Quartierleben
«Ich zieh mit miner Laterne und mini Laterne mit mir»
Schon von weitem konnte man einen dunklen Zug erkennen, der aus der Ferne fast ein bisschen einschüchternd wirkte. Doch da waren eben diese winzigen, warmen Lichter, die verrieten: Hier kommt der Höngger Räbeliechtli-Umzug.
10. November 2015 — Redaktion Höngger
Wie geplant startete der Umzug um 18.45 Uhr vor dem Schulhaus Rütihof. Natürlich war das nicht der einzige Ausgangspunkt: Fünf verschiedene Routen führten schlussendlich zum gemeinsamen Ziel. Als die ersten Trommelschläge erklangen, kam langsam Bewegung in die Teilnehmer. Vorne marschierten die Tambouren und die eher eilenden Räbeliechtli-Träger, in der Mitte und hinten folgten die gemütlichen Kinderwagen mit den sich unterhaltenden Eltern. Es herrschte eine entspannte Stimmung, geprägt vom Plaudern der Eltern und den Trommeln, und die selbstgeschnitzten Lichter waren echte Hingucker. Die meisten Muster auf den Räben bestanden aus weihnachtlichen Formen, ältere Künstler hatten ihre Räbe sogar mit Namen und Sprüchen verziert. Alle Kinder, die meisten zwischen Kinderwagenalter und Mittelstufe, trugen ihre Werke mit sichtlichem Stolz.
Einige darunter hatten kreative Ideen; so ein Räbeliechtli konnte man doch schliesslich auch an einer Angelrute vorführen. Allerdings gab es auch Schwierigkeiten mit dem Gehänge, denn die ganz Kleinen konnten zum Teil ihre Lichter nicht tragen, ohne dass die echten Flämmchen in der Räbe ausgelöscht wären. Doch damit hatten die Eltern keine Probleme, denn wofür gibt es heute sichere LED- Kerzen? Nichts konnte die angeregte Stimmung der Kleinen beeinflussen, ausser vielleicht die Müdigkeit: die einen schienen mit der Zeit doch ziemlich schläfrig. Die Begleiter liessen ab und zu eine kritische Bemerkung fallen wie: «Wenn diese Strassenlaternen doch nur ausgelöscht werden könnten.» Da kann man ihnen nur Recht geben, denn die grossen Lichter waren eine Konkurrenz für die kleinen Laternen: Ohne die Strassenlaternen wäre es noch dunkler und dann würden die Kunstwerke so richtig leuchten. Aber zum Glück schien das für die kleinen Künstler kein Problem zu sein, denen ging es wohl eher darum, wer das schönste Räbeliechtli hatte.
Punsch und Weggen zur Belohnung
Dann gelangte man bald schon zum ersehnten Ziel, der Kirche im Herzen von Höngg, wo alle Routen zusammenfanden – entsprechend herrschte bereits ein Gedränge. Und alle − zumindest die hungrigen Träger − hatten nur ein Ziel: An den kleinen Ständen einen heissen Punsch mit Weggen zu bekommen. 700 Weggen wurden verteilt und rund 1 200 Mal Punsch ausgeschenkt. Hatte man diese «überlebenswichtige» Verpflegung einmal, konnte man sich ein schönes Plätzchen suchen und den Bläsern und Tambouren bei ihren grossartigen Auftritten lauschen. Viele bekannte Gesichter traf man auf dem Platz an und keines der Kinder versäumte die Chance, während des Geplauders der Eltern mit den anderen Kindern ein wildes «Fangis» zu beginnen.
Wer zur Kirche hoch sah, konnte an der Spitze sogar winzige Fledermäuse entdecken, die um den Kirchturm kreisten. Währenddessen spielten die Aarauer Turmbläser altbekannte Hits wie Mary Poppins und die Tambouren des Tambourenvereins Bülach trommelten mit leuchtenden LED- Stäben ihre tollen Rhythmen, was im Dunkeln fantastisch aussah. Schlussendlich soll man die vielen Helferinnen und Helfer des Quartiervereins Höngg, Organisator des Räbeliechtli-Umzuges, nicht vergessen. Und auch die Polizisten nicht, die für den sicheren Übergang über die Limmattalstrasse sorgten.
Kurz nach 20 Uhr begann sich der Platz zu leeren, wohl weil die kleinen Kinder um diese Zeit ziemlich müde waren − also hiess es für die Eltern, sich schnell von den Gesprächspartnern zu verabschieden und ab nach Hause.
Das war der diesjährige Höngger Räbeliechtli-Umzug. Wer jetzt noch kleinere Kinder hat, sollte sich den Anlass unbedingt vormerken, denn da werden die Kleinen schnell mal zu den Grossen!
Die Höngger Schulhäuser haben jeweils die Möglichkeit, beim Quartierverein Räben zu bestellen. Die Kinder erhalten entsprechende Bestellzettel ab dem Kindergarten mit nach Hause.
Zur Autorin
Aline Fuhrer schrieb erstmals im Rahmen des «HönggerLIs» für unsere Zeitung und begeisterte mit ihren Texten so sehr, dass wir sie gleich als Jugendreporterin engagierten. Sie ist aktuell im ersten Jahr am Gymnasium.
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