Immer in Bewegung

Julian Bläsi ist sehr aktiv – und das nicht nur körperlich. Auch in Bezug auf seine Berufswahl ist er äusserst flexibel und hat schon in so einige Bereiche reingeschnuppert. Besonders am Herzen liegt ihm das Soziale.

Julian Bläsi betrachtet das Leben auch gerne mal aus ungewohnten Perspektiven.

Angefangen habe ich meine berufliche Laufbahn mit einer Lehre als Fachmann Betreuung im Altersheim Sydefädeli. Das hat mir sehr gefallen, ich hatte immer einen guten Draht zu den Bewohner*innen. Nach Abschluss der Lehre musste ich dann erstmal meinen Militärdienst leisten – bei der Rettungstruppe. Das war für mich so spannend, dass ich gleich weitergemacht habe bis zum Leutnant, sehr zum Entsetzen meiner Eltern, die doch eher alternativ angehaucht sind und die Militärbegeisterung ihres Sohnes überhaupt nicht nachvollziehen konnten. Wahrscheinlich war diese Zeit im Militär ein Stück weit meine Rebellion gegen das Elternhaus. Ausserdem hatte ich bei der Rettungstruppe stets das Gefühl, etwas Sinnvolles zu lernen. Nach dem 1. WK hatte ich dann aber doch genug davon und entschied mich, auf den Zivildienst umzusatteln. Auch diese Zeit war für mich sehr spannend. All die Einblicke in die verschiedenen Institutionen wie Schutz und Rettung, Tixitaxi oder auch die Kinderkrippen habe ich als sehr bereichernd empfunden.

Vom Pfleger zum Sanitäter – oder doch nicht?

Anschliessend habe ich im Alterszentrum Klus Park gearbeitet, aus meiner Sicht eines der schönsten Alterszentren der Stadt. Was mir hier besonders zugesagt hat, war der schöne Park, in dem sich Familien, junge Leute und die Bewohner*innen des Alterszentrums begegnen können. Nach fünf Jahren habe ich dann aber gemerkt, dass der Pflegeberuf zwar schön, aber auch sehr hart ist – vor allem auch in körperlicher Hinsicht. Ich hatte Rückenprobleme und wollte mal wieder etwas Neues ausprobieren, also habe ich den Job gekündigt und mich – nach einer sechswöchigen Reise durch Neuseeland – daran gemacht, eine neue Arbeitsstelle zu finden.
Ich habe mich dazu entschieden, mich für das Aufnahmeverfahren an die Höhere Fachschule zu bewerben – und zwar als Rettungssanitäter. Das war ein wirklich hartes Verfahren, die zukünftigen Rettungssanitäter wurden in allen möglichen Bereichen auf Herz und Nieren geprüft. Ich habe ziemlich viele der Hürden genommen und bin bei Schutz und Rettung Zürich bis in die letzte Runde des Aufnahmeverfahrens gekommen, doch dann war Schluss. Ich habe gemerkt, dass mir das Arbeitsklima dort eigentlich gar nicht zusagt und auch die Arbeit als solche doch nicht die richtige für mich ist. Im Alterszentrum hatte ich es immer sehr geschätzt, langfristige Beziehungen mit den Bewohner*innen führen und über die Jahre eine Vertrauensbasis aufbauen zu können. So etwas ist als Rettungssanitäter nicht möglich – die längste Zeit, die man dort mit seinen Patient*innen verbringt, sind zwei Stunden. Was mit ihnen passiert, wenn man sie im Krankenhaus abgeliefert hat, erfährt man nicht. Auch die militärische Organisation hat mir nicht gefallen, davon hatte ich in meiner Militärzeit schon genug.

