Höngg ohne Strom

Am Sonntagmorgen ging in gewissen Gebieten Hönggs gar nichts mehr – jedenfalls alles, was auf Strom angewiesen war. Ein beschädigtes Kabel an der Holbrigstrasse legte von 8.28 bis 10.23 Uhr die Stromversorgung lahm.

Irgendwo hier im Untergrund der Holbrig-Strasse ist ein Kabel defekt.

Wer am Sonntagmorgen im Gebiet Am Holbrig, Zwielplatz sowie  Winzerhalde oder Am Wasser nach 8.28 Uhr einen Kaffee machen oder nach der Dusche die Haare föhnen wollte, schaltete ins Leere: die Geräte blieben kalt und stumm. Allenthalben wurden zuerst die Sicherungen geprüft, dann ein Blick in die Nachbarschaft – nein, auch dort nirgends ein Licht – und dann mit dem Handy ein Anruf beim Störungsdienst des ewz. Doch dort kam bereits nur noch die Meldung, dass alle Leitungen besetzt seien. Nun gut, dann eben ohne Strom. Wer konnte, legte sich wohl nochmals ins Bett im Vertrauen darauf, dass das, was in anderen Ländern Tage dauern kann, bei uns eine Frage von wenigen Stunden sein wird. Was es dann ja auch war.
Was genau zum Kabeldefekt führte, war bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt, wie Marie Avet von der ewz-Unternehmenskommunikation mitteilte: «Den Grund für den Defekt kennen wir noch nicht. Dazu muss das Kabel erst noch ausgegraben und genauer untersucht werden. Gründe für solche Defekte können verschiedene sein, wie zum Beispiel Beschädigungen durch Bauarbeiten, Senkung, ausgelöst durch Wasser oder Regen sowie altersbedingte Defekte.»
Während die genannten Strassenabschnitte ganz ohne Strom blieben, kam es in weiter umliegenden Gebieten durch den Stromausfall zu einem Spannungsabfall, wie dem «Höngger» verschiedentlich berichtet wurde: Elektrische Anzeigen und Computer fielen kurz aus, liefen aber sogleich weiter – was bei Anzeigen eine Neueinstellung erforderte und beim Computer allenfalls aufwändigere Konsequenzen hatte.

Unvergessliche Konfirmationsfeier

Weniger ruhig nahmen es derweil die Organisatoren des Konfirmationsgottesdienstes in der reformierten Kirche. Pfarrer Markus Fässler und sein Team waren gefordert und die Konfirmandinnen und Konfirmanden ebenso. Ohne Strom keine Orgelmusik, kein E-Piano und keine Filmeinspielungen, keine Fotos zum vergangenen Konfirmandenjahr und keine Powerpointpräsentation zum Thema Glück. Das fehlende Licht war offensichtlich noch das Wenigste. Spontan wurde umdisponiert und alle Elemente des Gottesdienstes, welche ohne Strom auskommen, an den Anfang verlegt – in der aus christlicher Sicht nicht unüblichen Hoffnung, dass es dann schon wieder «Licht werde». Was denn tatsächlich auch geschah, allerdings wohl nicht mit göttlicher Hilfe, sondern Dank dem Service-Team des ewz: «Gerade als wir zu jenem Teil des Gottesdienstes kamen, der ohne Strom viele Elemente der von den Konfirmandinnen und Konfirmanden erarbeiteten Beiträge im Dunkeln gelassen hätte, ging in der Kirche das Licht an», erzählte Pfarrer Markus Fässler am Nachmittag rückblickend. «Hätte man diesen Effekt planen wollen, man hätte es nicht besser machen können.»
Ende gut, alles gut – und so wurde der Tag, der für Einzelne damit begonnen hatte, dass sie gerade noch knapp die Frisur für den grossen Tag hatten föhnen können, zu einem doppelt besonderen Ereignis. Und wer derweil noch weiter geschlafen hatte, genoss den Kaffe bestimmt auch nach 10.23 Uhr noch.

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