Kunststoff-Sammelversuch wird nicht «abgebrochen»

Ein Bericht über den vermeintlichen «Abbruch» des Kunststoff-Sammelversuchs sorgt für Verwirrung und vorschnelle Empörung in den Sozialen Medien.

Der Kunststoff-Sammelversuch in Höngg und Schwamendingen läuft noch regulär bis zum 11. Dezember.

Auf der Webseite einer Tageszeitung prangte am 11. November der Titel «Zürich stoppt das populäre Recyclingangebot». In Höngg und Schwamendingen testet die ERZ Entsorgung + Recycling Zürich seit Mitte Juni, ob und wie Kunststoff gesammelt werden kann. Auslöser für den Artikel war die am selben Tag von der ERZ publizierte Medienmitteilung mit einem Zwischenfazit zum laufenden Kunststoff-Sammelversuch. Die empörten Reaktionen in den Kommentarspalten und auf Facebook liessen nicht lange auf sich warten, wobei die meisten Autor*innen wie oft nur den Titel und den Lead gelesen hatten, der zugegeben auch irreführend formuliert war. Von einem «Teststopp» kann nicht die Rede sein: «Unser mit Gebührengeldern finanzierte Versuch einer Kunststoffsammlung war von Beginn weg auf sechs Monate befristet – dies wurde so auch an den Wertstoff-Sammelstellen kommuniziert», betont Mediensprecher Daniel Eberhard auf Anfrage. So läuft der Test regulär bis zum 11. Dezember weiter.

Grosse Nachfrage stellt ERZ vor grosse Herausforderungen

In der Mitteilung der Stadt wurden die ersten Erkenntnisse aus dem bisherigen Testverlauf geschildert. So wurden an den Sammelstellen bis Anfang November rund 60 Tonnen Kunststoffabfall angehäuft. «Als besondere Herausforderung stellte sich wie erwartet jedoch nicht das Gewicht, sondern das Volumen heraus», so die ERZ in ihrem Schreiben. Kurz nach Teststart mussten deshalb die Sammelbehälter verdoppelt und der Plastik bis zu dreimal täglich abgeholt werden. Das Volumen und die Finanzierung der Entsorgung stellen die grössten Herausforderungen dar: Für eine stadtweite Sammlung und Abholung müssten die Abfälle direkt an den Werkstoffsammelstellen gepresst werden, es bräuchte zusätzliche Fahrzeuge und Personal. Das Gesetz schreibt das Verursacherprinzip vor, wie dies umgesetzt werden kann, muss erst geklärt werden. «Eine flächendeckende, stadtweite Kunststoffsammlung wäre analog der herkömmlichen Kehrichtsammlung nur gegen Bezahlung möglich», schreibt Daniel Eberhard. Nur so könne das gesetzlich vorgeschriebene Verursacherprinzip gewährleistet werden. Dieses sieht neben der Grundgebühr (Jahresgebühr) immer auch eine Mengengebühr, zum Beispiel eine Sackgebühr vor. Man sei aber weiterhin davon überzeugt, dass das Sammeln von Kunststoffen Sinn ergibt, so die ERZ. Sie prüft nun, wie die Sammlung von Kunststoffabfall in bestehende Logistikketten integriert werden könne. «Unsere übergeordnete Ziele bleiben das Schonen von Ressourcen und die Förderung der Kreislaufwirtschaft», so Eberhard.

Politik reagiert

Im Gemeinderat wurden am 18. November gleich zwei Postulate mit Bezug auf die Kunststoffsammlung eingereicht. Einerseits forderten die Gemeinderät*innen Florian Utz (SP) und Selia Walgis (Grüne) mit zwölf Mitunterzeichnenden die Prüfung der Fortführung der Kunststoff-Sammlung in Höngg und Schwamendingen. Auch in ihrem Text ist von einem Abbruch des Versuchs die Rede. Mit der erwähnten Verlängerung des Versuchs liessen sich laut Postulant*innen noch weitere wertvolle Erkenntnisse gewinnen, damit die vorgesehene flächendeckende Einführung des Plastik-Recyclings zum einen zeitnah und zum anderen auf möglichst ökologische Weise erfolgen könne. Gemeinderät*innen Sebastian Vogel und Elisabeth Schoch, beide FDP, fordern in ihrem Postulat den Stadtrat auf, «im Bereich Kunststoffsammlung und Plastik-Recycling eine zukunftsorientierte Strategie in der verstärkten Zusammenarbeit mit privaten Anbietern zu erarbeiten, die finanziell und logistisch für die Stadt Zürich tragbar ist». Im Gegensatz zu ihren Kolleg*innen scheinen sie die Medienmitteilung selber gelesen zu haben. Ihrer Meinung nach ergebe die Sammlung von Kunststoff nur Sinn, wenn ein Grossteil des Materials wiederverwertet werden könne. «Ein separates Einsammeln und Entsorgen im Kehrichtheizkraftwerk ist nicht sinnvoll, weder ökologisch noch ökonomisch». 

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