Fabian Unteregger – «Doktorspiele»
Was er als Arzt (Abschluss Medizinstudium) und Lebensmittelingenieur ETH in den letzten Jahren erlebt hat, reicht gut und gerne für ein abendfüllendes Standup-Programm, ohne wissenschaftliche Eitelkeit. Die rund 300 Gäste im reformierten Kirchgemeindehaus jedenfalls hatten viel zu lachen.
18. Januar 2018 — Redaktion Höngger
Wenn der Stand-up-Comedian Fabian Unteregger zu Besuch kommt, kommt er niemals allein. Im Gegenteil, in seinem Reisegepäck bringt er stets praktisch die ganze «Crème de la Crème» der Schweizer Polit-, Sport- und Cervelatprominenz mit. Auch ins reformierte Kirchgemeindehaus begleiteten ihn an diesem Donnerstag nicht nur Christoph Mörgeli, sondern natürlich auch Moritz Leuenberger, Roger Köppel, Carlo Janka, Roger Federer, Kliby und Caroline und so manch andere mehr oder weniger bekannte Schweizer. Ihnen allen verhalf der talentierte Stimmenimitator an diesem rasanten Comedy-Abend allein dank seiner Stimme zu einem Gastauftritt auf Höngger Boden und nahm sie dabei gehörig aufs Korn.
Doktorspiele oder: wer eignet sich zum Arzt?
Ermöglicht hatte den Comedy-Abend der Höngger Kieferorthopäde Dr. Christoph Schweizer, der als Sponsor des Abends fungierte. In grosser Zahl waren die Besucherinnen und Besucher, viele auch von ausserhalb von Höngg, der Einladung des «Hönggers», beziehungsweise «Höngger Kultur» gefolgt, Unteregger bei seinen «Doktorspielen» zuzuschauen, so dass er vor fast vollbesetztem Haus auftreten konnte. Sein Bühnenprogramm stellt für den 40-jährigen «Unternehmer», wie er sich selbst nennt, eine humorvolle Auseinandersetzung mit seinem «Zweitberuf» dar. Der diplomierte Lebensmittelingenieur schloss nämlich 2014 – zusätzlich zu seinem Job als Comedian und so ganz nebenbei – sein Medizinstudium ab und verarbeitete die dabei gemachten Erfahrungen auf unterhaltsame Weise in seiner Show. Er liess in seinem Programm keinen Zweifel aufkommen, dass ihm nicht nur das Kabarett, sondern auch die Arbeit als Mediziner sehr am Herzen liegt. So versorgte er die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur mit einer Fülle an Anekdoten aus dem medizinischen Alltag, sondern «testete» auch gleich noch eine ganze Reihe der von ihm parodierten Promis auf ihre Tauglichkeit als Hausarzt, «weil es doch in der Schweiz zu wenig Hausärzte gibt», wie er seinem Publikum augenzwinkernd erklärte. Roger Köppel etwa, so erfuhr das Publikum, würde als Hausarzt in der Unteregger-Version an seinem Patienten viel lieber eine Geschlechtskrankheit sehen als nur die von ihm geschilderte Sportverletzung, weil sich die schliesslich medial viel besser verkauft, während Oswald Grübel, der Ex-UBS-Chef, darüber sinnierte, wie sich die Müdigkeit des Patienten im Vergleich zum Markt entwickelte.
Vielseitiger Künstler
Bei all diesen Persönlichkeiten analysierte und imitierte er messerscharf nicht nur deren Stimme, Dialekt und Sprachduktus, sondern auch die Mimik und Gestik derart gekonnt, dass tatsächlich die echten Personen mit ihren ganz besonderen Eigenheiten auf der Bühne zu stehen schienen. Dabei waren die Texte, die er seinen Persönlichkeiten zuschrieb, witzig und zuweilen ziemlich frech, jedoch niemals diffamierend. Doch «Doktorspiele» war weit mehr als nur eine Zusammenstellung der bereits aus Radio und Fernsehen bekannten und beliebten Parodien Untereggers. In dem abendfüllenden Programm stellte er die ganze Palette seines Könnens unter Beweis – und die war ziemlich breit. Das fing bei der Interaktion mit seinem Publikum an, mit dem er während des ganzen Abends im Dialog stand. In den spontanen und witzigen Reaktionen auf die Antworten des Publikums bewies er sein beachtliches Talent als Stand-up-Comedian und wusste seine Zuschauerinnen und Zuschauer gleich von der ersten Minute an auf seiner Seite. Auch musikalisch hat er einiges auf dem Kasten, wie er anschaulich demonstrierte – eine Seite, die selbst vielen eingefleischten Fans bis anhin kaum bekannt war. Mit Hilfe einer Wäscheklammer, die er sich auf die Nase klemmte, kam er etwa mit seiner Version von «se bastasse una bella canzone», gesanglich schon fast an Eros Ramazotti heran, und auch am Flügel vermochte er zu brillieren, wo er dem Publikum eine Anleitung bot, wie es möglichst überzeugend ein italienisches Liebeslied zum Besten geben könne. Zur Auswahl standen dabei eine Ballade à la Carlo Janka mit charmantem bündnerischen Akzent, eine Arie von Osward Grübel oder ein schüchterner und leicht verklemmter Moritz Leuenberger, der seiner Liebsten modernen Jazz präsentierte.
Multiple Persönlichkeit mit persönlichem Dank zum Abschied
Je länger der Abend, desto mehr kam Unteregger in Fahrt und wechselte in immer wilderer Folge die Rollen. Das Publikum verdankte es ihm mit begeistertem Applaus und forderte, als Unteregger seine Vorstellung nach zwei Stunden schliesslich beenden wollte, gleich mehrere Zugaben. Er verabschiedete sich mit einem adaptierten Udo-Jürgens-Song, in dem all die Protagonisten des Abends in einem wilden Potpourri noch einmal zur Sprache kommen durften – und einer spontanen, leidenschaftlichen Politrede Christoph Blochers zu den vom Publikum bestimmten Schlagworten «Heimat», «Lippenstift» und «Durchfall». Damit war dann für diesen Abend wirklich alles gesagt und es blieb dem Künstler nur noch, sich von jedem einzelnen seiner Gäste persönlich an der Saaltüre mit einem warmen Händedruck zu verabschieden – ganz genau so, wie ein guter Arzt seine Patienten aus der Sprechstunde entlässt.
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