Politik
JA zum Ausstieg aus der Atomenergie
Nur sehr selten bezieht der Stadtrat von Zürich mit einer Parole zu einer Abstimmung Stellung. Zur Atomausstiegsinitiative hat er nun die Ja-Parole beschlossen, denn es ist der klare Wille der Stadtzürcher Bevölkerung, auf Atomenergie zu verzichten.
22. November 2016 — Eingesandter Artikel
Bereits 2008 wurde in einer Volksabstimmung mit einer Zustimmung von über 76 Prozent in der Gemeindeordnung die 2000-Watt-Gesellschaft verankert. Zu ihr gehört, dass die Stadt auf neue Beteiligungen und Bezugsrechte an Kernenergieanlagen verzichtet. Am 5. Juni dieses Jahres bekräftigte die Bevölkerung diesen Entscheid und setzte für den Ausstieg mit über 70 Prozent Zustimmung einen Termin fest: Allerspätestens im Jahr 2034 fliesst in der Stadt Zürich kein Atomstrom mehr. Gute Aussichten in einer düsteren Angelegenheit. Ein klarer Volksentscheid auf Bundesebene, in sinnvollen Schritten aus der Atomenergie auszusteigen, kommt diesem entschlossenen Zürcher Willen entgegen. Die Initiative sieht einen geordneten Ausstieg vor. Neue Atomkraftwerke dürfen keine mehr gebaut werden, und die Laufzeit bestehender AKW wird auf 45 Jahre festgesetzt. Darüber hinaus muss der Bund seine Energiepolitik auf weniger Verbrauch, mehr Effizienz und auf die Förderung von erneuerbaren Energien konzentrieren. Die schrittweise Abschaltung der AKW schafft Planungs- und Investitionssicherheit auch für die Stadt Zürich. Das Kernkraftwerk Gösgen, an dem die Stadt mit 15 Prozent beteiligt ist, geht nach Annahme der Initiative 2029 vom Netz, also rechtzeitig, um auch das städtische Ausstiegsziel zu erreichen. Tschernobyl und Fukushima haben uns vor Augen geführt, welches Katastrophenpotenzial Kernreaktoren bergen. Die Schweiz verfügt mit Beznau I über das weltweit älteste AKW überhaupt. Auch das Entsorgungsproblem mit dem radioaktiven Abfall ist noch immer nicht gelöst. Der Abfall strahlt bis 200’000 Jahre, so dass unzählige kommende Generationen dieses während zwei Generationen verursachte Problem von uns erben. Sonne und Wind hingegen regenerieren sich von selbst und hinterlassen keinen unentsorgbaren Abfall. Zwei Drittel der Stromproduktion sind bereits heute erneuerbar. Die Initiative sorgt dafür, dass die Massnahmen hier verstärkt werden, denn das Potenzial in der Schweiz ist gross: Wasser, Sonne, Wind, Biomasse, Holz und Energiereserven im Untergrund – und: Viele Schweizer Unternehmen bauen an Technologien zur Nutzung dieser Ressourcen. Wie der Stadtrat von Zürich empfehle ich Ihnen, ein Ja in die Urne zu legen. Bis Sonntag ist noch Zeit. Die kommenden Generationen werden Ihr Engagement danken.
Esther Straub, SP, Kantonsrätin
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