Daniel Nösberger, 45, entspricht nicht dem Bild eines durchschnittlichen, jungen, ungebundenen Rockers. Obwohl in Wollmütze und Band-T-Shirt gekleidet, beschäftigen den Lehrer wohl ernsthaftere Themen als 20-jährige Rock-Jungs.  «Ich liebäugelte schon immer mit dem Lehrerberuf, schränkte mich dann aber auf den Musikunterricht ein. In Leimbach und Wiedikon gebe ich an der Oberstufe Singunterricht, und ganz neu, erst seit diesem Sommer, unterrichte ich auch musikalische Elementarerziehung im Schulhaus Vogtsrain.» Es sei «total herzig», wie die 1.- und 2.-Klässler auf die Tänze und Liedchen ansprächen, die er ihnen beibringe. «Gelernt werden auch der Unterschied zwischen hohen und tiefen, langen und kurzen Tönen sowie die verschiedenen Gangarten, wie etwa Schleichen, Hüpfen, Rennen und Galoppieren. «Meines Wissens bin ich der einzige Rockmusiker, der musikalische Elementarerziehung unterrichtet.»

Schüler zwischen acht und 25 Jahren

Beim E-Gitarrenunterricht mit Schülern ab acht Jahren unterrichtet er im Schulhaus Lachenzelg sowie vor der Renovation im Schulhaus Bläsi weitere Gitarrenlernende bis etwa 25 Jahre. 90 Prozent davon sind Buben und Männer. «Ich arbeite seit 2006 über 50 Prozent an der Musikschule Konservatorium Zürich, kurz MKZ, im Schulkreis Waidberg. In der Freizeit bin ich nebst Vater der Sänger, Songschreiber und Gitarrist meiner Rockband ‚Noesberger‘. Zusammen mit den Musikern Flo Götte am Bass und Christoph Schorro am Schlagzeug haben wir unser erstes Album ‚Flowers‘ veröffentlicht.» Musik sei sehr wichtig für ihn, durch sie könne er Gefühle ausdrücken, und sie «gibt mir sehr viel». Trotzdem ist er zufrieden, nicht «nur» Rockmusiker zu sein: «Ich weiss nicht, ob ich nur mit Konzertauftritten glücklich wäre!» Seine Mitmusiker hat er an der Jazzschule Luzern kennengelernt: «E-Gitarre spiele ich schon sehr lange, Leadsänger zu sein ist für mich hingegen neu. Es stimmte bei ‹Noesberger› alles, und wir nahmen das Album innert drei Tagen im Studio auf.» Was jetzt folgt, sind Konzerte und der Wille, «nie zu stoppen», also immer dran zu bleiben.

Stolz auf ihren Lehrer

Was sagen die Schülerinnen und Schüler dazu, dass ihr E-Gitarrenlehrer in einer Rockband spielt? «Sie sind stolz auf mich, denn vielen gefällt die Art Musik, Rock mit punkigen Elementen und 70-/80er-Jahre-Einschlag, die wir bei ‹Noesberger› spielen. Es hat sogar ein paar Jungs, die mit unserem Band-Shirt in den Unterricht kommen und die unsere Plattentaufe im September besucht haben. Überrascht hat mich auch, dass ich SMS erhielt, man habe mich auf Konzertplakaten gesehen – die Jungen gehen mit offenen Augen durch die Welt.»
Der Höngger Lehrer, der fünf Jahre lang beim Frankental gewohnt hat und vor ein paar Jahren nach Adliswil gezügelt ist, freut sich über das musikalische Interesse seiner Schüler: «Musik bringt so viel, also ist es wichtig, sich damit zu befassen. Man muss dazu nicht 21 Gitarren zuhause haben wie ich!