Höngger gestaltet Steampunk-Bilder

Christian Gruber aus Höngg ist fasziniert von der Steampunk-Ästhetik. Sie gefällt ihm so gut, dass er gar grossformatige, ursprünglich digitale Bilder dazu entstehen lässt.

Christian Gruber vor einem seiner Steampunk-Bilder. Passend trägt er dazu eine Steampunk-Brille als Accessoire.

Christian Gruber, 67, wusste bis vor zwei Jahren nicht, was Steampunk ist. Jetzt ist er tief in diese Welt eingetaucht und fühlt sich darin fast wie zu Hause. Sein Werdegang jedoch hat nichts mit Steampunk zu tun. Seit vier Jahren ist der Grafiker pensioniert und hat nun endlich Zeit, seine eigenen Fantasien zu verwirklichen. «Ich habe eine Lithographen-Lehre absolviert und mein ganzes Berufsleben mit Bildbearbeitung – in den letzten Jahrzehnten digital – verbracht.» Er feilte auf Kundenwunsch hin an jedem Detail und arbeitete als sogenannter digitaler Retuscheur. «Ich sorgte dafür, dass die Models für Kosmetik-Inserate ebenmässige und natürliche Hauttöne hatten und alles makellos wirkte, so etwa auch für Autobroschüren, beschreibt Christian Gruber seinen Beruf.

Vom Scanner zu Programm «Photoshop»

Während vor 1990 mit Scannern und grossen Bildbearbeitungssystemen gearbeitet wurde, geschieht heute alles digital mittels Adobe Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen am Computer. «Seit meiner Frühpensionierung ist es mein grosses Hobby, Bilder nur noch nach meinen eigenen Wünschen zu bearbeiten. Ich bewege mich täglich in Bildbearbeitungs-Internetforen, hauptsächlich in englischsprachigen. In einem solchen Forum rief ein Mitglied vor zwei Jahren zum Wettbewerb ‹Steampunk me› auf. Man sollte das Foto einer kleinen Kanone im Steampunk-Stil bearbeiten.»

Was, wenn anstatt Elektrizität Dampf die Zukunft gewesen wäre?

Zuerst informierte sich Christian Gruber übers Internet, was denn Steampunk genau ist. «Steampunk ist eine Art Retro-Kunst. Es wird mit der Fantasie gespielt, was wäre, wenn die Entwicklung die Richtung Dampf anstatt Elektrizität genommen hätte – so etwa mit Dampf angetriebene Computer oder Flugzeuge. Alles, was aus Kunststoff gemacht ist, wäre aus Kupfer und Messing. Es wäre eine komplett andere Welt. Das Viktorianische Zeitalter, welches von 1837 bis 1901 dauerte, ist für die Steampunk-Philosophie von grosser Bedeutung.»
Steampunk ist ein Begriff in verschiedenen Szenen, so etwa auch in der Gothic-Szene, wo die «Steampunker» in aufwändiger Detailarbeit ihre Kleidung und Accessoires herstellen. Mittlerweile zu einem Trend geworden, ist der Markt an fixfertigen Kleidern und Accessoires riesig. «Richtige» Steampunker basteln dennoch das Meiste selbst. «Ehrensache, dass die Maschinen und Apparate dann auch funktionieren, natürlich nur noch selten mit Dampf. Ob sie damit einen Zweck erfüllen, ist zweitrangig, Hauptsache die Optik gefällt und es funktioniert technisch einwandfrei.»

Fotos suchen und in einen komplett anderen Zusammenhang setzen

Das Umgestalten dieses Kanonen-Bildes war der Startschuss zu seiner Steampunk-Bilder-Serie. «Ich suche mir in den kostenlosen Foto-Datenbanken Bilder, die mir gefallen, und stelle die Personen oder Gegenstände darauf in einen ganz anderen Zusammenhang, Compositing, genannt», so Christian Gruber über seine Vorgehensweise.
Rund 30 bis 40 Stunden Arbeit hat er an einem Bild. «In der Internet-Gemeinschaft ist es üblich, dann dem Fotografen und dem Model einen Link zum Bild zu mailen, so dass diese das Ergebnis anschauen können. Die Feedbacks sind immer sehr positiv. Den Leuten gefällt, was ich aus ihren Fotos mache.» Er habe jeweils eine Vorstellung des Endbildes im Kopf, aber während des Arbeitsprozesses kämen ihm immer wieder neue Ideen. «Ich arbeite oft mit Dutzenden von kleinen Bildteilen als Einzelstücken, die ich dann ins Bild einfüge und zu einem stimmigen Ganzen vereine.»
Mit seinen Werken hat er schweizweit an bisher zehn Ausstellungen teilgenommen, so auch dreimal an der Höngger CreativArt im Ortsmuseum, wo er letztes Jahr fünf Bilder verkauft hat. Seine Bilder kosten zwischen 300 und 1000 Franken. «Die Hälfte davon sind jeweils Herstellungskosten für den Leinwanddruck und das Aufziehen auf Holzkeilrahmen. Reich werde ich damit somit nicht, aber es geht mir schliesslich um die Freude, die ich an diesem Hobby habe. Umso schöner, wenn dann das eine oder andere Bild in einem Wohnzimmer hängt.»

Werke von Christian Gruber: www.be.net/chrissdesign
Kontakt: Christian Gruber, Telefon 079 409 72 79, E-Mail: christian.gruber@hispeed.ch.

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