Lichter aus bei Marolf, Lichter an bei Stiefel

Hans Marolf war sein ganzes Berufsleben als Elektriker in Höngg tätig. Nun übergibt er seine Firma per 1. Januar 2012 seinem jungen Nachfolger Beat Stiefel.

Der neue und der alte «Herr der Höngger Sterne»: Beat Stiefel und Hans Marolf vor dem Geschäft an der Limmattalstrasse 211, das per 1. Januar an der selben Strasse in die Nummer 67 zieht.

Wenn Hans Marolf Ende dieses Jahres seine Firma in neue Hände übergibt, wird er sie genau 32½ Jahre an der Limmattalstrasse 211 geführt haben. Auf alten Fotos des Hauses ist noch der Schriftzug der Schuhsohlerei Kömeter zu erkennen, später dann war dort das Elektrogeschäft Kömeter zuhause. Als Kömeter in Pension ging, vermietete er seine Firma weiter, doch sein Nachfolger ging 1979 in Konkurs. Zu diesem Zeitpunkt hatte der damals noch junge Hans Marolf bei seinem Arbeitgeber Elektro-Furrer, ebenfalls in Höngg, nach 17 Jahren gekündigt und wollte sich selbständig machen. Im Gespräch mit dem «Höngger» erinnert sich Marolf an jene Tage: «Ich sprach mit Kömeter, dem das Haus ja gehörte, und unterschrieb am 1. September 1979 den Mietvertrag für das Lokal.» Dieser Vertrag machte dem Betreibungsamt Druck, den Konkurs des Vorgängers abzuschliessen, was Marolf, der von 1995 bis 2007 SVP-Gemeinderat war, noch heute ein spitzbübisches Lachen entlockt: «Es hätte andere Bieter gegeben, die mehr bezahlt hätten, doch ich hatte mir die Lokalität gesichert und so zogen sich alle zurück.» Anfang Oktober 1979 ging es mit der Firma «Marolf & Co. Elektroanlagen» los und am 1. Februar 1980 nahm auch der erste Angestellte seine Arbeit auf: Peter Ruckstuhl, der noch heute bei Marolf arbeitet und auch der neuen Firma treu bleiben wird. Vor 21 Jahren erwarb Marolf das Haus, baute um und zog mit Ehefrau Pia und Tochter Anita ein. Damals wurde auch der Verkaufsladen im Erdgeschoss eröffnet: «Unsere Tochter war erwachsen, meine Frau wollte wieder etwas tun und so boten wir diese Dienstleistung am Kunden», blickt Marolf mit Hochachtung auf das zurück, was sich seine Frau, eine gelernte Papeteristin, in all den Jahren an Fachwissen im Elektrobereich angeeignet hat. Der Laden war auch Anlaufstelle für Reparaturaufträge wie jener eines bekannten Hönggers – ein Name sei hier nicht genannt –, der vier alte, defekte Leuchter geerbt hatte und mit diesen verzweifelt durch ganz Zürich zog, bis ihm ein Antiquitätenhändler sagte: «Ja, der Marolf von Höngg repariert solche.» Auch dies eine Geschichte, die Marolf zum Schmunzeln bringt. Doch nun gehen er und seine Frau in den Ruhestand, der zuerst von der Liquidation des Verkaufsladens und der Wohnungssuche geprägt sein wird. «Wenn wir mal aufhören, ziehen wir hier auch aus, das war uns schon immer klar», sagt Marolf bestimmt. Januar bis März wird noch Ausverkauf sein, dann gehen die Lichter an der Limmattalstrasse 211 aus.

Junger Höngger übernimmt

Dafür gehen sie, wenn auch ohne Verkaufslokal, an der Limmattalstrasse 67 an, denn dort wird Beat Stiefel die Firma von Hans Marolf unter dem neuen Namen «Elektro Stiefel GmbH» weiterführen. Sein Vater, Heiri Stiefel, Sigrist der Reformierten Kirchgemeinde, hatte ihn auf Marolfs geplante Geschäftsaufgabe aufmerksam gemacht. «Doch ich musste zuerst die Meisterprüfung zum Elektroinstallateur ablegen, um ein eigenes Geschäft eröffnen zu können», erzählt der junge Fachmann. Vergangenen Januar war es so weit und dann kam er mit Marolf ins Gespräch. «Ich übernehme gerne etwas Bestehendes», sagt Stiefel, «man kann hier einen Kundenstamm übernehmen und mit Peter Ruckstuhl habe ich bereits einen Mitarbeiter, der die Häuser und die Kundschaft gut kennt und der beliebt ist. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.» Stiefel wuchs selber in Höngg auf. Heute wohnt er mit seinem Bruder und einer Kollegin in Bachenbülach. Mit seinem Bruder verbindet ihn aber mehr als nur die gemeinsame Wohnung: «Ich habe mit ihm und einem Freund die ganze Ausbildung bis zum Meister zusammen gemacht. Sie beide arbeiten nun in einer grossen Firma mit eigener IT- und Telematikabteilung. Mit ihnen und ihrer Firma werde ich in diesem Bereich zusammenarbeiten.» Telekommunikation und Computer-Netzwerke sind etwas, von dem sich Marolf fern hielt. «Unser Beruf hat sich die letzten Jahre stark verändert», führt er aus. «Der Elektromonteur, wie ich ihn noch lernte, heisst heute Elektroinstallateur. Er macht Steuerungen und kompliziertere Installationen. Dann schuf man noch den Beruf des Montageelektrikers, der die Arbeiten im Rohbau ausführt. Und dann gibt es noch den Telematiker für die Telefonie und Netzwerke.» Die Ausbildungsspektren sind breit und, so sagt Beat Stiefel, zurzeit ist es eher schwierig, für die freien Lehrstellen geeignete Kandidaten zu finden. «Man muss den Nachwuchs selber ausbilden», ist Stiefel überzeugt. Sobald er seine Firma etabliert hat, will er damit beginnen. Was bis dahin auch etwas in den Hintergrund rücken muss, ist sein grosses Hobby, die Bienenzucht. Auch das pflegt er zusammen mit seinem Bruder (siehe «Höngger» vom 3. Juni 2010 unter www.höngger.ch/ Archiv). Doch wenn die Arbeitshaltung der Bienen auf Stiefels Einsatz für die übernommene Firma abfärbt, so wird er daneben bald auch wieder Zeit für die Imkerei finden. Und übrigens: Sollte mal wieder jemand defekte Leuchter erben, auch Stiefel in Höngg weiss, wie man sie repariert.

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