Kultur
Jung-Regisseur hat Amerika «vor der Linse»
Robert Kouba, der im September gerade mal 21 Jahre alt wird, hat grosse Ziele: Nächstes Jahr zieht er nach Los Angeles, um der Filmbranche näher zu sein als in Höngg. Doch zuvor dreht er den Spielfilm «Aurora», eine Liebesgeschichte der besonderen Art.
10. Mai 2013 — Redaktion Höngger
Seit er zehn Jahre alt ist, gehört die Videokamera zu Robert Kouba wie für andere Kinder in diesem Alter ihr Spielzeug. «Seit ich mich erinnern kann, habe ich bei jeder Gelegenheit Filmchen gedreht – meine Eltern, meine Schwester und unser Hund mussten natürlich immer mitspielen, da ich ja Darsteller brauchte», so der junge Höngger mit einem Lächeln. Seit drei Jahren ist er Inhaber der Filmproduktionsfirma Vantispictures, und in den letzten fünf Jahren hat er «zwischen 20 und 30» Kurzfilme gedreht – «da lauft öppis», denkt man unweigerlich, wenn man dem schlanken, jungen Mann beim Erzählen zuhört.
Die Zuschauer ein anderes Leben leben lassen
Was fasziniert ihn am Film? «Als Regisseur kann ich eine Geschichte erzählen, ich kann die Leute für ein paar Stunden aus ihrem Alltag entführen und ein anderes Leben leben lassen», so Robert Kouba, der tschechische Wurzeln hat. Das Publikum sei ihm sehr wichtig, schliesslich schreibe er für dieses und nicht nur für sich selbst. «Filme sollen Unterhaltung sein, das Publikum will sich faszinieren lassen.» Kurzfilme seien eine Liga, Spielfilme die andere. «Ich will mit meinem ersten Spielfilm ‹Aurora› nun in die Spielfilmliga eintreten und möglichst viele Leute erreichen und berühren.» Eine eigene Firma habe er gegründet, damit er seine Freiheiten haben könne – die künstlerische, die produktive und auch die des Vertriebes. «Natürlich arbeite ich mit anderen Leuten und Firmen zusammen, aber die Gesamtverantwortung liegt bei mir, ich bin sozusagen eine ‹One-Man-Army›.» Nach dem Abschluss der Swiss International School bestand er an der Minerva-Schule das KV, absolvierte im Jahr 2010 ein einjähriges Praktikum, arbeitete 2012 bei einer Bank und besuchte gleichzeitig während zwei Jahren die Filmschule SAE – und nun dreht sich alles nur noch ums Filmemachen. Wer Robert Koubas Firmenwebsite und die Filmwebsite des neuesten Projektes «Aurora» anschaut, dem fällt unweigerlich auf, dass alles in Englisch geschrieben ist und auch ‹Aurora› ein englischsprachiger Film sein wird. Warum das? «Ich bin sehr Amerika-orientiert, denn Amerika produziert Filme für die ganze Welt. Egal ob in Schweden oder der Schweiz, amerikanische Filme schaffen es meist überall hin.» Deshalb fokussiere er sich nicht auf die Schweiz. «‹Aurora› wird zwar teilweise in der Schweiz und daneben in der Tschechischen Republik gedreht, aber der Film hat nichts mit der Schweiz zu tun – deshalb erhalte ich auch keine schweizerischen Filmförderungsbeiträge.»
Film mittels Crowd-Funding
Der junge Regisseur, der nicht mehr wie früher selbst die Kamera in der Hand hält, bringt das Geld auf andere Art und Weise zusammen: «Einerseits habe ich private Investoren, die mir schon 40 000 Franken gegeben haben, andererseits läuft auf der Crowd-Funding-Website www. kickstarter.org eine Geldsammlung, welche bis zum 26. Mai läuft. In den ersten fünf Tagen haben die Leute unglaubliche 26 000 Dollar gespendet! » Nach genau einem Monat sollen 50 000 Dollar zusammengekommen sein – bis zum Redaktionsschluss waren es 34 000 Dollar. «Ich bin sehr überrascht, wie viel gespendet wird, und dies aus der ganzen Welt! Spenden aus Afrika, Dänemark oder Norwegen treffen ein. Und alle diese Leute kenne ich nicht – sie finden einfach mein Projekt ‹Aurora› cool – das ist ein sehr schönes Gefühl.» Auch auf Twitter habe er eine gros se Fangemeinde, da er regelmässig Nachrichten veröffentliche. Es sei ihm sehr wichtig, mit Spendern und Fans einen regen Austausch zu haben. «Ich möchte nicht einfach die Spenden erhalten – bei denen es einen Mindestbetrag von gerade einem Dollar gibt –, sondern auch einen Gegenwert bieten.» Je nach Spendenhöhe gibt es einen Gratis-Download des fertigen Films ‹Aurora›, DVDs und Blu-Ray-Discs, Plakate, T-Shirts oder gar einen Tag am Filmset – entweder zum Zuschauen oder zum selber Mitmachen als Statist. Man wird zudem im Filmabspann erwähnt und erhält eine Einladung zur Première.
Roboterliebesgeschichte im Jahr 2080
Um was geht es in ‹Aurora›? «Es ist das Jahr 2080, vor sechzig Jahren haben Roboter und Maschinen die Weltherrschaft übernommen. Andrew, ein junger Mann, erwacht nach diesen 60 Jahren in einem Autowrack und trifft die junge Frau Calia, welche zum Zufluchtsort Aurora, wo die wenigen verbliebenen Menschen leben, will. Sie überredet Andrew, mit ihr dorthin zu kommen. Bei einem Unfall findet sie heraus, dass er kein Mensch ist . . . ». Mehr verrät Robert Kouba nicht, bloss dass es sich um eine Roboterliebesgeschichte handelt. Wer ihn jedoch vom Projekt erzählen hört, der möchte den Film unbedingt sehen – die Begeisterung des jungen Regisseurs ist mitreissend, seine Planung beeindruckend: Seit gut vier Monaten ist er am Drehbuchschreiben, momentan hilft ihm ein Amerikaner in Los Angeles, den Szenen den letzten Schliff zu verleihen. «Dazu gehören viele E-Mails, Videokonferenzen mitten in der Nacht, da die Zeitverschiebung neun Stunden beträgt, und wenig Schlaf», so Robert Kouba. Wenn das Drehbuch fertig ist, wird der Filmdreh vorbereitet. Drehstart ist Ende Juli in der Schweiz, Ende August geht es in Tschechien weiter. Woher nimmt Robert Kouba die Energie für seine ehrgeizigen Ziele? «Aus dem Spass an der Sache. Ich lebe für den Film, und Science Fiction- Geschichten interessieren mich schon, seit ich ein kleiner Bub war. Aliens, Roboter, Zukunftsvisionen und fremde Universen – das ist der Stoff der Filme, die mich interessieren. » Dass er auf einem guten Weg ist, zeigen die über 15 Millionen Downloads im Internet, die sein Kurzfilm «The Rift» bisher hatte. Der Film wurde zudem am japanischen Fernsehen gezeigt, wo er auf grosse Resonanz stiess. Robert Koubas Umzug nächstes Jahr nach Los Angeles ist somit naheliegend, und zudem «kenne ich viele Leute dort und bin zuversichtlich», so der Höngger Regisseur.
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