Konzentriert und lautlos – so ist das Armbrustschiessen

Jedes Jahr seit über 40 Jahren findet das Volksschiessen der Armbrustschützen Höngg statt. Es soll zeigen, dass der Verein offen für alle ist, die bei diesem ruhigen, konzentrationsreichen Sport einmal «reinschnuppern» möchten. Nicht nur Neulinge waren an den drei Tagen Ende letzter Woche anzutreffen, sondern auch mehr oder weniger geübte Schützinnen und Schützen.

Der Kollege wird ganz genau beobachtet – doch er schoss trotzdem zielgenau.
Geduldige Instruktoren halfen allen, egal ob Kind oder Erwachsener.
Geduldige Instruktoren halfen allen, egal ob Kind oder Erwachsener.
Vereinspräsident Peter De Zordi ist sich auch zum Abwaschen nicht zu schade: «Daheim mache ich das schliesslich auch.»
Herzlich wird zur erreichten Punktezahl gratuliert.
Gegen einen kleinen Beitrag durfte man am Volksschiessen teilnehmen. Diese Chance nahmen auch viele Höngger wahr.
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Donnerstag, kurz nach 18 Uhr: Auf dem Hönggerberg ist einiges los. Jugendliche Fussballer trainieren, Spaziergänger mit und ohne Hund kommen aus dem Wald, der Schiessbetrieb läuft unüberhörbar, und vor dem Armbrustschützenstand, der gleich neben dem Restaurant Schützenstube liegt, sitzt man bereits gemütlich auf den Festbänken und wartet auf sein Grillgut.
Weit gefehlt, wer jetzt denkt, es werde nur herumgesessen und gegessen: Der Grossteil der Besucherinnen und Besucher findet sich im Armbrustschützenstand beim lautlosen Schiessen. Auffallend ist, dass es viele Frauen hat und jedes Alter vertreten ist: Ob zehnjähriger Bub oder 60-jährige Dame, das Klischee vom ausschliesslich älteren Schützen wird nicht erfüllt.

Ein Lächeln für ein gutes Resultat

Wer schiessen möchte, muss sich bei Margrit Kunz anmelden: Sie übergibt gegen einen Unkostenbeitrag ein personalisiertes Standblatt und eine Schiessscheibe, und je nach Können geht es ohne Hilfe oder mit Hilfe eines Instruktors an den Start. Geschossen wird das offizielle, eidgenössische Volksschiessen mit sechs Probeschüssen und fünf Stichschüssen, also solchen, die für das Ergebnis zählen. Ab 41 Punkten gibt es als Auszeichnung eine Medaille oder ein Löffelchen, frei wählbar. Das schiessbare Maximum sind 50 Punkte.
«Wow, super, herzliche Gratulation!»: Margrit Kunz schüttelt einem Teenager die Hand und überreicht ihm strahlend seine Auszeichnung, da er sein Standblatt und seine Schiessscheibe mit erfreulichen Resultaten zurückgebracht hat. Sie freut sich sichtlich über alle, die eine Auszeichnung erhalten.
Sie ist nicht die einzige, welche ein Lachen auf den Lippen trägt: Wer gut schiesst, der strahlt, und ab und zu wird gar das Handy gezückt, um eine «gut gelöcherte» Schiessscheibe zu fotografieren, schliesslich ist man stolz darauf.

Vereine und Firmen stärken Teamgeist an Volksschiessen

Ob Einzelwettkämpfer oder Gruppenwettkampf zu viert: Die Teilnehmenden sind gut gelaunt und motiviert. Seit Jahren nehmen auch Firmen aus und um Höngg sowie Vereine an den Gruppenwettkämpfen teil, und auch vom benachbarten Schiessstand Hönggerberg kommen Schützen vorbei – um mit der Armbrust zu schiessen, aber auch, um etwa notfallmässig beim Grillieren mitzuhelfen, wenn der Andrang gleich bei der Türöffnung um 17 Uhr besonders gross ist.
Heinz Vetsch, Finanzchef der Armbrustschützen Höngg und vor Ort Grillmeister, weiss ganz genau, warum Armbrustschiessen sein Hobby ist: «Es ist die entspannteste Sportart, die es gibt – ausser Yoga vielleicht. Man kann völlig abschalten und den Tag vergessen, denn man muss sich stark konzentrieren, um die Scheibe und bestenfalls deren Mitte zu treffen – da hat nichts Anderes mehr Platz im Kopf. Mein Geheimtipp: Einfach nicht hinhören, wenn die nebendran am Plaudern sind. Abschalten, konzentrieren und zielen», so Heinz Vetsch, dessen Frau für das Volksschiessen köstliche Muffins gebacken hat, die in der Festwirtschaft reissenden Absatz finden.

Ab «genügender Armlänge» kann man mitmachen

Vereinspräsident Peter De Zordi schwingt die Abwaschbürste – letztlich will die Festwirtschaft sauberes Zubehör. «Das ist ‚im Fall‘ nichts Spezielles, das mache ich Zuhause auch, gell!», meint er lachend zur «Höngger»-Redaktorin, welche die Szene gleich fotografisch festhält. Fragt man ihn nach der Motivation, auch nach 35 Jahren noch Vereinsmitglied zu sein, so nennt er den Zusammenhalt und das Zusammensein. «Früher war dies zwar noch stärker, man trank öfters nach einem Wettkampf noch ein Bierchen zusammen, heute aber möchten die Meisten möglichst rasch heimgehen. Die Zeiten haben sich einfach geändert, man hat viel mehr Möglichkeiten und möchte viel mehr machen als früher. Dies zeigt sich auch daran, dass es schwer ist, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für mich zu finden – dabei wäre ich schon längst gerne einfach ‚nur‘ ein normales Mitglied.» Doch auch wer nicht gerade Präsidentin oder Präsident werden möchte, ist willkommen: «Ab etwa zehn Jahren kann man bei uns mitmachen – Armbrüste für Kinder gibt es leider nicht, so ist das Eintrittsalter die Armlänge, die für die Bedienung der Armbrust genügen muss», so Peter De Zordi, der sich jetzt um den Brotnachschub kümmern muss.

Weitere Informationen sowie Resultate: www.ashoengg.ch.

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