Quartierleben
«Höngger» darf nicht mehr ins Altpapier
Entsorgung und Recycling Zürich, erz, startete eine Offensive gegen unkorrekt in Einkaufstaschen an den Strassenrand gestelltes Altpapier. Dieses wird künftig vermehrt stehen gelassen. Gar nicht mehr abgeholt wird die Quartierzeitung «Höngger». Das «Warum» ist leicht verwirrend und dürfte ein politisches Nachspiel haben.
1. April 2010 — Fredy Haffner
Ein deutschsprachiger Mitbürger aus dem nördlichen Nachbarland hat das Verhältnis der Schweizer zu ihrem Altpapier mal wie folgt auf den Punkt gebracht: «Ich kenne kein Land ausser der Schweiz, in dem Altpapier gebügelt wird, bevor man es der Abfuhr überlässt.» Tatsächlich stehen in Höngg auch heute noch jeden zweiten Montag auffällig viele winkeltreue «Bündeli» am Strassenrand. Doch dazwischen gesellen sich zum Leidwesen des erz immer wieder kommune Papiereinkaufstaschen, vollgestopft mit Zeitungen und unbezahlten Rechnungen. Zu gross ist die Versuchung, das gesammelte Altpapier zweier Wochen noch schnell, bevor der weisse Lastwagen durch die Strasse scheppert, ungebündelt zur Entsorgung bereitzustellen. Und warum nicht eine Papiertasche verwenden? Papier ist doch Papier – und das bleibt hier, heisst es doch? Doch die Taschen bereiten dem erz enorme Schwierigkeiten, denn sie sind imprägniert und die wasserabweisenden Stoffe verunreinigen die Papierfasermasse.
Unsachgemässes wird vermehrt stehengelassen
In den nächsten Monaten werden die Mannen auf den weissen erz-Fahrzeugen deshalb unsachgemäss deponiertes Altpapier vermehrt stehen lassen und mit gelben Klebern versehen. Auf denen erfahren die Abfallsünder dann, warum ihr Papier tatsächlich hier blieb – weil es beispielsweise eben in Papiertüten da stand, ungebündelt oder mit Altkarton versetzt war. Einige Tage später werden zudem Merkblätter in die Briefkästen der neuralgischen Strassenzüge verteilt. Bleiben die Tragtaschen dennoch am Strassenrand stehen, werden sie nach einigen Tagen trotzdem eingesammelt, denn das erz ist dazu verpflichtet, Fremdstoffe hin oder her – schliesslich will niemand Zustände wie in Neapel vor einigen Jahren. Einzige Ausnahme: 8049 Zürich, denn da machen nicht bloss Papiertaschen dem erz das Leben buchstäblich schwer, sondern seit Anfang 2009 auch die Quartierzeitung «Höngger». «Unsere Mitarbeiter», so Marika Wenigs vom erz, haben seit Januar 2009 in Höngg signifikant mehr Gewicht zu stemmen. Analysen haben ergeben, dass dieses ausschliesslich dem Umstand zuzuschreiben ist, dass hier der «Höngger» ins Altpapier gelangt.
Prüfung sogar durch die Empa
Eine Detailexpertise der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa hat nun aufgezeigt, dass die Gewichtszunahme der entsorgten «Höngger» auf die Konzentration der Zeitung auf lokale Schwergewichtsthemen zurückzuführen ist.» Warum sich dies im physischen Gewicht des «Hönggers» niederschlägt, ist aus der Expertise, die dem «Höngger» vorliegt, für Laien nicht ersichtlich. Doch das erz hat Konsequenzen gezogen und bittet die Hönggerinnen und Höngger, ihre gelesene Quartierzeitung – immerhin mehr als 19 Tonnen pro Jahr – künftig dem Haushaltkehricht beizumischen oder wieder, wie früher, durch einen ortsansässigen Verein einsammeln zu lassen. Gar keine Freude an diesem Wunsch haben Umweltschützer und Quartiervertreter verschiedener Parteien. Eben erst hat Höngg noch das Jubiläum der Eingemeindung zu Zürich gefeiert und nun werden dem Vernehmen nach da und dort bereits wieder, wie 1994, Pläne für eine freie Gemeinde Höngg geschmiedet. Wenn die Stadt Zürich einem Quartier eine Dienstleistung verweigere oder einschränke, so sei dies der Anfang vom Ende, wird am «Ölberg» gemunkelt. Der «Höngger» derweil ist stolz auf seine lokale Ausrichtung und gedenkt nicht, diese zu ändern.
Dieser Artikel erschien am 1. April 2010. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen, falls es diese überhaupt gibt, angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» beziehungsweise der zeichnenden Autorenschaft. Vor einer realen Adaption wird, je nach Gesinnung, ausdrücklich nicht gewarnt.
0 Kommentare