In dieser Kapsel ist nur das, was man will

Hans U. Bogatzki aus Höngg hat ein Kapselsystem erfunden, mit dem man seinen eigenen Tee brauen kann, und zwar auf jeder Kaffeemaschine, die Nespresso- oder Delizio-Kapseln «schluckt».

Hans U. Bogatzki und sein «Barista CapTea»-System

Hans U. Bogatzki, mit preussischen Wurzeln, aber seit gut 40 Jahren in Höngg und deshalb «schon längst Schweizer, aber vor allem Zürcher», nennt sich «ein Erfinder der alten Schule, der seine Ideen serienreif realisiert ». Der diplomierte Ingenieur FH, den Titel hat er in der Schweiz erlangt, studiert und erfindet seit Kindertagen gerne. «Mein Vater war Schmied in Preussen, und in jeder freien Minute war ich in seiner Schmiede und schaute ihm über die Schulter.» Für seine Eltern war klar, dass er eine Maschinenbauer-Lehre absolvieren würde – was er mit Begeisterung tat, war dies doch ein Gebiet, welches ihn interessierte.

Studieren ist Genuss für den Kopf

Vergangene Zeiten, doch Hans U. Bogatzki erfindet immer noch gerne. «Ich sehe die Maschinen vor meinem inneren Auge jeweils schon laufen, noch bevor ich sie gebaut habe», erzählt er mit einem Augenzwinkern. Er habe so viele Ideen, und zudem sei es ein Genuss für seinen Kopf zu studieren. «Ich finde das gängige Kapselsystem, vor allem das Teekapselsystem, vom Umweltgedanken her gesehen nicht ‹den Hit›, und dachte mir, da müsste es doch eine andere Lösung geben.» Da der Kaffee-Markt jedoch gesättigt ist, fokussiert er sich nicht auf Kaffee, sondern Tee. Der neueste Streich des Hönggers heisst «Barista CapTea» und ist so simpel wie funktionierend. «Teetrinker sind Individualisten, die sich nicht vorschreiben lassen, wie ihr perfekter Tee zu schmecken hat. Genau für solche Konsumenten ist mein Kapselsystem. » Und so einfach geht es: Den eigenen Lieblingstee in das federleichte Sachet aus Filterpapier, welches man zuvor in die dünnwandige Edelstahl- Kapsel gesteckt hat, füllen, zum Verschliessen falten und in die Kapselmaschine stecken. «Nun noch den Kaffee-Knopf drücken, und wenige Sekunden später fliesst reinster Tee von höchster Qualität aus der Maschine in die Tasse», so Hans U. Bogatzki. «Ich bin schon etwas stolz darauf, dass es keinen Teesatz gibt, denn dieser trübt doch den Teegenuss oft etwas. » Die benutzten Sachets kann man je nach Qualität des Tees auch noch ein zweites Mal benützen – so wird der Teegenuss noch günstiger. Danach landen sie im Grünabfall oder auf dem Kompost, denn sie sind vollständig abbaubar. Die Kapsel selbst wird immer und immer wieder benutzt, denn der hochpolierte Edelstahl ist beständig und lebensmitteltauglich.

Teetrinken ist tägliches Ritual geworden

Selbst trinkt Hans U. Bogatzki erst Tee, seit er sein Kapselsystem erfunden hat. «Dafür ist es jetzt ein tägliches Ritual, welches ich nicht mehr missen möchte: Um 11 und 16 Uhr ist bei mir Tea-Time angesagt. Das ist auch eine Zeit, in der ich relaxen und ‹dureschnuufe› kann.» Früher oft beruflich in England unterwegs, konnte er sich mit den damals in den Büros üblichen Teepausen nicht wirklich anfreunden: «Ich machte zwar geschäftshalber mit, aber ich war nicht so begeistert davon – dies hat sich aber jetzt gewaltig geändert», so der Erfinder mit einem Lachen. In seinem Labor im Oberengstringer Gewerbegebiet verbringt er Stunden damit, seine Erfindungen zu perfektionieren und sie danach der Öffentlichkeit zu präsentieren. So sind im Labor auch Maschinen vorhanden, mit denen die kleinen Sachets für den Tee gestanzt werden. «Mir war es wichtig, dass diese nur mit Körperkraft funktionieren und nur das Zusammenfügen der beiden Filterpapierbahnen – welches bloss durch Druck und Temperatur geschieht – Strom braucht.» Sein Wunsch ist es, dass zum Beispiel Bergbauern-Familien sich im Winter mit dieser Heimarbeit ein Zusatzeinkommen erarbeiten könnten – aber ebenso gut könnte die Herstellung in jedem anderen Land geschehen, wo das «BaristaCapTea»-System im Einsatz ist. «Auch in Indien soll man sich unser System leisten können. Da ist es nur logisch und auch ökologisch, dass die Sachets vor Ort produziert werden», findet der seit über 30 Jahren selbständig Arbeitende.

Grosse, weltweite Ziele

Sein Perfektionismus geht so weit, dass er einen zusammenfaltbaren und in der Höhe verstellbaren Arbeitstisch namens «LittleBigOffice» entwickelte. «Wenn ich etwas mache, soll es optisch ansprechend sein – dass es funktioniert, ist für mich selbstverständlich. Man kann diesen Tisch auch als Tee- oder Kaffeebar mit der gesamten Tee- oder Kaffeeausrüstung verwenden.» Wie sieht die Zukunft von «BaristaCapTea » aus? «Zurzeit kann man das Set nur in Höngg bei Daniel Fontolliets Drogerie Hönggermarkt oder online bei mir kaufen, die Sachets ebenfalls. Ich bin jedoch im Gespräch mit verschiedenen Teeherstellern und überzeugt, dass mein System in fünf bis zehn Jahren in der weltweiten Tee-Branche einen signifikanten Anteil haben wird.» Grosse Pläne des Hönggers – man darf gespannt sein!

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