Kantersieg des SVH in Aufbauspiel

Nach der Niederlage gegen Zürich United am 15. März bestritt die 1. Mannschaft des SVH ein Trainingsspiel, dessen einziges Ziel es war, die Moral zu heben. Man spielte deshalb gegen den FC Zürich-Divorced und ging mit 0:28 befriedigt als Sieger vom Platz.

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Um ihrer Mannschaft Spielpraxis zu verschaffen, haben die Anwälte des FC Zürich-Divorced eine Gegentorprämie in Höhe von 10% ihrer nach den Spielen anfallenden Honorarforderungen ausgesetzt. Der SVH konnte sich nach seinem 0:28-Sieg locker die lange ersehnte Tribüne auf dem Hönggerberg leisten.

Das Spiel vergangenen Freitagabend wurde, wie alle Heimspiele des FC Zürich-Divorced, auf dem Innenhofplatz der Strafanstalt Pöschwies ausgetragen. Dieser Ort hatte sich als einziger Platz mit genügend gutem Sicherheitsdispositiv erwiesen. Und ein solches ist nötig. Jedoch explizit nicht weil man mit der gegnerischen Fangemeinschaft Probleme hätte, nein: Für tumultuöse Zustände sorgen regelmässig die eigenen Fans und die Mannschaft des FC Zürich-Divorced. Dies, weil es einerseits eine gemischte Mannschaft ist – zusammengesetzt aus den ehemaligen Ehepartnern – und andererseits, weil der harte Kern, die Ultras der Fankurve, traditionell von den Anwaltsparteien gestellt wird. Der Ruf des Clubs ist so schlecht, dass es tatsächlich nur selten zu Begegnungen mit anderen Clubs kommt, denn das Verletzungsrisiko scheint den Verantwortlichen allgemein zu gross. Doch der SVH ging in Anbetracht der Niedergeschlagenheit seiner 1. Mannschaft nach dem Verlust der Tabellenführung das Risiko ein.
Zum besseren Verständnis des folgenden Matchberichts muss man wissen, dass das Team von Zürich-Divorced aus Gründen des Datenschutzes keine Namen auf den Trikots trägt, sondern nur Nummern wie «M1» und «W2». Die Nummern wurden in der Zweierreihe den ehemaligen Ehepartnern zugewiesen.

FC-Divorced spielte gegen sich selbst

Der SVH startete voller Elan ins Spiel auf dem mit Stacheldraht von den Zuschauerrängen abgetrennten Hartsandplatz. Zwei Pässe vom Abspielpunkt und der Ball lag auch schon im gegnerischen Kasten – wobei zu sagen ist, dass die Mannen vom «Hönggi» die von Trainer Roduner vorgegebene Taktik, den Gegner aufzumischen, auch unglaublich kreativ umgesetzt hatten. So war es Boos, auf das Zuspiel von Dössegger wartend, der dem ihn deckenden M5 zuraunte, seine Ex habe eben mit M7 geflirtet, worauf dieser sofort an der Seitenlinie seinen Anwalt konsultierte, um die Unterhaltsbeiträge weiter zu drücken. Boos nutzte die Chance zum 0:1 gnadenlos wie ein ebensolcher Richter. Das folgende Anspiel vergab W2 komplett: Sie war dermassen enttäuscht – einmal mehr, sie wusste es ja – von M1, ihrem Ex und Divorced-Torwart, dass sie den Ball gleich vom Anspielpunkt aus direkt in dessen Richtung zurückdrosch. Natürlich, das 0:2 kam für ihren Ex unglücklich, weil er gerade noch an seiner Trinkflasche nuckelte, was M2 mit einem «Typisch, nur Saufen im Kopf» kommentierte, das auch an der Seitenlinie noch zu hören war.
Das 0:3 wiederum kam nur deshalb zustande, weil M3 just in jenem Moment, als Infante gerade an seiner Ex, W4, vorbeiziehen wollte, dieser hinterhältig in die Beine fuhr. Infante, nun plötzlich alleine im Strafraum, konnte ungehindert einschieben, da der Divorced-Keeper noch zwecks Mediation in der Kabine war – der von seiner Ex erhobene Vorwurf der Trunksucht war zu viel für ihn gewesen und der Ersatzwart hatte seinen Einsatz verweigert, weil er es satt habe, dass dauernd auf ihn geschossen werde. M3s Beteuerung übrigens, er habe auf Infante und den Ball gezielt, wollte ihm selbst sein eigener Anwalt nur gegen eine Sonderzulage glauben.
Nach dieser Szene häuften sich die Fehlpässe der Geschiedenen dramatisch. Man kommt nicht umhin, eine gewisse selbstzerstörerische Kraft dafür verantwortlich zu machen: Mehrfach war es offensichtlich, dass die Divorced-Spieler den Ball lieber den Mannen des SVH zuspielten als den ehemaligen Partnerinnen oder Partnern. So kam es selbst im Strafraum zu Pässen, für die sich der SVH nur bedanken konnte – bis zum Pausenspielstand von 0:11.