 Rund um die Uhr im Einsatz

Ich habe mich dann überall beworben, wo ich konnte, und schliesslich drei Jobs gleichzeitig angenommen. Damals habe ich quasi sieben Tage pro Woche gearbeitet. Der erste Job war ein Praktikum in der Jugendarbeit in Niederhasli, der zweite eine persönliche Assistenz für einen Mann, der eine Hirnverletzung erlitten hatte und Unterstützung brauchte, der dritte ein Praktikum im Kinderzirkus Robinson. Eine Weile habe ich alle drei Jobs gleichzeitig durchgezogen, aber irgendwann wurde es mir zu viel und ich musste die persönliche Assistenz wieder aufgeben –  vor allem auch, weil ich schliesslich zusätzlich doch noch eine Ausbildung an der Höheren Fachschule angefangen habe – im Bereich der Gemeindeanimation. Das ist ein berufsbegleitender Ausbildungsgang im Bereich der Soziokultur, wovon die Jugendarbeit ein Teilbereich ist. Mittlerweile bin ich bereits seit fünf Jahren in der Jugendarbeit tätig. Wie bei der Altenpflege ist es schön zu sehen, wie man über einen langen Zeitraum Beziehungen zu den Jugendlichen aufbauen und damit auch für sie eine Anlaufstelle werden kann, wenn sie mal Probleme haben oder jemanden zum Reden brauchen.

Vom Breakdance übers Fahrrad zur Partnerakrobatik

Das Engagement beim Kinderzirkus habe ich auch nach meinem Praktikum beibehalten. Das hat zum einen etwas mit meiner Begeisterung für den Sport zu tun: ich bin ein sehr sportlicher Mensch und habe immer intensive Hobbys gehabt – angefangen beim Breakdance über – fast schon radikales – Fahrradfahren und Slackline-Laufen bis hin zur Partnerakrobatik. Gleichzeitig fasziniert mich am Kinderzirkus die Energie, die dort herrscht, die Begeisterung der Kinder und der volle Einsatz, mit dem sie und ihre Familien das Projekt unterstützen. Während des Praktikums habe ich den Zirkus auf seiner Tournee im Sommer begleitet, mittlerweile bin ich Trainer für die «Hand auf Hand»-Akrobatikkurse.

Die WG am Stadtrand

In Höngg wohne ich jetzt seit rund vier Jahren in einer Wohngemeinschaft mit meiner Freundin und einem WG-Partner. Ich bin eher zufällig hierhergekommen, weil ein Zimmer frei war. Zuerst hatte ich den Eindruck, in Höngg wohne man ziemlich weit weg vom Zentrum, doch mittlerweile bin ich sehr zufrieden. Die Verkehrsanbindungen sind super, die Nähe zur Natur gefällt mir und auch der Mix an Leuten, die hier wohnen, ist spannend. Wie es in den nächsten Jahren beruflich und privat bei mir weitergehen wird, weiss ich noch nicht so genau. In anderthalb Jahren werde ich meine Ausbildung als Gemeindeanimator abschliessen und dann mal schauen, wohin es mich so verschlägt. Bei der Jugendarbeit bin ich immer noch mit ganzem Herzen dabei, kann mir aber auch vorstellen, in anderen Bereichen der Soziokultur zu arbeiten. Wer weiss, vielleicht zieht es mich doch wieder zurück in die Senior*innenbetreuung? 

 

In diesen monatlichen Beiträgen werden ganz normale Menschen aus Höngg porträtiert: Man braucht nicht der Lokalprominenz anzugehören und muss auch nicht irgendwelche herausragenden Leistungen vollbracht haben, nein, denn das Spezielle steckt oft im scheinbar Unscheinbaren, in Menschen «wie du und ich». 
So funktioniert’s: Die zuletzt porträtierte Person macht drei Vorschläge, an wen der Stab der Porträt-Stafette weitergereicht werden soll. Die Redaktion fragt die Personen der Reihe nach an und hofft auf deren Bereitschaft.
Sollte die Stafette abreissen, sind wir froh, wenn auch Sie uns mögliche Kandidat*innen melden. Kontaktangaben bitte per Mail an redaktion@hoengger.ch oder Telefon 044 340 17 05.

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