuer Dirigent per Anfang 2023. Isabelle Ruf leitet die Übergangsphase, die mit den Kirchenkonzerten ihren Höhepunkt findet. «Ich stehe sowohl mit Meier wie auch mit Calzaferri in gutem Kontakt», sagt sie. Der Austausch sei wichtig und wertvoll.
   
Es waren die weitreichenden Kontakte der Höngger Musiker*innen, die dazu führten, dass Isabelle Ruf die wöchentlichen Proben für das hiesige Blasorchester übernahm und das Konzertprogramm gestaltete. «Ich kenne einige Höngger*innen aus meiner früheren Tätigkeit. Schliesslich wurde ich vom Vereinsmitglied Marco Galli angefragt, ob ich im zweiten Halbjahr die Leitung übernehmen möchte bis Enrico Calzaferri mit der Aufgabe beginnt», so Isabelle Ruf. Es sei eine Frage der Organisation gewesen, so die bekannte Dirigentin. Man wurde sich aber schnell in allen Belangen einig. «Wir haben uns von Beginn weg gefunden und konnten uns gemeinsam auf das Ziel fokussieren.» Sie lobt die produktive Teamarbeit im Verein, sowie dessen Transparenz.

Das Glück auf Erden

Isabelle Ruf muss es wissen, schliesslich ist sie als Dirigentin, Musikpädagogin und Jurorin für Musikwettbewerbe oft unterwegs und trifft auf viele Orchester. Das war nicht immer so: «Früher hatte ich lange Engagements und dirigierte beispielsweise während 25 Jahren das Blasorchester FM Neuenkirch», sagt die gebürtige Aargauerin, die ihre Laufbahn als Lehrerin begann. Weil sie auch als Coach und Jury-Mitglied international tätig ist, häuften sich die Anfragen für einmalige Projekte. «Ich habe so die Möglichkeit erhalten, immer wieder mit diversen Amateur- und Berufsorchestern verschiedener Altersgruppen zu arbeiten», sagt sie. «Für mich ist es das Glück auf Erden, wenn alle für die Musik brennen.»

Die Dirigentin beschreibt ihre Arbeitsmethode als «liebevoll, aber bestimmt». Und sie höre genau, wenn jemand nicht geübt habe. «Dann muss ich reagieren, schliesslich stehe ich in der Verantwortung.» Die erste Probe mit dem Musikverein Zürich-Höngg sei emotional gewesen, erinnert sie sich. Aber auch sehr erbaulich: «Die Gruppe ist sehr dynamisch und sie gehen alle achtsam miteinander um, das gefällt mir sehr.» 

Eine Schweizer Erstaufführung

Das Programm in Höngg wurde gemeinsam mit Isabelle Ruf und der Musikkommission ausgearbeitet und gestaltet. «Alle konnten ihre Ideen einbringen und bereits im Frühling stand die Auswahl fest». Erklingen werden «Sea Songs» von Ralph Vaughan Williams, «First Suite in Es» von Gustav Holst, «Hine e Hine», ein traditionelles maorisches Werk, «Sheltering Sky» von John Mackey und «Deliverance» von Etienne Crausaz. Ein besonderes Highlight ist «Canzona di Bacco» vom Schweizer Oliver Waespi, mit dem Isabelle Ruf schon oft gearbeitet hat. «Er ist ein ausgezeichneter Komponist für Blasmusikwerke und als ich hörte, sein Werk wurde jüngst in Frankreich uraufgeführt, wollte ich die Schweizer Erstaufführung dirigieren.» Waespi gefiel die Idee und so erklingt in Höngg ein Werk, das laut Beschreibung dazu auffordert, das Leben, die Freundschaft, die Liebe und den Wein zu geniessen, solange es möglich sei. «Die Grundmelodie ist melancholisch, aber es sind auch Freude und Fröhlichkeit zu spüren.» 

Vielleicht tritt diese Mischung aus Melancholie und Freude auch bei Isabelle Ruf ein, wenn die Konzerte in der Kirche gespielt sind. Dann heisst es Abschiednehmen von den Höngger Musiker*innen. «Bei mir geht es Schlag auf Schlag weiter, langweilig wird es nicht», sagt sie. Sie weiss sogar, an welchem Projekt sie in einem Jahr arbeitet. Aber überall wachsen ihr durch die Zusammenarbeit die Menschen ans Herz. «Der Abschied ist Teil meines Berufs.»

Musikverein Zürich-Höngg, Konzert in der Kirche

Katholische Kirche Heilig Geist
Freitag, 2. Dezember, 20.15 Uhr
Sonntag, 4. Dezember, 16 Uhr
Kollekte

0 Kommentare


Themen entdecken