Tumulte nach roter Karte

Nach der Pause kam der FC-Divorced mit stark veränderter Aufstellung aus der Kabine zurück. Wie üblich war es dort zu Handgreiflichkeiten gekommen, bevor die von den Rängen hinzugeeilten Anwälte und Gerichtsdiener eingreifen konnten. Gerüchte, der Mediator des Torwarts sei dabei besonders stark verletzt worden, wurden weder dementiert noch bestätigt. Tatsächlich schien nun ein anderer Wind dem SVH entgegenzuwehen und so fiel nach einem getretenen Freistoss – man hörte Schütze M9 verzweifelt «einen für die Ehre und gegen die Ehe» rufen – das 1:11. Doch das Tor wurde annulliert, weil Trainer Roduner beim Schiri glaubhaft geltend machen konnte, dass das Besuchsrecht des gegnerischen Balls im SVH-Tor noch gar nicht abschliessend ausgehandelt worden sei, jedenfalls sei Torwart Blank noch kein rechtsgültiges Urteil zugestellt worden. Und er sei deshalb nicht berechtigt, den Ball anzufassen.
Nach diesem Rückschlag kam fast etwas wie Bedauern mit den Gegnern auf, sogar unter den mitgereisten SVH-Fans. Besonders, als es nach 75 Minuten bereits 0:21 für den SVH hiess. Als W10 in der 80. Minute rotsah, weil sie SVH-Keeper Blank zu küssen versucht hatte, war die sowieso nie vorhanden gewesene Moral der Divorced-Player dann restlos gebrochen. Einzig M9 fand den Entscheid korrekt, lieferte er ihm doch den Beweis, dass seine Ex schon immer auf Torwarte gestanden habe und in ihm, dem Stürmer, nur immer den Gegner ihrer Liebhaber gesehen habe.
In der Divorced-Fankurve hingegen führte der Entscheid des Schiris zu so heftigen Meinungsverschiedenheiten, dass über die Rechtsauslegung finale Tumulte ausbrachen. Die verfeindeten Rechtsvertreter bewarfen sich so lange gegenseitig mit erfundenen Paragraphen und leeren Phrasen, bis ihre Klientinnen und Klienten die Cornerfahnen aus ihren Verankerungen rissen und damit zuerst den Stacheldraht und danach einige der Anwälte niederschlugen. Analysierende Psychologen wollten später auf Videoaufzeichnungen in dieser Aktion einen Anflug von Versöhnung unter den Divorced-Spielern gesehen haben, doch dem Schreibenden entgingen live solche Feinheiten. Sein Augenmerk galt dem SVH, der die Leere auf dem Platz und im gegnerischen Tor nutzte um in den letzten zwei Minuten noch sieben Tore zum Endstand von 0:28 zu schiessen. Kein Mensch bemerkte, dass die SVH-Spieler sogar die Anspiele jeweils selbst vornahmen. So endete dieses Spiel ohne Nachspielzeit mit einem moralisch aufbauenden Sieg für den SVH, der sich so gestärkt wieder auf die Jagd nach der Tabellenspitze und dem Aufstieg in die erste Liga machte.
Ps.: Bekanntlich verlor der SVH das Folgespiel gegen den FC Blue Stars trotzdem, doch danach kehrte er mit einem 0:4 gegen den FC Allschwil auf die Siegerstrasse zurück. Der Bericht dazu folgt im «Höngger» vom 9. April.

Nächstes Spiel: Samstag, 11. April, 16 Uhr, Hönggerberg, Höngg 1 gegen Beringen 1.
(Anm. d. Red.: Beringen ist keine Anspielung auf eine Antipodenmannschaft des FC-Divorced (= entringt), sondern meint die gleichnamige Schaffhauser Gemeinde.)

 

Dieser Artikel erschien am 1. April 2015. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» – vor einer realen Adaption wird in gewissen Fällen ausdrücklich nicht gewarnt.

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