Höngg persönlich: Max Brändli, Betriebsangestellter ERZ

Wer Michael Endes Klassiker «Momo» gelesen hat und in Höngg Max Brändli von der Reinigungsequipe des ERZ begegnet, fühlt sich möglicherweise an den sympathischen Beppo erinnert. Nicht zu Unrecht, auch wenn Max Brändli seinen literarischen Berufskollegen nicht kennt.

Mit Besen und moderner Technik dem Abfall auf der Spur.

Michael Ende beschreibt in «Momo» den Strassenkehrer Beppo als einen Menschen, der seine Arbeit gern und gründlich tut – im Wissen, dass sie sehr notwendig ist. Und er lässt Beppo zur Titelheldin sagen: «Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken. Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich, dann macht man seine Sache gut und auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Strasse gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie.» Manchmal geht das bestimmt auch Max Brändli so. Seit dem 7. 7. 1977 arbeitet er als Betriebsangestellter von ERZ, Entsorgung und Recycling Zürich, in Höngg. 21 war er damals, als er, der gelernte Verkäufer, von einer Weltreise heimkehrte und von der freien Stelle erfuhr. Er füllte das Formular aus, landete hier in Höngg und blieb, was er sich, wie er sagt, nie erträumt hätte. Doch auch nach 32 Jahren macht ihm die Arbeit noch Spass: «Ich geniesse die Freiheiten, man ist hier sein eigener Meister – klar, man hat Vorgaben, aber innerhalb derselben ist man frei», sagt er und fügt an, dass die Bevölkerung hier seine Arbeit schätze, sich manchmal sogar bei ihm bedanke. Leider aber, so stellt er fest, hat auch in Höngg das Problem des Littering in den letzten zehn Jahren zugenommen. «Die Jungen», so sagt er, «lernen zuhause nicht mehr, dass man den Abfall nicht einfach auf die Strasse wirft. Wir nahmen früher von einem Picknick alles wieder mit, heute lässt man alles liegen.» Nebst der Erziehung seien aber auch die geänderten Einkaufs- und Konsumgewohnheiten mit verantwortlich: «Man kauft etwas beim Tankstellenshop, trinkt es unterhalb der Kirche und lässt alles liegen, inklusive Scherben. Oder auf dem Spielplatz der Schärrerwiese: Scherben, Müll, Zigarettenkippen, nach jedem Wochenende.» Persönlich nimmt er dies nicht, selbst dann, wenn jemand etwas direkt vor seinen Augen zu Boden wirft. Bloss was er sich manchmal anhören muss, fi ndet er bedenklich und billig. Sätze wie: «Ihr seid ja für das da». Brändli entgegnet dann jeweils, dass die Arbeit von ihm und seinen Kollegen nicht gratis sei, bezahlen müsse die Allgemeinheit – und arbeitslos wären sie auch ohne das viele Littering nicht.

Ein Bambusbesen pro Woche

Rund 20 Männer des ERZ sind für Höngg zuständig. Als Brändli hier anfing, waren es noch über 40. Klar, damals habe man weniger Putzmaschinen gehabt, doch was diese an Zeit einsparen, sei durch die steigenden Abfallmengen wieder wettgemacht worden. Und auch heute sei noch vieles Handarbeit, ein «Besenjob». Brändli schwört auf «seine» Bambusbesen, davon verbrauche er einen pro Woche. Das Staunen des Gesprächspartners quittiert er mit der staubtrockenen Bemerkung, dass er früher einen bis zwei Reisbesen verbraucht habe – pro Tag. Max Brändli weiss nicht, wie viele Kilometer Strasse er in seinem Leben schon gewischt und geputzt hat. Was er aber sicher weiss, ist, dass er eines Tages mit seiner Frau in deren Heimat Brasilien leben möchte, sofern die Gesundheit es zulässt. Das Haus steht bereits. Die Ferien dort alle drei Jahre und überhaupt der Gedanke daran gäben ihm Schub, wie er es nennt, um die Zeit bis zur Pensionierung noch weiter in Höngg mit Freude zu arbeiten. Eben doch wie Strassenkehrer Beppo: Schritt – Atemzug – Besenstrich.

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